Früher waren Produkte und Leistungen für den Erfolg eines Unternehmens ausschlaggebend. Heute ist es der Aufbau neuer Geschäftsmodelle, der über Aufstieg und Fall ganzer Branchen entscheiden kann. Wer sich damit nicht auseinandersetzt, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

Unternehmen wie UBER, die viel Innovationsgeist, aber kein einziges Fahrzeug besitzen, haben es vorgemacht: Die Zukunft einer Branche wie dem Mobilitätssegment wird maßgeblich durch den Wettbewerb von erfolgreichen Geschäftsmodellen entschieden und weniger durch den Wettbewerb von entsprechenden „darunterliegenden“ Produkten wie den Elektrofahrzeugen.

Oder nehmen wir das Beispiel Airbnb, die mit einer smarten digitalen Geschäftsidee die gesamte Hotelbranche angegriffen haben. Und das noch nicht mal aus Kalkül. Ausgangspunkt war lediglich, dass die Airbnb-Gründer ihr kostspieliges Apartment in San Francisco finanzieren wollten – und eine geeignete Möglichkeit dafür suchten.

Was zeigt: Derartige disruptive Entwicklungen, die das Potenzial zum Umbruch klassischer Märkte haben, kommen schnell und möglicherweise aus einer Richtung, die man nicht vermuten würde. Umso wichtiger ist es, sich damit auseinanderzusetzen und selbst zu agieren, um in der zunehmend digitalen Ära nicht den Anschluss zu verlieren. Das haben die Unternehmen hierzulande erkannt, wie die aktuelle Crisp-Studie Erfolgreiche Geschäftsmodelle mit IoT-Plattformen und Eco-Systemen zeigt, aus denen hier einige interessante Ergebnisse vorgestellt werden.

Die Digitalisierungs-Agenda wird neu geschrieben

Die Unternehmen sehen im Aufbau von Geschäftsmodellen und Eco-Systemen das Erfolgsmodell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Basis dafür und Top-Thema auf der Digitalisierungs-Agenda ist das Internet of Things (IoT). 94 % der Unternehmen beschäftigen sich damit oder planen das in Kürze. Mehr als zwei Drittel sind aktiv dabei und arbeiten an einer IoT-Strategie.

Gerade die Aussicht, durch IoT zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu generieren, treibt die Firmen an. Dieses Ziel ist das meistgenannte auf die Frage, warum IoT in den Unternehmen zum Einsatz kommt, gefolgt von der Erschließung neuer Datenbestände und dem Bestreben, die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Bereits im nächsten Jahr möchten 42 % der deutschen Unternehmen 11 bis 20 % ihres Umsatzes mit IoT-basierten Geschäftsmodellen erwirtschaften, 17 % wollen sogar noch mehr Umsatz damit generieren.

Um neue Geschäftsmodelle aufzubauen, gewinnen Plattformlösungen und digitale Eco-Systeme für die Unternehmen an Bedeutung. Dazu schließen sie sich über digitale Plattformen wie auf einem „Marktplatz“ zusammen, um Leistungen oder Know-how auszutauschen. 80 % aller Befragten beteiligen sich inzwischen aktiv an Eco-Systemen ihrer Branche und/oder bauen ein eigenes Eco-System auf, wie die aktuelle Studie zeigt. Fast jeder Dritte misst Eco-Systemen eine hohe oder sehr hohe Bedeutung als strategischer Erfolgsfaktor zu.

Colocation gewinnt an Bedeutung

Wovor die Unternehmen Respekt haben, sind die Herausforderungen, die das Internet of Things mit sich bringt. Diese alleine zu stemmen, wird als schwierig eingestuft. Nur knapp ein Drittel kann auf eine mehr als dreijährige Erfahrung mit IoT-Projekten verweisen, die überwiegende Mehrheit beschäftigt sich erst seit ein bis zwei Jahren oder sogar kürzer mit der Thematik. Hilfreich ist daher externe Unterstützung, wie sie etwa Rechenzentrumsbetreiber mit Digitalisierungs-Know-how anbieten können.

Eine weitere Herausforderung ist, dass die bestehende Infrastruktur oft hinter den Notwendigkeiten zurückbleibt. 54 % der Unternehmen können die Anforderungen der IoT-Projekte nur zum Teil mit ihrer bestehenden IT-Infrastruktur erfüllen und 9 % sehen sich dazu gar nicht in der Lage. Eine Modernisierung beziehungsweise Transformation der Rechenzentrums-Infrastruktur wird daher als notwendig erachtet: 90 % der Unternehmen planen das innerhalb der nächsten zwei Jahre oder sind aktiv dabei. So findet eine zunehmende Verlagerung der IT hin zu externen Colocation-Rechenzentren und Cloud-Providern statt, die in Europa hauptsächlich bei Colocation-Anbietern hosten. Dieser Entwicklung folgend wird die IT-Infrastruktur im unternehmenseigenen Rechenzentrum bis 2022 um 11 Prozentpunkte auf 33 % Gesamtanteil zurückgehen, so das Ergebnis der Studie.

Autor: Dr. Jens J. Gerber

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