Wachstum - 26. Juni 2020

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit

Sprache ist lebendig. Unser Wortschatz wächst ständig um neue Begriffe. Herdenimmunität ist solch ein Wort, das seit der Corona-Krise über Nacht zum Allgemeinwissen gehört. Ein älteres Beispiel ist Nachhaltigkeit – und bei DATEV immer aktuell und relevant.

Google spuckt zum Begriff der Nachhaltigkeit nahezu 44 Millionen Suchergebnisse aus. Ein Begriff, dessen ­Bedeutung das Gute transportieren soll, den Einklang von Mensch und Natur, und der dennoch keine ganz klare Kontur aufweist. Entscheidet sich ein Unternehmen dafür, nachhaltig zu sein, hängen vor allem auch Geschäftszahlen daran.

Nachhaltigkeit ist fest in der DATEV-DNA verankert. ­Diana Windmeißer, DATEV-Finanzvorständin, in deren ­Ressort auch die Nachhaltigkeit des Unternehmens fällt, spricht von einer langen Tradition in der Genossenschaft: „Wäre Nachhaltigkeit ein Mitarbeiter, dann hätte die Person schon eine sehr lange Firmenzugehörigkeit.“ Es gibt ein einheitliches und unternehmensweites Verständnis davon, was sich unter dem wohlmeinenden Begriff subsumiert: drei Säulen – eine ökonomische, eine ökologische und eine soziale. Erst dieser Dreiklang kann die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens mit gesellschaftlicher Verantwortung sicherstellen.

Nachhaltige Geschäftsentwicklung

In einem Unternehmen fallen Entscheidungen auf vielfältigste Weise. Das wohlüberlegte Abwägen von DATEV gibt meistens bei Beschlüssen den Ausschlag. Nachhaltigkeit folgt im ökonomischen Kontext einem hehren Ziel: im Einklang mit Mitarbeitern, Gesellschaft und Umwelt agieren, damit das Unternehmen im gleichen oder idealerweise noch besseren Zustand an die nächste Generation weitergereicht wird. „Unser Ziel ist Stabilität und die wirtschaftliche Sicherung für unsere Mitglieder, für ­DATEV und für unsere Mitarbeiter“, so Diana Windmeißer. „Wir richten uns nicht auf kurzfristige Gewinne aus. Wir verfolgen eine langfristige Strategie und Stabilität, um den Berufsstand und damit unsere Mitglieder für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu ­sichern. Gleich, welche Tendenzen aus dem internationalen ­Umfeld, der europäischen Gesetzgebung kommen, wir wollen die Geschäftsfähigkeit unserer Mitglieder stabilisieren und den Wettbewerbsvorteil der Steuerberater auch beibehalten.“

Unser Ziel ist ­Stabilität und die wirtschaft­liche ­Sicherung für ­unsere Mitglieder.

DATEV ist nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgelegt. Das ist auch nicht Ziel und Zweck der Genossenschaft, sondern die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder sowie für diese zeitgemäße und passende Produkte und Dienstleistungen bereitzustellen und nachhaltige Investitionen zu tätigen. „Wenn wir ­Gewinne erwirtschaften, die wir nicht ausschütten, auch nicht als Rückvergütung, dann sind die für künftige Rücklagen und Investitionen gedacht, wie Infrastruktur, Rechenzentrum, Betriebs­stabilität, neue Produkte und Dienstleistungen“, erklärt CFO ­Diana Windmeißer. „Wir unterscheiden im Wesentlichen ­zwischen langfristigen und kurzfristigen Planungen. Mit dem ­Budgetjahr blicken wir immer auf die nächsten zwölf Monate. Wo liegen unsere Prioritäten? Wohin verteilen wir die zur Verfügung stehenden Mittel? Darüber hinaus ist eine langfristige Perspektive, also eine Fünfjahresplanung ist in gewisser Weise eine ­Absichtserklärung: Wo möchten wir hin? Und wie planen wir langfristige Investitionen? Das ist eine grob skizzierte Linie.“

