Lehrplanänderung - 25. Mai 2023

Ausbildung wird modernisiert

Der Lehrplan der Steuerfachangestellten hat mit den vor allem digitalisierten Prozessen in Kanzleien nicht Schritt gehalten und bedurfte dringend der Neuordnung – für zukunftsfähige Fachkräfte und für die Attraktivität des Berufs.

„Die Dateneingabe am Arbeitsplatz ist rationell zu gestalten, daher werden in der Erstausbildung die Grundlagen einer effizienten Benutzung der Tastatur geschaffen.“ Dieses Zitat stammt aus dem aktuell noch gültigen Lehrplan für die Steuerfachangestelltenausbildung in Nordrhein-Westfalen. Das Dokument lässt vieles von dem vermissen, womit sich Steuerberatungskanzleien heute in der Berufspraxis beschäftigen müssen – abgesehen von der Bedienung einer Tastatur. Nebenbei bemerkt hat auch die Ausbildungsordnung des Berufs bereits ein paar Jahre auf dem Buckel. Sie stammt aus dem Jahr 1997 und auch ihr stünde eine Modernisierung gut zu Gesicht. Die gute Nachricht lautet: Am 1. August 2023 treten deutschlandweit die Rechtsgrundlagen für eine neue Ausbildungsordnung sowie der neue Rahmenlehrplan zur Ausbildung von Steuerfachangestellten in Kraft. Damit ist eine wichtige Grundlage geschaffen, das Berufsbild der Steuerfachangestellten attraktiv und zukunftssicher zu machen. Das ist zugleich der Abschluss des Neuordnungsverfahrens, das 2017 startete.

Attraktiver und zukunftssicherer Beruf

Der Weg war also lang und sicher nicht einfach. Doch am Ende hat die Zusammenarbeit dieser Institutionen für ein vorzeigbares Ergebnis gesorgt:

  • Bundessteuerberaterkammer
  • Deutscher Steuerberaterverband e. V.
  • Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung (KWB)
  • Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
  • Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
  • Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
  • Bundesministerium der Finanzen
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • Bundesministerium der Wirtschaft und Energie

Die Resultate des Neuordnungsverfahrens bewertet Prof. Dr. Hartmut Schwab, Präsident der Bundessteuerberaterkammer: „Wer auch morgen noch ausbilden und sich bei den Digital Natives als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchte, muss mit der Zeit gehen. Deswegen freuen wir uns sehr, dass die Reform zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte. Die Neuordnung der Steuerfachangestelltenausbildung bedeutet vor allem, dass inhaltlich kommunikative Fähigkeiten und digitale Verfahrensabläufe bei der Ausbildung im Fokus stehen.“

Lehrplan mit neuen Lernfeldern

Der Unterricht an Berufsschulen ist künftig von zwölf handlungsorientierten Lernfeldern ohne spezifische Fachsystematik geprägt. Dabei liegt aus DATEV-Sicht mehr Bedeutung als bisher auf:

  • betriebswirtschaftlichen Auswertungen
  • Datenschutz und Datensicherheit
  • Fremdsprachen
  • Präsentationstechniken, digitale Medieneinbindung
  • Mandantenbetreuung und Kommunikation

Vereinfacht gesagt wird statt der reinen Fachkompetenz in den Bereichen Steuerlehre, Rechnungswesen, Wirtschaftslehre nun Handlungskompetenz durch die gleichwertige Berücksichtigung von Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz entwickelt. Die obigen Themen stehen auch in den Unterstützungsangeboten der Bildungspartnerschaft stärker im Fokus.

