Umweltschutz - 29. Juni 2023

Zeichen stehen weiterhin auf Grün

Die vergangenen Jahre waren herausfordernd. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf Handelsbeziehungen, der angespannten politischen Lage, der daraus resultierenden hohen Inflation und drohenden Rezession belasten noch heute. Befürchtungen, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel noch weiter in den Hintergrund treten könnten, blieben unbegründet.

Es ist zynisch, doch der Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundene Boykott der Energielieferungen aus Russland waren – entgegen ersten Erwartungen – ein Booster für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa. Denn neben den erforderlichen Energieeinsparungen liegt der Fokus auf nachhaltig sicherer Energieversorgung zu berechenbaren Preisen. In diesem Kontext erkannten alle Stakeholder von Unternehmen und Organisationen die Bedeutung von Environmental, Social and Governance (ESG) und dem von der europäischen Kommission angestoßenen Green Deal. Öffentliches Engagement, aber auch das aus 2021 nachwirkende Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz fördern und fordern verstärkte Anstrengungen von Unternehmen, Gesellschaft und Staat zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels.

Was treibt ein Unternehmen an?

Die europäischen Institutionen sind die stärksten Treiber des Wandels. Der European Green Deal ist ein umfassendes Aktionsprogramm der Europäischen Union (EU), das im Dezember 2019 von der Europäischen Kommission vorgestellt wurde. Ziel des European Green Deal ist es, Europa bis 2050 zu einem klimaneutralen Kontinent zu machen, indem der Ausstoß von Treibhausgasen auf null reduziert wird. Das Aktionsprogramm umfasst eine breite Palette von Maßnahmen zu Emissionsreduzierung, erneuerbaren Energien, Energieeffizienz, nachhaltiger Mobilität, Kreislaufwirtschaft, Landwirtschaft und Biodiversität. Die Auswirkungen kommen sukzessive auch bei den Unternehmen an. Spürbar aus der EU sind die neuen Berichtspflichten nach Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Wesentlicher Inhalt des Vorschlags ist die Veröffentlichung (Offenlegung) von Informationen mit Nachhaltigkeitsbezug, Angaben zu den sechs Umweltzielen der EU (Environmental), wie Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Wasser- und Meeresressourcen, Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung, biologische Vielfalt und Ökosysteme, und Angaben zu gesellschaftlichen Aspekten (Social) und zu denen der Unternehmensführung (Governance). Im Vergleich zur alten Richtlinie unterliegen weit mehr Unternehmen der Berichtspflicht:

  • mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
  • mit einer Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen
    Euro oder
  • mit einem Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro.

Damit sind nun statt 11.000 Unternehmen in der EU rund 50.000 verpflichtet; in Deutschland etwa 15.000, von denen etwa 8.000 Mandanten von DATEV-Mitgliedern sind.
Ziel der Richtlinie ist es, mehr Daten zu erheben und zu veröffentlichen, um mehr Transparenz und Vergleichbarkeit zu anderen Unternehmen zu schaffen und aufzuzeigen, welche Handlungsfelder verbessert werden können.
Ein weiteres Beispiel für mehr Regulierung aus Deutschland ist das zum 1. Januar 2023 in Kraft getretene Lieferkettengesetz. Dieses regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in den globalen Lieferketten, also beispielsweise den Schutz vor Kinderarbeit oder das Recht auf faire Löhne sowie den Schutz der Umwelt. Betroffen davon sind Unternehmen mit mindestens 3.000 Mitarbeitern.
Mit zusätzlichen Maßnahmen ist zu rechnen, auf EU-Ebene zum Beispiel die Ökodesign-Richtlinie, die schon bei der Entwicklung eines Produkts Energieeffizienz als Designelement einfordert. In Deutschland liegt ein Referentenentwurf für ein Energieeffizienzgesetz vor, das Rechenzentrumsbetreiber zur Nutzung von erneuerbaren Energien verpflichten soll und die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren vorschreibt.
Aber neben den gesetzgebenden Organen gibt es weitere Stakeholder, die Maßnahmen rund um ESG einfordern. Für den Mittelstand sind es vor allem auch Kreditinstitute. Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken, die den deutschen Mittelstand betreuen, der noch nicht von der CSRD-Richtlinie erfasst ist, sind bei ihren Kunden besonders aktiv. So lassen diese ihre Firmenkundenberater entsprechend ausbilden, damit sie Kunden gezielt ansprechen können. Sie stellen Informationsmaterialien und Portale speziell für den Mittelstand bereit. Denn auf lange Sicht wird die Auskunfts- und Berichtsfähigkeit Voraussetzung sein, um überhaupt eine Finanzierung zu bekommen oder um die Kosten der Finanzierung zu beeinflussen. Auch Versicherer verlangen heute die Dokumentation von physischen und transitorischen Umweltrisiken sowie einen Maßnahmenkatalog, der nachvollziehen lässt, wie diese Risiken minimiert werden. Hinzu kommen die Erwartungen von Mitarbeitern, Kunden und Investoren an Nachhaltigkeitsstrategien, Zielen und Umsetzungsmaßnahmen, die nachvollziehbar dokumentiert sind. Auch ökonomische Handlungsmotive spielen eine Rolle, um die Klimaziele zu erreichen. Ressourceneinsparung schützt die Umwelt und reduziert die Betriebsausgaben.
Die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie hat viele Vorteile, auch für die Markenreputation und Kundenbindung, die Kostenreduzierung und die Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten und Märkte.

