Internetkriminalität wächst rasant, auch das deutsche Handwerk wird angegriffen. Doch wie hoch stufen Handwerksbetriebe die Gefahren von Cyberattacken ein und welchen Risiken sehen sie sich ausgesetzt?

Datenklau, Identitätsdiebstahl, Ausspionieren des Terminkalenders: Cyberkriminalität wird auch für Handwerksbetriebe immer stärker zur Bedrohung. Sie sind meist Opfer von Breiten-Angriffen. Das bedeutet, dass Trojaner, Viren und Co. nach dem Gießkannenprinzip gestreut werden und den Computer über eine Sicherheitslücke oder über eine versehentlich heruntergeladene Datei erreichen. Wie die aktuelle Studie von Signal Iduna und dem Marktforschungsinstitut Forsa zeigt, sind sich 370 von 500 digital angeschlossenen befragten Betrieben der Gefahren jedoch nicht bewusst.

Besonders kleinere Betriebe sehen sich keiner Gefahr ausgesetzt. Die häufigste genannte Begründung (75 Prozent): das Unternehmen sei zu klein, um in den Fokus von Internetkriminellen zu geraten. 68 Prozent der Handwerker schätzen ihre Daten als uninteressant ein. Ein Trugschluss, denn bspw. Online-Terminkalender geben Aufschluss über zahlreiche personenbezogene Daten. 15 Prozent der Betriebe vermuten außerdem keinerlei Auswirkungen eines Cyberangriffes und sind gerade wegen dieser Annahme und häufig fehlender Schulungen in IT-Sicherheit angreifbar. 81 Prozent der befragten Betriebe identifizieren als größte Gefahrenquelle schwache Passwörter sowie geschäftliche E-Mails, in denen versehentlich schadhafte Anhänge heruntergeladen werden.

Besonders gefährlich für Handwerksbetriebe sind Ransomware und Spyware. Bei Ransomware handelt es sich um Schadcodes, die Dateien auf dem Rechner verschlüsseln, um den Handwerker zu erpressen. Hierbei ist häufig der Online-Terminkalender das Ziel des Angriffs. Die Folge sind meist hohe Betriebsausfallkosten. Im Fall eines Spyware-Angriffs spähen Spionage-Programme beispielsweise Passwörter aus und verschicken diese an Hacker, die dadurch die Möglichkeit erhalten, sich in den Betriebs-Computer einzuloggen und herauszufinden, wann welcher Handwerker nicht zu Hause ist, um einen Einbruch zu planen. Der Handwerker erleidet einen hohen persönlichen und finanziellen Schaden. Die Vorkehrungen der Betriebe beschränken sich in der Regel auf Anti-Viren Software, Firewalls und regelmäßige Updates, die wichtig sind aber Angriffe nicht immer ausreichend verhindern können.

Dr. Andreas Reinhold, Bereichsleiter Sach-/Haftpflichtversicherung, liegt es deshalb am Herzen, Handwerker umfassend über die digitalen Risiken aufzuklären: „Wie unsere Studie deutlich zeigt, ist Cyberkriminalität im Handwerk lange keine Seltenheit mehr. Die Bandbreite der Gefahren ist groß, die Folgen können besonders für kleine Unternehmen existenzbedrohend sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Kleinbetriebe dieses Thema proaktiv angehen. Um mit den Tricks der Täter mitzuhalten, sind besonders regelmäßige Schulungen für IT-Sicherheit wichtig, um die richtigen Vorkehrungen für den Betrieb zu treffen. Denn es geht vor allem darum, den Betrieben zu ermöglichen, die Chancen der Digitalisierung weiterhin gewinnbringend für sich zu nutzen.“

Über die Studie

Die Umfrage wurde im Januar und Februar 2019 unter 500 Handwerksbetrieben aus den Gewerbegruppen Bauhauptgewerbe, Ausbaugewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf, Kraftfahrzeuggewerbe, Lebensmittelgewerbe und Gesundheitsgewerbe von Signal Iduna und dem Marktforschungsinstitut Forsa durchgeführt. Partner der Studie sind das Cybersecurity-Unternehmen Perseus und das Handwerkerportal MyHammer. Alle befragten Handwerksbetriebe sind digital angebunden, also über eine eigene Webseite, eine geschäftliche E-Mail-Adresse, per Online-Terminvereinbarung oder über Vermittlungsplattformen für Handwerker erreichbar.

Autor: Peter Schmitz

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