Sicherung der Ausbildungsqualität

Die DATEV-Bildungspartnerschaft beobachtet die anstehende Lehrplanänderung schon lange, um geeignete Maßnahmen beziehungsweise Lehrmedien für den künftigen DATEV-Unterricht an Berufsschulen zu entwickeln. Im Rahmen der DATEV-Bildungspartnerschaft arbeitet die Genossenschaft unter anderem mit über 90 Prozent aller Berufsschulen zusammen, die die Ausbildung zur beziehungsweise zum Steuerfachangestellten anbieten. Zusätzlich gibt es auf dem Markt einige private Bildungsträger mit Umschulungsmaßnahmen zum Steuerfachangestellten, die ebenfalls die Leistungen der Bildungspartnerschaft in Anspruch nehmen können. Die Kooperation mit Bildungsinstituten währt mittlerweile seit 30 Jahren. DATEV hat also einige Erfahrung auf diesem Gebiet. DATEV widmete 2018 der Neuordnung eine ganze Veranstaltung in Nürnberg: das Lehrerzimmer@DATEV. Dadurch entstand ein umfangreiches und solides Bild davon, wie Branchentrends das Berufsbild prägen und welche DATEV-Lösungen angesichts der technischen und didaktischen Gegebenheiten in den Schulen förderlich sein können. Die Ergebnisse des daran anschließenden Austausch- und Entwicklungsprozesses waren beim Lehrerzimmer@DATEV im Herbst 2022 zu sehen. Dr. Enrico Rennebarth, Geschäftsführer beim Steuerberaterverband Berlin-Brandenburg – Verband der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe e. V., berichtete über die Durchführung des Neuordnungsverfahrens auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Alexander Schüffner, Präsident der Steuerberaterkammer Berlin, Präsidialmitglied der Bundessteuerberaterkammer und Vorsitzender des Ausschusses Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter der Bundessteuerberaterkammer, sprach über die Ergebnisse des Neuordnungsverfahrens der Ausbildung in den Kanzleien. Die stellvertretende Schulleiterin am Berufsbildungszentrum Bad Segeberg Kristina Heuschkel stellte den Anwesenden den neuen Rahmenlehrplan für Steuerfachangestellte vor. Schließlich präsentierte der Abteilungsleiter Dr. Stephan Krebs vom Oberstufenzentrum Logistik, Touristik und Steuern in Berlin die Umsetzungshilfe zum neuen Rahmenlehrplan. Dabei wurde deutlich, wie wichtig der gegenseitige Austausch und das Verständnis für die jeweiligen Herausforderungen der verschiedenen Parteien sind. Natürlich verfolgt DATEV die Entwicklungen im Zuge der Neuordnung und bleibt mit den Bildungspartnern im Gespräch, um bei Bedarf nach Kräften den DATEV-Unterricht zu unterstützen. Deshalb hat das Team der DATEV-Bildungspartnerschaft die Lehr- und Lernmedien für Berufsschulen überarbeitet und angepasst. Heute stehen den Lehrkräften Produkte zur praxisnahen Wissensvermittlung zur Verfügung, die eine hohe Ausbildungsqualität garantieren. Neben DATEV-Software zählen verschiedene Lehrkonzepte dazu. Damit üben die Lernenden im Unterricht oder Selbststudium anhand realistischer Musterfälle die Umsetzung von Geschäftsvorfällen anhand der DATEV-Programme. Mit diesen Lehrkonzepten sind Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Steuern und betriebswirtschaftliche Beratung abgedeckt. Zwischen Februar und Mai kamen die neuen Auflagen der Bildungspartnerschaft-Lehrmittel auf den Markt. Diese fügen sich bereits sehr gut in die Lernfelder ein. Ferner werden weitere Angebote für die einzelnen Lernfelder, mit denen die Auszubildenden sowohl ihre fachlichen Fähigkeiten als auch ihre Eigenverantwortung ausbauen können, weiterentwickelt.

MEHR DAZU

Aktivitäten der DATEV-Bildungspartnerschaft und Maßnahmen zur Unterstützung des steuerberatenden Berufsstands finden Sie im BILDUNGSforum online unter www.bildungsforum.datev.de, www.datev.de/bildung oder unter www.datev.de/fachkraefte-gewinnen

Zum Autor

Marco Ettinger

Marco Ettinger hat Germanistik in Bamberg studiert und dafür noch ein Diplom bekommen. Seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der FernUni Hagen hat er mit Überzeugung abgebrochen.
Die Unternehmenskommunikation fand er schon im Studium spannend, deshalb freut er sich seit 2011 das Team der DATEV-Bildungspartnerschaft in diesem Bereich unterstützen zu können.
Privat versucht er lesend, schreibend, Grüntee trinkend und bald Windeln wechselnd die Welt zu ergründen. Um dabei nicht den Kopf zu verlieren, macht er eine Ausbildung zum Qigong-Lehrer und träumt von einem eigenen Teehaus im eigenen Zen-Garten.

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