  • Kosteneinsparungen: Eine nachhaltige Geschäftspraxis kann dazu beitragen, die Betriebskosten zu senken und die Effizienz zu steigern, indem beispielsweise Energie- und Ressourcenverbrauch reduziert werden. Langfristig können diese Einsparungen die Rentabilität erhöhen.
  • Risikomanagement: Unternehmen können durch eine nachhaltige Geschäftspraxis potenzielle Risiken im Zusammenhang mit Umwelt- und Sozialauswirkungen mindern, die das Unternehmen und seine Reputation gefährden könnten. Indem Unternehmen nachhaltige Praktiken implementieren und transparent über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten, gewinnen sie das Vertrauen und die Loyalität ihrer Kunden und Investoren.
  • Wettbewerbsvorteile: Nachhaltige Unternehmen können von Kunden und Investoren bevorzugt werden und damit einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Eine gute Nachhaltigkeitsleistung kann dazu beitragen, das Image zu verbessern, das Markenvertrauen zu stärken und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.
  • Regulatorische Anforderungen: Viele Regierungen und Aufsichtsbehörden haben Gesetze und Vorschriften erlassen, die Unternehmen dazu verpflichten, über ihre Nachhaltigkeitsleistung zu berichten oder bestimmte Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. Unternehmen, die diese Standards erfüllen, können potenzielle Strafen und Sanktionen vermeiden und auch von Anreizen profitieren, die von Regierungen und Aufsichtsbehörden angeboten werden.

Eine nachhaltige Geschäftspraxis wird also nicht nur dazu beitragen, Umwelt- und Sozialprobleme zu lösen, sondern auch das Unternehmen wirtschaftlich zu stärken und langfristig erfolgreicher zu machen.

Energie tanken bei DATEV

Auf politisch-wirtschaftlicher Ebene ist durch den Verlauf des Ukraine-Kriegs die Perspektive für die Erzeugung und den Einsatz erneuerbarer, also regenerativer Energien in den nächsten Jahren deutlich besser geworden. Vor allem weil regulatorische Hemmnisse abgebaut wurden. Auch DATEV hat Fortschritte erzielt: Ideen, die früher nicht wirtschaftlich waren, wie die Überbauung von unternehmenseigenen Parkflächen mit Solarmodulen, werden derzeit erneut geprüft. Um die Energieversorgung zu stabilen Preisen zu sichern, wurde in einer Vorstudie eines externen Ingenieurbüros die Finanzierung eines Investments in einen Energiepark für erneuerbare Energien untersucht und befürwortet. Denn im Energiebeschaffungsprozess soll zukünftig nicht mehr ausschließlich auf den klassischen Spotmarkt eingekauft werden. Ziel ist es mittelfristig, das DATEV-Energieportfolio auf breitere und risikogestreute Beine zu stellen.

Noch sieben Jahre bis zum Ziel

DATEV hat das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Das gelingt durch die konsequente Verringerung und Vermeidung von Emissionen, etwa durch die Nutzung von energieeffizienten und innovativen Technologien, wie eine nachhaltige Software-Entwicklung sowie nachhaltige Produkte in der Soft- und Hardware und bereits energiesparendes Programmieren. Das wird durch die drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales gestützt. Um die Umsetzungserfolge transparenter und messbarer zu machen, arbeitet DATEV mit einer CO2-Management-Software, mit deren Hilfe der Fußabdruck der vergangenen beiden Jahre neu berechnet wurde. Daraus wurden im Rahmen einer internen Evaluierung die relevanten Handlungsfelder identifiziert und mögliche Zukunftslösungen abgeleitet. „Mit den ersten Product Carbon Footprints für die Lohnabrechnung, DATEV Arbeitnehmer online, DATEV Rechnung sowie DATEV E-Rechnung haben wir bewiesen, dass Digitalisierung durch die Dematerialisierung am Ende auch Dekarbonisierung bedeutet“, erklärt Claus Fesel, Leiter Nachhaltigkeit bei DATEV. Er ist mit seinem Team für die Strategie im Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt bei DATEV verantwortlich. „In den vergangenen Monaten haben wir die Ziele intern mit allen wichtigen Stakeholdern, die bei der CO2-Reduzierung in den kommenden Jahren maßgeblich unterstützen können, geschärft. Wichtig war zudem, dass wir für den CO2-Ausstoß pro Euro Umsatz einen Key Performance Indicator (KPI) eingeführt haben.“ Entscheidend sei, insbesondere sicht- und damit messbar zu machen, an welchen Stellen Veränderungen wirklich CO2 reduziert haben, ergänzt Michael Buckow, DATEV-Nachhaltigkeitsbeauftrager. Je detaillierter erfasst werden kann, welche Papiersorten bedruckt werden, desto besser kann man entsprechend passende Projekte initiieren, um den Fußabdruck zu verringern. Deshalb gehe es nun für ihn zunächst darum, fein zu justieren, wie die Daten am aussagekräftigsten erfasst werden können.
Um die Klimaneutralität in den nächsten sieben Jahren zu erreichen, setzt DATEV neben alternativen Energiebeschaffungsoptionen auf interne Unterstützung. Die sogenannte Green Community of Practice, kurz Green-CoP, mit mehr als 500 DATEV-Mitarbeitern als Impulsgeber.
„Wir möchten im besten Fall mit der DATEV-Nachhaltigkeitsberichterstattung der Regulatorik einen Schritt zuvorkommen und natürlich auch unsere Mitglieder und deren Mandanten unterstützen“, sagt Claus Fesel. Nachhaltigkeitsberichterstattung, Offenlegung von nichtfinanziellen Informationen – all dies werden künftig Themen sein, zu denen sich die Steuerberater mit ihren Mandanten auseinandersetzen müssen. Der DATEV-Außendienst hat hierzu ein umfangreiches Beratungsangebot vorbereitet; es gibt aber auch entsprechende Weiterbildungsangebote.

MEHR DAZU

finden Sie unter www.datev.de/nachhaltigkeit

Zur Autorin

Astrid Schmitt

Redaktion DATEV magazin

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