Nachhaltiges Wirtschaften hat weitere Aspekte. Ein wichtiger Planungsansatz sind für Claudia Maron, Leiterin der Abteilung Governance, ausgewählte Nachhaltigkeitskennzahlen: „Wir ­planen mit den Verantwortlichen ökologische und soziale Ziele für DATEV. Die daraus abgeleiteten Kennzahlen bilden den ­Rahmen unseres nachhaltigen Handelns, nicht nur kurzfristig, sondern auch mittelfristig.“ Um eine Sensibilisierung für eine nachhaltige Unternehmenspolitik zu erlangen, hat die Genossenschaft bereits seit 2013 verpflichtend eine Entscheidungs­matrix eingeführt. Anhand klarer und einfacher Kriterien wird die Nachhaltigkeit im Unternehmen von Beginn an im Entscheidungsprozess berücksichtigt. Eine Checkliste macht trans­parent, ob sich ein Beschluss positiv, neutral oder negativ auf eine der drei Nachhaltigkeitsdimensionen ökonomisch, ökologisch und sozial auswirkt. Dafür wurde DATEV 2016 von der ­Péter-Horváth-Stiftung Stiftung gemeinsam mit dem Internationalen Controller Verein (ICV) ausgezeichnet. Seitdem ist die Checkliste auch bei anderen Unternehmen und in Fachkreisen sehr gefragt.

Das Ziel ist eine möglichst umfassende Betrachtungsweise der kompletten Wirkungsketten. So nützt es laut Claudia Maron nichts, nur vor der eigenen Tür zu kehren, sondern auch darauf zu achten, dass Lieferanten Standards einhalten. Mit einem Lieferantencheck findet die Nachhaltigkeit auch Eingang in die ­Beziehung zu Geschäftspartnern. Mittlerweile ist man Teil einer Green Controlling Community – einem Fachkreis deutscher ­Unternehmen, dem auch die Deutsche Telekom AG oder die Zeppelin Universität Friedrichshafen angehören. Gerade entsteht ein gemeinsames Whitepaper, wie sich Nachhaltigkeit künftig noch besser und differenzierter in der ökonomischen ­Dimension abbilden lässt.

DATEV verpflichtet sich freiwillig dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), einem branchenübergreifenden Transparenzstandard. Die unternehmerische Nachhaltigkeitsleistung wird somit sichtbar. Für Claudia Maron bedeutet das: „Wir können anhand des DNK ablesen, wo wir im Vergleich mit anderen Unternehmen stehen.“ Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten der EU haben 2014 eine Richtlinie zur Erweiterung der Berichterstattung von großen kapitalmarktorientierten Unternehmen verabschiedet, die sogenannte CSR-Richtlinie. ­DATEV erlegt sich freiwillig seit 2018 diese Richtlinie auf und erhöht damit die Transparenz über ökologische und soziale ­Aspekte von Unternehmen der Europäischen Union.

Umweltschutz als Managementaufgabe

Die ökologische Nachhaltigkeit fordert Unternehmen bei allen wirtschaftlichen Bestrebungen dazu auf, die Umwelt zu ­schonen. Diana Windmeißer betont: „Wir leben den Nachhaltigkeitsgedanken eigentlich schon immer. Und zwar nicht, weil wir müssen, sondern weil wir wollen.“ Seit 1996 sorgt der DATEV-Umweltbeauftragte Harald Oelschlegel für ein grundsätzliches Bewusstsein der ökologischen Relevanz bei DATEV. Heute kann die Genossenschaft auf zahlreiche umgesetzte Maßnahmen blicken. Auf den Dächern der Standorte DATEV III, IV und des IT-Campus in Nürnberg wurden mittlerweile vier Photovoltaikanlagen installiert, die für eine Strommenge von rund 450.000 Kilowattstunden sorgen. Längst sind diese Anlagen nicht ausreichend, um den kompletten DATEV-Stromverbrauch zu decken. Doch die Anlage ist ein Baustein und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Die gesamte Energieversorgung für die Nürnberger Standorte und sämtliche ­Niederlassungen einschließlich des energieintensiven ­Rechenzentrums wird seit 2014 durch Ökostrom gesichert. Unermüdlich arbeitet DATEV daran, knappe Ressourcen weiter zu schonen.

Harald Oelschlegel hat sich zum Ziel gesetzt, die Informations- und Kommunikationstechnik bei DATEV möglichst umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten: „Durch den Einsatz von effizienten IT-Systemen, durch Virtualisierung und Einhausung sowie durch Optimierung der Kühlung wird viel Energie gespart.“ Geplant ist, die Luftbefeuchtung von zentral auf ­dezentral umzustellen.

