Der von der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) herausgegebene Investitionsreport 2019 zeigt ein zweigeteiltes Bild der Branche. Einerseits die aktuellen Themen wie Big Data oder IoT (Internet of Things), andererseits Ernüchterung bezüglich der Digitalisierung.

Der Investitionsreport der deutschsprachigen Anwendergruppe (DSAG) zeigt, dass weiterhin Aufklärungsbedarf zur Digitalisierung in Unternehmen besteht. Es macht sich Ernüchterung breit bei der Frage nach der digitalen Reife der Unternehmen. Viele planen zwar die Umstellung auf S/4-Hana; trotzdem hat die Business Suite nach wie vor Bestand. Thematisch liegt der Schwerpunkt der Anwendergruppe in diesem Jahr unter anderem auf Big Data, IoT und Künstlicher Intelligenz.

Fachabteilung hat das Sagen

Die Umfrage prognostiziert für 2019 einen Anstieg der SAP-Investitionen in 42 Prozent der Unternehmen um überdurchschnittliche 27 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 10 Prozent weniger (37 %). In 28 Prozent der Fälle wird das Budget für Software-gestützte Geschäftsprozesse von der Fachabteilung bereitgestellt und verantwortet. Die SAP-Anwendergruppe schließt daraus, dass Verantwortung und das Knowhow für die Abbildung von Geschäftsprozessen in die Fachabteilungen wandert – und so auch das Budget. Bei 41 Prozent jedoch bleibt es bei der klassischen Aufgabenteilung: Die IT-Budgets liegen auch bei der IT.

Big Data und IoT

Bei knapp der Hälfte der befragten Unternehmen stehen Big-Data- (46 %) oder IoT-Projekte (43 %) auf der Agenda oder sind bereits angestoßen. Bei einem Drittel der Teilnehmer spielen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) eine Rolle. Darauf folgt an vierter Stelle das Thema Robotic Process Automation (RPA). Trotzdem gibt es fast ein Fünftel, für das diese Trendthemen aktuell keine Rolle spielen.

Kritische Bewertung des eigenen Fortschritts

Derzeit bewerten 62 Prozent der Unternehmen ihren eigenen Status in Sachen digitale Transformation als „nicht weit“. Im Vergleich zu 2018 stellt das eine Verschlechterung um 10 Prozent dar. Aber warum? Die Anwendergruppe sieht als mögliche Erklärung, dass Unternehmen heute eine realistische Einschätzung geben können, welche Projekte sie stemmen müssen und wie organisatorisch und technisch komplex diese sind. „Als DSAG wollen wir hier weitreichende Hilfestellungen geben in Form von Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch. Wir wollen aber auch auf SAP Einfluss nehmen, damit geeignete Lösungen geschaffen werden“, sagt Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG. Außerdem kann die Unsicherheit bezüglich anfallender Kosten bei Digitalisierungsvorhaben ein weiteres Hemmnis sein. „Wir brauchen ein atmendes, in beide Richtungen skalierbares Lizenzmodell, das sich am Business-Nutzen orientiert“, so die DSAG-Forderung.

Investitionen in SAP-Produkte

Der Umfrage zufolge ist die Business Suite in vielen Unternehmen schon ausgereift. Dementsprechend nehmen die Investitionen in die ERP-Lösung das dritte Jahr in Folge ab (2017: 33 %; 2018: 29 %; 2019: 10 %). Die Investitionen in S/4-Hana nehmen aber nicht im gleichen Maße zu. Sie verharren bei 14 Prozent.

Die frei gewordenen Mittel wandern unter anderem in Cloud-Lösungen. So planen 16 Prozent der Befragten mittlere bis hohe Investitionen in SuccessFactors. Der Wert liegt dabei auf dem Niveau des Vorjahres. Die Investitionen in die SAP Analytics Cloud sollen mit einem Plus von 6 Prozentpunkten auf 9 Prozent wachsen. Die SAP Cloud Platform verdoppelt sich auf 8 Prozent, die Planungslösung Integrated Business Planning ebenfalls. Auch in Big Data, IoT, KI oder RPA wird investiert.

Umstellung auf S/4-Hana

5 Prozent der Unternehmen wollen noch in diesem Jahr von der Business Suite auf S/4HANA umstellen, 39 Prozent in den kommenden drei Jahren (+6 Prozentpunkte), weitere 30 Prozent nach diesem Zeitraum (+10 Prozentpunkte). „Bis auf ein Viertel haben die Firmen eine klare Entscheidung für die Umstellung getroffen“, kommentiert Marco Lenck die Zahlen. Die Quote derer, die Projekte realisiert haben, stockt aber bei 3 Prozent. Das könne laut DSAG unter anderem daran liegen, dass Firmen aktuell Projekte von langer Dauer umsetzen oder auf Brownfield-Implementierungen setzen, bei denen der Umzug ins andere System komplex ist. Auch der Aufwand wurde zunächst oft falsch eingeschätzt.

Konzentration auf bestehende Geschäftsmodelle

DSAG-Mitgliedsunternehmen unterscheiden zwischen bestehenden und neuen Geschäftsmodellen, wenn es um Investitionen für Digitalisierungsbestrebungen geht. Dabei ist der Fokus auf bestehende Geschäftsprozesse um 5 Prozentpunkte auf 90 Prozent gestiegen. „Viele Unternehmen beschäftigen sich mit dem ERP und das bedeutet, sie betrachten bestehende Geschäftsprozesse. Das erklärt die hohe Zahl an geplanten S/4-Hana-Projekten, wird S/4-Hana doch oftmals mit Digitalisierung gleichgesetzt“, erklärt Lenck. Neue Geschäftsmodelle werden immerhin von zwei Dritteln der Befragten als wichtig bewertet, womit ihre Relevanz um 2 Prozentpunkte steigt.

Aufgaben für 2019

„Gemeinsam mit SAP wollen wir daran arbeiten, DSAG-Mitglieder mit wertvollen Informationen und Einschätzungen zum Lizenzmodell, zu S/4-Hana, C/4-Hana und weiteren Lösungen, mit denen sich Digitalisierungsvorhaben realisieren lassen, zu unterstützen“, erklärt Lenck. Die Business Suite habe aber trotz wachsender Bedeutung von S/4-Hana weiterhin Bestand. „SAP-Kunden, die mit der Umstellungsgeschwindigkeit nicht mithalten können, dürfen nicht abgehängt werden, etwa durch eine deutliche funktionale Ausdünnung der Business Suite“, so Lenck. Es werde noch eine lange Übergangszeit geben, in der beide Lösungen zum Einsatz kommen. Um die Mitglieder fit für die Digitalisierung zu machen, will die SAP-Anwendergruppe in diesem Jahr den Fokus verstärkt auf Big Data, IoT und Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) setzen.

Autor: Lisa Jasmin Nieberle

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