DATEV Berater für Berater - 23. Juni 2022

Von Berater zu Berater

Wie Sie das Experten-Know-how Ihrer Berufskollegen nutzen können, um Ihre Kanzlei zu einer digitalen Kanzlei zu machen.

Digitalisieren? Na klar! Wer allerdings meint, es wäre damit getan, die IT-Infrastruktur zu modernisieren und aktuelle Software anzuschaffen, der irrt. In der Regel müssen auch Strukturen und Prozesse angepasst werden – was oftmals die größere Herausforderung und ohne externe Unterstützung kaum zu stemmen ist. Genau diese Unterstützung finden Hilfe­suchende nun bei den neuen DATEV Beratern für Berater.DATEV Berater für Berater sind DATEV-Mitglieder, die ein Beratungsunternehmen aus ihrer Kanzlei heraus gegründet haben und nun andere Kanzleien bei der Entwicklung zukunfts­fähiger Geschäftsmodelle unterstützen. Sie verfügen selbst über einen hohen Digitalisierungsgrad und kennen das DATEV-Produktportfolio genau. DATEV Berater für Berater be­raten auf Managementebene, von Kollegin zu Kollege.

Mirco Schmale, Steuerberater mit eigener Kanzlei, ist einer die­ser DATEV Berater für Berater. Wir haben mit ihm darüber ge­sprochen, wie eine Organisationsberatung bei ihm abläuft und was er besser kann als ein marktübliches Consulting-Unternehmen.

DATEV magazin: Herr Schmale, Sie sind DATEV Berater für Berater. Können Sie kurz erklären, was das ist?

MIRCO SCHMALE: Vor eini­gen Jahren haben ein paar Kollegen und ich uns überlegt, wie wir den Digitalisierungs­prozess im Berufsstand för­dern können. Wir hatten die Idee einer Beratung auf Au­genhöhe, also von Berater zu Berater. Wir kennen die Prob­leme der Kollegen und wollen alle Ebenen in der Kanzlei er­reichen: von der Kanzleilei­tung über die Sachbearbeiter bis zu den Auszubildenden. Deshalb haben wir ein Team gebildet aus sehr weit fortgeschrittenen di­gitalen Kanzleien, die Organisationsberatung als Dienstleis­tung für andere Kanzleien anbieten, mit dem Ziel, dass diese selbst zu digitalen Kanzleien werden.

Sie sind Steuerberater und Partner mit eigener Kanzlei. Warum haben Sie zusätzlich ein Beratungsunternehmen gegründet? War Ihnen langweilig?

(Lacht). Das ist eine sehr gute Frage. Nein, langweilig war mir überhaupt nicht. Zunächst mal ist DATEV, unsere Genossen­schaft, ein Herzensthema bei uns in der Kanzlei. Und wir sehen es als zwingend notwendig an, dass die breite Masse der Mitglie­der digitalisiert ist, allein schon, damit der Steuerberater der Wirtschaft als digitaler Ansprechpartner zur Verfügung steht. Un­ser Team hat auch bisher schon Digitalisierungsberatung für Un­ternehmen und Kommunen gemacht. Damit war es eigentlich nur ein kleiner Sprung, diese Beratung auch für Kanzleien anzu­bieten. Und nicht zuletzt: Es macht uns Freude.

Wie wird man DATEV Berater für Berater? Muss man sich da bewerben?

Tatsächlich, ja. Man muss sich beim Partnermanagement von DATEV bewerben und man muss natürlich über gewisse Fähigkeiten in seinem Beratungsunternehmen beziehungsweise in der Kanzlei verfügen. Man sollte selbst digital weit fortgeschritten sein, es wäre beispielsweise durchaus sinnvoll, das Label Digitale DATEV-Kanzlei zu führen. Man sollte auch genü­gend Kapazitäten für die Beratung haben.

Wie funktioniert so eine Bera­tung? Was kann ein Berufskollege von Ihnen erwarten?

Es beginnt in der Regel mit ei­nem Kennenlerngespräch. Wir holen das Team des Steuerberaterkollegen dort ab, wo es gerade steht. In Workshops erarbeiten wir dann einen gemeinsamen Soll-Ist-Abgleich und entwickeln Hand­lungsmöglichkeiten. Und wir versuchen, eine Eigendynamik im Team zu wecken. Wir stehen aber natürlich auch als Partner be­reit, um den Prozess der Digitalisierung zu vollziehen. Man darf allerdings nicht erwarten, dass wir den Kollegen eine fertige Musterkanzlei überstülpen. Es ist eine individuelle Beratung, um die individuellen Prozess- und Organisationsoptimierungen und die Digitalisierungsprojekte in den Kanzleien anzustoßen und umzusetzen.