Mobilität ist ein weiterer Schwerpunkt der ökologischen Nachhaltigkeit bei DATEV. Darin sind sich sowohl CFO Diana Windmeißer als auch Harald Oehlschlegel einig. Galt bisher eine Car Policy mit einem Spritverbrauch von rund 1,4 Millionen ­Litern jährlich, geht es nun um Mobilität allgemein und um ­Alternativen, wie etwa die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Eine mobile Arbeitsplatzstrategie gibt es seit Jahren. So können mittlerweile fast alle Mitarbeiter mobil von zu Hause aus arbeiten. Damit entfallen tägliche Anfahrtswege, womit wiederum Energie gespart wird. Diana Windmeißer bringt es auf den Punkt: „Die beste Mobilität ist immer noch die, die gar nicht erst stattfindet.“ So hat DATEV als Unternehmen flexibel auf den Shutdown in der Corona-Krise reagieren können. Die Digitalisierung erfährt durch die Krise einen Schub. „Wir ­hoffen darauf, dass sich das als eine nachhaltige Auswirkung manifestiert, denn die Digitalisierung kommt Kanzleien und Unternehmen auch in Nichtkrisenzeiten zugute“, so Diana Windmeißer. „Dennoch müssen wir in Zukunft ganz verstärkt über digitale Sparmaßnahmen nachdenken“, mahnt die ­Finanzvorständin. Es reiche nicht aus, nur kontinuierlich den Speicherplatz zu erweitern, sondern sich auch immer wieder redundanter Daten zu entledigen. „Das wird eine der künftigen organisatorischen Aufgaben bei DATEV sein, noch kollaborativer zu arbeiten.“ Die große Herausforderung wird Digital Cleaness sein, wie der Stromverbrauch und damit Kosten minimiert und wo unter diesem Gesichtspunkt die Serverfarmen angesiedelt sein werden.

Der Umweltbeauftragte hat Pläne für die Zukunft: „Der zunehmende Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung weiterer Photovoltaikanlagen sowie sparsamere Autos können die Energieeffizienz noch verbessern. Mittelfristig müssen wir darüber nachdenken, wie DATEV komplett klimaneutral werden kann.“

Beschäftigte und Gesellschaft

Das Wort gemeinsam hat für Diana Windmeißer einen ­besonderen Klang: „Es ist Teil unseres Wertekanons und tatsächlich in den DATEV-Genen verankert“ und damit auch eine Verpflichtung, sozial und gesellschaftlich nachhaltig zu handeln.

Claudia Lazai kümmert sich als Beauftragte für Diversity & Inklusion um die soziale Nachhaltigkeit bei DATEV. Mit ­Eltern-Kind-Rückzugsbüros und einer Kooperation mit einer Kindertagesstätte sollen DATEV-Mitarbeiter Familie und Beruf so gut wie möglich vereinbaren können. Die Vielfalt an Menschen, die bei DATEV arbeiten, ist groß. Daher liegt ihr Hauptaugenmerk darauf, wie wir mit Vorurteilen und Schubladendenken umgehen, welche Karrierechancen sich Frauen im Unternehmen bieten, in dem der Männeranteil bei knapp 59 Prozent liegt und der Anteil weiblicher Führungskräfte bislang bei gut 28 Prozent.

Doch DATEV kreist nicht nur um sich selbst, sondern fördert auch explizit diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Mit der Weihnachtsspende unterstützt die Genossenschaft Jahr für Jahr Projekte aus ganz Deutschland, von der Hospiz- oder Obdachlosenarbeit bis hin zum Sportangebot für Menschen mit Behinderung. Hier kommt der genossenschaftliche Gedanke zum Tragen: Viele zusammen erreichen mehr als einer alleine. Das gilt in der Corona-Krise mehr denn je. Die Aufgabe als genossenschaftlicher IT-Dienstleister des Berufsstands ­besteht darin, die DATEV-Mitglieder und Kunden so gut wie möglich zu unterstützen. „Uns trägt unser sehr stark ausgeprägtes Wertesystem und eine hohe intrinsische Motivation in dieser Krise. Mir hat mal einer gesagt: Wenn DATEV ­eines kann, dann Krisen bewältigen. Das Wort gemeinsam ist in unseren Genen verankert. Das bewährt sich jetzt in der Krise“, so Diana ­Windmeißer.  

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finden Sie unter www.datev.de/nachhaltigkeit

DATEV hat sich freiwillig dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex verpflichtet.

Zum Autor

Michael Öchsler

Redaktion DATEV magazin

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