KLARTEXT - 29. Juni 2023

Die Digitalisierung scheitert in Deutschland voran

Deutschland ist in Sachen Digitalisierung nur europäisches Mittelfeld. Dabei sind digitale Prozesse v.a. in der Verwaltung zwingend nötig.

Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Das sagte Angela Merkel 2013 zu Barack Obama. Zehn Jahre später spiegelt dieses Zitat leider immer noch das Verhältnis Deutschlands zur Digitalisierung. In jeder Analyse landet Deutschland mit dem Digitalisierungsgrad im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld. Laut dem Digital Riser Report 2021 liegt Deutschland sogar auf dem drittletzten Platz im G-20-Vergleich. Im E-Government Development Index aller 193 Länder belegt Deutschland nach den Plätzen 16 (2016) und 14 (2018) inzwischen Platz 22 (2022). Die Pandemie hat die Welt sicherlich bei der Digitalisierung vorangetrieben, nur Deutschland scheitert bei dem Thema voran. Unterschriftserfordernisse könnten beispielsweise als ein dreizeiliges Gesetz geregelt werden, indem man als Obervorschrift für 1.773 deutsche Gesetze den Begriff „händische Unterschrift“ durch „… oder durch digitale Signatur“ übergreifend für alle Gesetze erweitert. Ein anderes Beispiel ist das Geldwäschegesetz, das beispielsweise Steuerberater, Banken und Notare verpflichtet, zeitnah Auffälligkeiten an die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) zu melden. Es hilft aber nichts, wenn dort 279.000 unbearbeitete Meldungen
liegen. Bereits bei Gesetzeskonzeptionen ist deshalb zwingend im Vorfeld zu klären, mit welchen Mechanismen (und Arbeitskräften) entsprechende Datenvolumina überhaupt bearbeitet werden können. Der Fachkräftemangel macht auch vor der Verwaltung nicht halt. Analoge Prozesse eins zu eins zu digitalisieren, ist meist nicht die richtige Lösung. Digitale Prozesse in der Verwaltung sind zwingend neu zu denken, damit das Voranscheitern nicht noch weiter voranschreitet.

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Zum Autor

Prof. Dr. Peter Krug

Chief Markets Officer (CMO) und stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

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