Nachhaltigkeit - 29. Juni 2023

Sport als gesellschaftlicher Kitt

Beim Sport werden Höchstleistungen erbracht. Dabei stehen Fairplay und Teamgeist im Mittelpunkt. Veranstalter und Sponsoren tragen eine große Verantwortung, wenn es um die nachhaltige Umsetzung von Großveranstaltungen geht, die einen gesamtgesellschaftlichen Einfluss haben.

Die ZEIT Verlagsgruppe und DATEV luden im Vorfeld des Triathlons DATEV Challenge Roth, der dieses Jahr am 25. Juni stattfindet, Wirtschaftsentscheider zu einem Gespräch ein. Fußball-Weltmeisterkapitän und DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm und die zweifache Fußball-Europameisterin und Europas Fußballerin des Jahres Célia Šašić waren zusammen mit Prof. Dr. Robert Mayr zwei der Diskussionsteilnehmer. Was Sport und Wirtschaft nachhaltig voneinander lernen können, war das Thema des Abends. Im Interview verraten uns die beiden Fußballlegenden, welche gesellschaftliche Rolle der Sport einnimmt und warum auch Feiern unbedingt dazugehört.

DATEV magazin: Frau Šašić, Herr Lahm, wie nachhaltig erleben Sie den Sport?
CÉLIA ŠAŠIĆ: Im Profisport und insbesondere im Fußball wird grundsätzlich noch längst nicht so nachhaltig geplant und gehandelt, wie es sein müsste. Rund um die UEFA EURO 2024 hingegen haben wir schon frühzeitig sehr stark und gezielt Themen der sozialen Nachhaltigkeit wie gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Antidiskriminierung in den Vordergrund unserer Planungen gestellt, um hier bewusst ein Zeichen zu setzen und zeitgemäß zu agieren.

PHILIPP LAHM: Die WM 2022 hat in vielerlei Hinsicht zu einem Kollateralschaden für den Fußball geführt. Wir wollen und werden bei der UEFA EURO 2024 nun mit gutem Beispiel vorangehen und neue Maßstäbe setzen. Es ist unsere Pflicht, jetzt den Grundstein für das Wohl der nachfolgenden Generationen zu legen.

Wie können Großveranstaltungen wie der DATEV Challenge Roth oder auch die Fußballeuropameisterschaft nachhaltig sein – ist das kein Widerspruch?
PHILIPP LAHM: Es ist vielmehr eine großartige Chance. Nachhaltigkeit fängt damit an, Selbsterhaltung vor Selbstverwirklichung zu stellen und sich darauf zu besinnen, was uns zusammenhält und wie wir weiter dazu beitragen können, dass unser Planet eine Zukunft hat. Wir können jetzt auch zeigen, wie eine Großveranstaltung nachhaltig geplant und durchgeführt werden soll. Das Konzept für die UEFA EURO 2024 umfasst beispielsweise Punkte wie nachhaltige Mobilität, den Umgang mit Ressourcen, Lieferketten, Abfallvermeidung und -entsorgung.

CÉLIA ŠAŠIĆ: Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass es nur diese eine Welt gibt und dass wir für sie und die künftigen Generationen die Verantwortung tragen, ob nun ökologisch, sozial oder gesellschaftlich. Die UEFA EURO 2024 steht dabei nicht nur für die Organisation eines weiteren Fußballturniers, sondern für einen neuen Geist, der wieder das Wesentliche in den Mittelpunkt stellt – den Fußball und die Bindekraft dahinter: die Rückbesinnung auf den Zusammenhalt, das Teamplay und Füreinander-Einstehen, Inklusion und Diversität sowie die verbindende europäische Identität.

PHILIPP LAHM: Hinzu kommen das Zusammensein und gemeinsame Feiern in einer Zeit, die zuletzt sehr herausfordernd war und noch immer geprägt ist von den Folgen der Pandemie und natürlich insbesondere vom Angriff Russlands auf die Ukraine. Wir brauchen wieder schöne Momente und Erlebnisse mit unseren Mitmenschen. Bei Großveranstaltungen wie dem DATEV Challenge Roth und der UEFA EURO 2024 können wir zeigen, wie Demokratie, Freiheit und Nachhaltigkeit in einer modernen europäischen Gesellschaft funktionieren. Der Sport wird nun zum wichtigen Kitt der Gesellschaft.