Wie läuft das Beratungsgeschäft derzeit? Haben Sie viel zu tun?

Definitiv ist da im Moment sehr viel zu tun. Wir beraten ja nicht nur Kanzleien, sondern auch unsere Mandanten und zu­dem Kommunen.

Hat sich der Bedarf auch durch Corona verändert?

Durch Corona hat das Thema an Schwung gewonnen. Aller­dings haben viele die Digitalisierung als Schnellschuss im Rahmen der Pandemie versucht, das Ganze aber nicht konst­ruktiv aus der Belegschaft heraus entwickelt. Das funktioniert nicht. Ich kann nur empfehlen, die digitale Transformation im­mer unter Einbezug des gesamten Teams zu organisieren und die existierenden Beratungsmöglichkeiten zu nutzen.

Organisationsberatungen gibt es auch anderweitig. Was können Sie denn besser als ein marktübliches Consulting-Unternehmen?

Definitiv die Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten innerhalb ei­ner Kanzlei zu verstehen und genau daraus Potenzial zu entwi­ckeln. Ob Sachbearbeiter oder Kanzleileitung, wir sind immer auf Augenhöhe. Wir kennen deren Probleme, können auch un­sere eigene Leidensgeschichte erzählen und berichten, an welcher Stelle man welche Schwierigkeiten nicht verhindern kann. Wir wissen, welche Hürden man überspringen muss, um dann aber auch optimierte Abläufe in den Kanzleien und damit auch Freude im Team zu haben.

In welchen Fällen sollte ein Berufskollege einen DATEV Berater für Berater zurate ziehen?

Zum einen, wenn die Belegschaft großes Interesse an der Di­gitalisierung hat, aber die Kanzleiführung nicht sicher ist, wie sie das Thema anpacken soll. Zum anderen, und das ist sogar noch wichtiger, wenn die Kanzleileitung unbedingt digitale Prozesse einführen möchte, aber den Eindruck hat, dass das Team alte Gewohnheiten nicht aufgeben möchte und mit dem aktuellen Zustand ganz zufrieden ist. Und in der Regel ist es ja so, dass die Kanzleien meistens keine Zeit finden, sich selbst mit diesem Thema zu befassen.

Kann man sich so eine Beratung als Ist-Analyse mit anschlie­ßenden Handlungsempfehlungen vorstellen? Oder ist es eher ein laufendes Coaching?

Es ist beides. Es ist einerseits eine begleitete Ist-Aufnahme, die Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten und die Begleitung in der Umsetzung. Aber auch das laufende Coaching ist sehr wich­tig, gerade im Bereich Personalführung, in der Arbeit mit digita­len Tools und im Bereich Motivation.

Wie ist dabei das Zusammenspiel mit DATEV?

Das Handeln der DATEV Berater für Berater ist grundsätzlich völlig gelöst von DATEV. Wir haben eine eigene Fakturierung und treffen eigene Vereinbarungen mit den Kanzleien. Aber es wird nichts in der Kanzlei passieren, ohne das mit dem Kunden­verantwortlichen abzusprechen, denn aus Software- und DATEV-Sicht kennt er die Kanzlei am besten. Wenn es dann dar­um geht, möglicherweise DATEV DMS einzuführen oder Unter­nehmen online bei den Mandanten zu implementieren, dann ge­ben wir den Staffelstab weiter an einen DATEV Solution Partner.

Derzeit gibt es gerade mal eine Handvoll DATEV Berater für Berater. Woran liegt das? Der Bedarf dieser Art von Beratung müsste doch eigentlich viel größer sein.

Das Thema ist noch recht frisch. Es laufen im Moment auch Be­werbungen. Wir arbeiten daran, dass der Kreis wächst. Jetzt geht es aber erst einmal darum, das Thema innerhalb von DATEV und bei den Genossenschaftsmitgliedern publik zu machen und die di­gitale Transformation mit einem hohen Tempo voranzutreiben.

MEHR DAZU

finden Sie unter www.datev.de/partner-netzwerk

Die Ergebnisse des aktuellen Digitalisierungsindex zeigen, dass die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert hat und auch weiter verändern wird. 79 Prozent stellen für die Umsetzung ihrer Digitalstrategie die notwendigen Mittel bereit und 73 Prozent kommunizieren offen mit ihren Mitarbeitern über die Entwicklungen. Fast die Hälfte aller Kanzleien sagen, dass sich ihre Mitarbeiter aktiv mit Vorschlägen für Digitalisierung einbringen. www.datev.de/digitalisierungsindex

Zum Autor

Klaus Meier

Redaktion DATEV magazin

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