Plattformen und Partnering - 23. Juni 2020

Digitale Transformation der
Geschäftswelt

Google, Amazon, Facebook und Apple beherrschen die globale Wirtschaft. Das Geschäftsmodell der sogenannten GAFA-Konzerne basiert auf der Idee eines Ökosystems, das sich einer digitalen Plattform bedient. Auch DATEV betreibt dieses Partnermodell im Interesse ihrer Mitglieder und Kunden.

Das genossenschaftliche Ökosystem ist Teil des Konzepts zur digitalen Transformation der Geschäftswelt, indem es die für DATEV-Mitglieder relevanten Wirtschaftssubjekte mit konsequenter Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung verbindet. Im Fokus steht die digitale Kanzlei als zentraler Partner, Leistungsträger und Dienstleister. DATEV befindet sich inmitten der Plattformökonomie. Seit 2015 werden auf dem ­DATEV-Marktplatz Software-Lösungen von DATEV-Software-Partnern und Anbietern mit DATEV-Schnittstelle gelistet, die die DATEV-Produkte ergänzen. Mittlerweile gibt es über 200 Partnerlösungen, Tendenz steigend.

Und wie auf einem Marktplatz herrscht auch hier emsiges Treiben. Neben der Digitalisierung im Ökosystem geht es vor allem um die Integration in andere Ökosysteme. So verbessert beispielsweise die Anbindung an den Zahlungsdienstleister PayPal für Geschäftskunden die Prozesse in der Zusammenarbeit ­zwischen unseren Mitgliedern und deren Mandanten.

Vom DATEV-Marktplatz profitieren alle Teilnehmer gleicher­maßen: DATEV schließt die Lücke für eine Zusammenarbeit mit Partnern für Produkte, die sie selbst nicht anbietet, und die Partner halten ihre Lösungen auf einer nicht selbst gehosteten Plattform bereit. Die Software-seitige Zusammenarbeit ist durch eine regelmäßige technische Prüfung der Schnittstelle stabil. Und vor allem ermöglichen die Partnerlösungen den DATEV-Mitgliedern eine durchgängige Zusammenarbeit mit ihren Mandanten. Doch das Potenzial, das die Plattformökonomie ­bietet, ist damit bei Weitem noch nicht erschöpft. An der nächsten Ausbaustufe des DATEV-Ökosystems arbeitet das Team um ­Geschäftsleitungsmitglied der DATEV und Leiterin Eco­system & Enterprise Architecture Management Jutta ­Rößner. Denn die Kunden erwarten eine ganzheitliche Prozessunterstützung, innovative Ideen und Zugang zu Unternehmensdaten, die ihnen neue digitale Geschäftsmodelle und Beratungsansätze ­ermöglichen.

Derzeit erfüllt DATEV diese Erwartungshaltung wenig, räumt Jutta Rößner ein: „Bisher liegt unser Fokus noch zu sehr darauf, sowohl die leistungserstellenden Prozesse in der Kanzlei als auch die Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Mandant zu ­digitalisieren und zu optimieren. Das Ökosystem durch Inno­vationen und neue Geschäftsmodelle zu gestalten, betrachten wir bisher noch zu wenig.“

Doch das digitale Ökosystem steht in den Startlöchern. Um aber für unsere Mitglieder und deren Mandanten als ein funktionierendes Ökosystem neuerer Prägung zu gelten, muss sich die gewohnte Zusammenarbeit der Teilnehmer auf dem DATEV-Marktplatz ändern.

Ganzheitliche Prozessunterstützung

Dazu gehört, den Partnern mehr Freiräume zu ermöglichen. Denn DATEV muss und kann nicht mehr alles selbst entwickeln. Innovationen können Partner zum Teil schneller und unkomplizierter umsetzen als die Genossenschaft. Warum nicht das Innovationspotenzial von Partnern nutzen? Jutta Rößner betont: „Wir müssen uns als DATEV auf die Kernkompetenzen konzentrieren, die wir haben. Und das ist nach wie vor alles rund um buchhalterische und betriebswirtschaftliche Themen. Alles, was darüber hinausgeht, können wir mit Partnern ergänzen.“

Das bedeutet, ­Lösungen zu finden, die die ­gesamte Wertschöpfungskette in der ­Zusammenarbeit von Kanzlei und Mandant ­lückenlos ­unterstützen.

