Um den Ausbau eines Hyperloopnetzes in Europa voranzutreiben, wollen die Hyperloop-Unternehmen mit europäischen Standardisierungsgremien die Rahmenbedingungen für die Regulierung von Hyperloop-Reisesystemen gemeinsam definieren.

Die Transporttechnologie Hyperloop befindet sich an unterschiedlichen Standorten in diversen Testphasen. Doch auch wenn es noch ungewiss ist, wann – oder ob – die Superschnellzug-Technologie für den Massentransport praktikabel umsetzbar ist, haben sich in den vergangenen Jahren auch in Europa zahlreiche Startups gebildet, die sich der Erforschung der Hyperloop-Technlogie und dem eventuellen Ausbau Hyperloop-tauglicher Strecken verschrieben haben.

1000 km/h oder mehr sollen die Hyperloop-Züge in ihren unterirdischen Vakuum-Tunneln einmal erreichen können. Um diese Geschwindigkeiten auch ausnutzen zu können, liegt es nahe, entsprechend lange Strecken zu planen, die länderübergreifend europäische Großstädte miteinander verbinden. Um aber Interoperabilität zwischen den verschiedenen Hyperloop-Bemühungen sicherzustellen und eine hohe funktionale Sicherheit zu gewährleisten, ist es nötig, dass sich die Unternehmen dabei an einheitliche Standards halten.

Interoperabilität zwischen Hyperloop-Systemen sicherstellen

Zu diesem Zweck haben sich die Hyperloop-Start-ups Hardt Hyperloop aus den Niederlanden, Hyper Poland, Transpod (aus Kanada, aber mit Zweigstellen in Frankreich und Italien) und Zeleros Hyperloop nun mit dem European Committee for Standardization (CEN) und dem European Committee for Electrotechnical Standardization (CENELEC) zum Joint Technical Committee JTC 20 zusammengefunden. Ziel dieses technischen Ausschusses ist es, die Methodik und den Rahmen für die Regulierung von Hyperloop-Reisesystemen in ganz Europa zu definieren, festzulegen und zu standardisieren.

Die Schaffung eines europaweiten technischen Konsortiums zum Hyperloop ging von den nationalen Standardisierungsgremien in Spanien (UNE) und den Niederlanden (NEN) aus. „Da die Hyperloop-Industrie mit zunehmendem Interesse und immer mehr Akteuren auf dem Markt weiter wächst, erwartet das Konsortium, dass es letztendlich viele unterschiedliche Ansätze für Standards und Betriebsgrundsätze geben wird,“ schreibt unter anderem Zeleros Hyperloop zu den Plänen des europaweiten technischen Ausschusses.

Wenn jedes Land oder jedes Unternehmen sich komplett auf proprietäre, eigene Lösungen festlegen, führe das zu gewaltigen logistischen und technischen Schwierigkeiten was Infrastruktur, die technische Beschaffenheit der eingesetzten Fahrzeuge, die Signalgebung entlang des Streckenverlaufs und andere Subsysteme betrifft. Dies würde es schwierig und kostspielig gestalten, Passagiere und Fracht von einem Land in ein anderes zu transportieren. „Durch die Entwicklung gemeinsamer Standards, Spezifikationen und Ansätze wird das JTC 20 dazu beitragen, mögliche Herausforderungen bei der Umsetzung auf dem gesamten Kontinent zu mildern,“ führt Zeleros Hyperloop weiter aus.

Im Anbetracht dieser Aufgaben sollen sich im JTC 20 Arbeitsgruppen bilden, die sich auf verschiedene Komponenten von Hyperloop-Systemen konzentrieren. Dazu zählen unter anderem Fahrzeugsysteme, Rohrinfrastruktur und -komponenten, Gesamtinfrastruktur und Kommunikationsprotokolle. Neben den beteiligten Hyperloop-Unternehmen sollen an dem technischen Ausschuss auch mit Mitgliedern verschiedener nationaler Normungsorganisationen und Experten aus verschiedenen Branchen an den Arbeitsgruppen teilnehmen, um technisches und geospezifisches Fachwissen einzubringen.

Forschungszentren in Frankreich, Polen, Spanien und den Niederlanden in Arbeit

An mehreren Standorten in Europa werden derzeit Tests für die praktische Nutzung von Hyperloop-Netzen durchgeführt. In den Niederlanden arbeitet Hardt Hyperloop bereits an Plänen für ein europäisches Hyperloop-Programm. Gleichzeitig befindet sich bereits ein Netzwerk von Hyperloop-Forschungszentren in Frankreich, Polen, Spanien und den Niederlanden in Planung, das in den nächsten Jahren seinen Betrieb aufnehmen soll. Diese Zentren sollen als Forschungsstandorte für die Erprobung und Validierung der aus dem JTC 20 hervorgehenden Technologien und Standards dienen. Nach erfolgreicher Validierung werden die Empfehlungen in einem Gesetzesvorschlag vorgelegt, der dem Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union vorgelegt werden soll.

Autor: Sebastian Gerstl

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