Welche Rolle spielen die Sponsoren dabei und welche Gestaltungsmöglichkeiten liegen bei den Sponsoren?
CÉLIA ŠAŠIĆ: Grundsätzlich können Unternehmen hier als Ideengeber und Antreiber den Weg entscheidend mitgestalten und die Gesellschaft positiv beeinflussen. Wir befinden uns mit allen Sponsoren der UEFA EURO 2024 in einem sehr konstruktiven Austausch und spüren hier, dass alle den Weg der Nachhaltigkeit mit uns gehen wollen und großartige Ideen mit einbringen.

Nachhaltigkeit in Sport und Wirtschaft war Kernthema des Unternehmerabends am 22. Juni 2023 in Roth. Welche Rolle spielt das Nachhaltigkeitsengagement eines Unternehmens für seine Reputation?
CÉLIA ŠAŠIĆ: Ich kann aus der Sicht einer Verbraucherin sagen: Für mich ist es sehr wichtig, wie nachhaltig ein Unternehmen agiert. Davon mache ich meine Kaufentscheidungen abhängig.

PHILIPP LAHM: Wenn ich als Familienvater einkaufen gehe, achte ich sehr stark darauf, wie die Ware verpackt ist. Mülltrennung ist für mich ein zentraler Punkt. Wie auch das Thema Mobilität. In unserer Garage steht seit einiger Zeit ein Elektroauto. Bei jeder Kaufentscheidung entsteht eine gewisse Identifikation des Verbrauchers mit dem Produkt und somit auch mit dem jeweiligen Unternehmen.

Welche Hebel können Sport und Wirtschaft gemeinsam für Nachhaltigkeit in Bewegung setzen?
CÉLIA ŠAŠIĆ: Es kommt – wie fast immer im Sport – auf das Zusammenspiel und auf das Verfolgen gemeinsamer Interessen an. Wenn Sport und Wirtschaft hier an einem Strang ziehen und wichtige Synergien erkennen und nutzen, dann profitieren am Ende alle Beteiligten und vor allem die Gesellschaft davon.

PHILIPP LAHM: Gesellschaftliche Verantwortung ist für den Fußball die Aufgabe dieses Jahrzehnts. Der Fußball ist tief verankert in der Gesellschaft, er bringt einerseits Menschen und zeitgleich auch Unternehmen zusammen. Die Wirkung und die Bedeutung des Fußballs sind also immens.

Sie setzen sich dafür ein, den Sport nachhaltiger zu gestalten. Wie sieht das konkret aus?
CÉLIA ŠAŠIĆ: Wir gehen voran und werden die Menschen dazu animieren, sich inspirieren zu lassen und mit uns diesen nachhaltigen Weg zu gehen. Beim Sport ist doch das Schöne, dass jede und jeder mitspielen und mitmachen darf. So ist es auch beim Thema Nachhaltigkeit: Wir sind alle gefragt, denn es kommt auf uns alle an. Jede einzelne Entscheidung ist wichtig.

PHILIPP LAHM: Wir müssen uns alle die Frage stellen, in welcher Gesellschaft wollen wir leben. Ich wünsche mir, dass wir endlich aus unserer Komfortzone herauskommen und hungrig auf die wirklich sinnvollen Themen sind, die unsere Zukunft ausmachen werden. Wir können jetzt zeigen, was der Sport leisten kann. Gemeinsam mit allen Beteiligten.

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DATEV als Genossenschaft unterstützt seit zehn Jahren die weltgrößte Triathlon-Veranstaltung auf der Langdistanz. Werte wie Gemeinschaft, Innovationsgeist, nachhaltiges Handeln und gesellschaftliche Zukunftsperspektiven prägen dieses Ereignis – ganz so, wie es unserem genossenschaftlichen Selbstverständnis entspricht.
Mehr erfahren Sie auf www.datev.de/challenge-roth und www.datev.de/nachhaltigkeit

Zur Autorin

Astrid Schmitt

Redaktion DATEV magazin

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