Und das bedeutet eben nicht nur, neben eigenen Lösungen, Partnerlösungen auf dem DATEV-Marktplatz aufzunehmen und über Schnittstellen wie DATEVconnect online in die DATEV-Welt zu integrieren. Das bedeutet, Partner einzuladen, sich mit Ideen zu beteiligen und Lösungen zu finden, die die gesamte Wertschöpfungskette in der Zusammenarbeit von Kanzlei und Mandant ­lückenlos unterstützen. „Wir helfen uns gegenseitig“, so Jutta Rößner. DATEV stellt als Administrator lediglich die Plattform, das primäre Innovationsrisiko tragen die Partner. Einen ersten Schritt hat DATEV bereits unternommen. Auf dem ­DATEV ­Developer Portal werden technische Dokumentationen für die Entwicklung von Schnittstellen zu den DATEV-Programmen bereitgestellt. Beispielsweise sollen darüber Schnittstellen für die automatisierte Übernahme von Lohndaten oder Belegen aus ­anderen Anwendungen programmiert oder Buchhaltungssys­teme angebunden werden, die Belege ins Rechenzentrum zur ­direkten Weiterverarbeitung übermitteln.

Gemeinsam genutzte Daten und Services

Die Einbindung der Partner geht noch weiter. „Wir wollen den Datenschatz, den wir haben, auswertbar machen, um daraus wichtige Grundlagen für die Mitglieder zu schaffen, erweiterte Beratungen für Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Natürlich unter Berücksichtigung der gewohnten beziehungsweise für DATEV üblichen Standards des Datenschutzes“, skizziert es Jutta Rößner. Mit dem Ziel, dass diese im Zusammenspiel mit DATEV bestehende Angebote für unsere Mitglieder und deren Mandanten um eigene Daten anreichern. Vorstellbar sind beispielsweise Dienstleistungen, die über die DATEV-Benchmarks wie den Lohn Benchmark online hinaus Mehrwerte bieten. Dazu könnten die Partner den von DATEV bereitgestellten anonymisierten und aggregierten Daten weitere Daten zusteuern, die DATEV nicht selbst erhebt – etwa Branchenkennzahlen –, und daraus ergänzende Beratungsangebote für Steuerberater und deren Mandanten generieren.

Gemeinsam mit den Partnern könnte solch eine Plattform für die Vermittlung von Software, Beratung, Wissen, Daten und Dienstleistungen für B2B entstehen, um den DATEV-Mitgliedern zu ermöglichen, ihre Beratungsleistung gezielter einzubringen. Sie wären nicht nur Kunden, sondern könnten auch selbst Dienstleistungen anbieten sowie Software und Services der DATEV im Rahmen der Zusammenarbeit an ihre Mandanten vermitteln. DATEV ­könnte auf der Plattform diese Software und ­Services den Mandanten und Unternehmen im Nichtmitgliedergeschäft anbieten. Was die Services betrifft, ist DATEV bereits einen Schritt weiter: Ganz aktuell gibt es auf dem DATEV-Marktplatz einen Anbieter für Videokonferenzen. Mit diesem Angebot spricht DATEV nicht nur Mitglieder an, sondern auch deren Mandanten.

Neue Geschäftsmodelle

Perspektivisch seien auf dem DATEV-Marktplatz völlig neue Geschäftsmodelle denkbar, so Jutta Rößner. „Wir merken, dass um uns herum Plattformgeschäftsmodelle entstehen, die ursächlich mit der eigentlichen Kernkompetenz gar nichts zu tun haben“, so beispielsweise in der Musikbranche. Wo früher Musik nur digitalisiert wurde, gibt es jetzt mit Spotify ein völlig neues Geschäftsmodell. Übertragen lässt sich die Idee nicht nur auf Geschäftsmodelle für die Mitglieder und Unternehmen, sondern auch auf DATEV selbst. Ein mögliches Geschäftsmodell könnte so aussehen, dass die Plattform für Partner offen ist und DATEV an jeder Nutzung partizipiert. Dass auch der Mitbewerber diese Plattform nutzen könnte, wäre gar nicht so realitätsfern und gewünscht. Schon heute sind auf dem ­DATEV-Marktplatz Mitbewerber präsent. So enthalten ERP-­Systeme auch Funktionen der Buchführung.

„Daraus ein Geschäftsmodell zu machen, wäre natürlich eine Herausforderung, aber damit wollen wir uns beschäftigen“, so Jutta Rößner. Denn wenn DATEV es nicht tut, wird es ein anderer sein, der eine solche Plattform anbietet. Und DATEV hat die besten Voraussetzungen dafür. 

Mehr dazu

Ergänzende Lösungen von DATEV-Software-Partnern und Anbietern mit DATEV-Schnittstelle rund um das DATEV-Produktportfolio unter www.datev.de/marktplatz

Zu den Autoren

Birgit Schnee

Redaktion DATEV magazin

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Carsten Fleckenstein

Redakteur und Podcaster bei DATEV.

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