Lage in Deutschland - 27. Juli 2023

Gründen gegen den Trend

Die Gründerszene in Deutschland ist heterogen und zugleich von den jeweiligen Trends am Arbeitsmarkt geprägt. Jungen Start-ups soll ein neues Gesetz helfen, leichter an Finanzen und Fachkräfte zu kommen. Als Berater können wir den Gründern kompetent zur Seite stehen.

Es ist ein durchaus gemischtes Bild, das die Gründungen in Deutschland abgeben. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Statistische Bundesamt einen Rückgang von rund 9 Prozent bei der Gründung größerer Betriebe. Bei den freien Berufen gab es dagegen einen Zuwachs von Existenzgründern im Vergleich mit dem Vorjahr. Die Zahl neu gegründeter Kleinunternehmen lag um knapp 5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Allerdings muss auch gesagt werden, dass im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 die Zahl der Neugründungen kleiner Unternehmen um 15,5 Prozent zurückging. Der KfW-Gründungsmonitor 2023 kommt zu ähnlichen Schlüssen und liefert mit dem Titel der aktuellen Studie die mutmaßlichen Ursachen direkt mit. Demnach befinden sich die „Gründungen im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und Corona-Blues“, da die Entwicklung des Arbeitsmarkts in Deutschland traditionell stark die Gründungstätigkeit beeinflusst.

Selbstständigkeit in Steuerberatung weiter rückläufig

Auch unser Berufsstand bleibt in diesem Bild: Die Quote der selbstständigen Steuerberaterinnen und Steuerberater ist weiterhin leicht rückläufig und liegt bei 67,3 Prozent. Die Zahl der angestellten Berufsträger steigt hingegen auf ein knappes Drittel. Die Gründe für Entscheidungen gegen die Selbstständigkeit dürften vielfältig sein – die zunehmenden bürokratischen Herausforderungen, die zahlreichen Berichtspflichten, die mangelnde Zeit für die eigentliche Beratungstätigkeit. Umgekehrt gilt, dass die Selbstständigkeit immer noch eine andere Qualität von Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bietet – und das gilt nicht nur für Steuerberater.
Die Corona-Pandemie hat offenbar bei vielen den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung geweckt, denn die Zahl der Gründer, die in der Selbstständigkeit für sich die beste Erwerbsalternative sehen, hat sich fast verdoppelt. Auch die Nachteile traditioneller Prozesse und Modelle, die die Corona-Krise deutlich offengelegt hat, sorgen für Auswirkungen im Gründungsgeschehen: Die Anteile digitaler und internetbasierter Gründungen bleiben mit einem Drittel überdurchschnittlich hoch.

Start-ups mit agilen Vorteilen

Start-ups sind ein wichtiger Motor für Innovationen und können dazu beitragen, dass wir auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Start-ups haben viele Vorteile. Sie sind oft sehr agil und können schnell auf Veränderungen reagieren. Das geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz ist vor diesem Hintergrund begrüßenswert. Es soll unter anderem dazu beitragen, dass Mitarbeiter stärker am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden – und somit auch ein größeres Interesse daran haben, dass das Unternehmen erfolgreich ist.
Im Referentenentwurf zum Gesetz sind in erster Linie verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen vorgesehen – etwa eine Anhebung des Steuerfreibetrags für Mitarbeiterbeteiligungen und eine Erweiterung des Anwendungsbereichs. Start-ups können damit ihre Mitarbeiter motivieren, zu einer positiven betriebswirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens beizutragen, und die Identifikation mit dem Unternehmen stärken. Im internationalen Talentwettbewerb soll es jungen Unternehmen so leichter gemacht werden, hoch qualifizierte Fachkräfte für sich zu gewinnen und langfristig zu binden.

Erleichterter Zugang zum Kapitalmarkt

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz soll der Kapitalmarkt laut Bundesregierung „moderner, internationaler und weniger bürokratisch werden“, um so den deutschen Finanzmarkt und den Standort Deutschland attraktiver zu machen. Start-ups, Wachstumsunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen soll der Zugang zum Kapitalmarkt erleichtert werden.
Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, bis das endgültige Gesetz in Form gegossen ist. Dass wir als Berufsstand Gründern in jeder Rechtsform erfolgreich auf die Straße helfen können, ist jedoch schon jetzt Tatsache – gleich, ob es um die richtige Rechtsform, Gründungsprozesse oder die Rundum-Gestaltungsberatung von Beginn an geht.
Klar ist auch, dass wir damit Gründer und Start-ups unterstützen können, neue Technologien in die Praxis zu bringen. Sie können der Motor des Wirtschaftswachstums sein, sie treiben Innovationen voran und können damit Wohlstand schaffen. Essenziell ist, dass sie mit uns den richtigen und kompetenten Begleiter an ihrer Seite haben, um gemeinsam fokussiert und konstruktiv voranzugehen. So können wir dafür sorgen, dass es wieder mehr Gründungen gibt, die nachhaltig und langfristig am Markt bestehen. Und so den jungen Unternehmern helfen, die Leidenschaft für ihr Vorhaben wachzuhalten.

Folgen Sie mir auf LinkedIn

LinkedIn.com/in/Dr-Robert-Mayr

Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

Weitere Artikel des Autors