Bildungspartner - 24. November 2022

An der Quelle fischen

Der Fachkräftemangel ist für viele Kanzleien die dringlichste Herausforderung. Mit der DATEV-Bildungspartnerschaft unterstützt DATEV bei der Gewinnung hoch qualifizierter Mitarbeiter.

Hat sich bei Ihnen schon einmal jemand mit einem DATEV-Anwender-Zertifikat beworben? Oder kennen Sie vielleicht den DATEV-Führerschein? Ganz gleich, wie Ihre Antwort ausfällt, spätestens jetzt wissen Sie, dass es die DATEV-Bildungspartnerschaft gibt. Beide Dokumente sind Beispiele für Angebote, mit denen DATEV die Lücke zwischen Theorie und Praxis überbrückt. Denn: DATEV ist mit Software, Musterfällen, Wissensnachweisen und weiteren Angeboten an rund 1.300 Bildungsinstituten in Deutschland präsent und unterstützt damit die künftigen Bewerberinnen und Bewerber auf ihrem Weg in Kanzlei und Unternehmen. Die Zertifikate erhält übrigens nur, wer die zugehörige von DATEV gestellte Prüfung erfolgreich absolviert. Qualität spielt also eine große Rolle. Bereits seit den 90er-Jahren gibt es die DATEV-Partnerschaft für Bildung. Das Prinzip: in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen DATEV-Software in die schulische und universitäre Aus- und Fortbildung integrieren. Somit fördert DATEV in erster Linie praxisnah ausgebildete Nachwuchskräfte für Mitglieder und Mandanten und trägt gleichzeitig zu einem positiven Image der Genossenschaft bei. Die Partnerschaft umfasst sowohl Hochschulen, speziell Lehrstühle, die den Schwerpunkt Steuern oder Steuerrecht haben, als auch Berufsschulen mit Ausbildungsrichtung Steuerfachangestellte, aber auch freie Bildungsträger, Volkshochschulen oder IHK und HWK, die allesamt DATEV-Kurse anbieten. Daneben können auch freiberufliche Dozenten Bildungspartner werden. In dieser Funktion unterstützt auch manches DATEV-Mitglied die Bildungspartnerschaft und damit den gesamten Berufsstand. Lina Heinemeyer und Rudolf Stettmer beispielsweise sind als Lehrbeauftragte bei DATEV-Bildungspartnern tätig.

Warum Studenten vor dem Beruf zurückschrecken

Seit mehreren Jahren bereits hält Lina Heinemeyer, selbst erst 26, Vorlesungen an der TH Köln, wo sie einst studiert hat. Nach ihrer Zeit bei zwei Next-Ten-Gesellschaften hat sie sich nun für die Selbstständigkeit entschieden, ist im Nebenerwerb zudem Teilzeit-Syndikus in einem Unternehmen. Darüber hinaus hält sie neben der Vorlesung „IT in der Steuerberatung“ für Bachelor-Studenten eine Accounting-Vorlesung im Master-Studium „Marktorientierte Unternehmensführung“ und weitere Vorlesungen an der Rheinischen Fachhochschule Köln. In Zeiten gravierenden Fachkräftemangels ist die Aufgabe, Nachwuchs an den Berufsstand heranzuführen, umso wichtiger. Eine Aufgabe, die sich für Steuerberater lohnen kann. Nicht finanziell, denn Dozenten-Jobs sind bekanntlich keine Geburtsstätten von Millionären, aber personell, wie das Beispiel Lina Heinemeyer zeigt. Sie konnte nämlich eine ihrer ehemaligen Studentinnen als Mitarbeiterin gewinnen – und diese Kollegin möchte 2024 ihr Steuerberaterexamen ablegen. Insbesondere bei Präsenzveranstaltungen kommt Lina Heinemeyer mit ihren Studenten ins Gespräch, gewährt ihnen Einblicke in den Berufsalltag und erklärt, wie man überhaupt Steuerberater wird. Dabei stellt sie fest, dass die Angst vor dem Examen die größte Barriere ist, die Studenten davon abhält, diesen Weg einzuschlagen. „Viele haben vor dem Examen regelrecht Panik. Ein weiterer Grund liegt derzeit auch in der extrem hohen Kanzleiauslastung. Viele Studenten haben Sorge, dass sie nicht richtig eingearbeitet werden und sich nur mit einem Thema auseinandersetzen können, da aufgrund der hohen Arbeitslast die Zeit für den Blick über den Tellerrand hinaus fehlt“, erklärt Lina Heinemeyer. Wenn sie sich nicht vom Examen abschrecken lassen, haben viele Studenten ein Ziel vor Augen. „Die meisten meiner Studenten wünschen sich einen Job bei den Big Four. Ich versuche, die Studenten natürlich dazu zu motivieren, sich selbstständig zu machen. Der Markt ist ja da, der Beruf bietet so viel.“

Vom Studenten zum Dozenten

500 Kilometer südöstlich von Köln hat Rudolf Stettmer sein Büro. Oder besser gesagt: seine Büros. Die Kanzlei Leidel & Partner, bei der Rudolf Stettmer Partner ist, hat im September neben dem Hauptsitz im niederbayerischen Regen eine Niederlassung in Deggendorf eröffnet. „Diese Dependance haben wir nicht gegründet, um dort für die Mandanten vertreten zu sein, sondern um Mitarbeiter zu akquirieren. Der neue Standort befindet sich unmittelbar neben der Hochschule Deggendorf und ist verkehrstechnisch gut angebunden“, berichtet Rudolf Stettmer. Er selbst ist seit 2012 Dozent an der Hochschule – und deren Absolvent. Die Dozentenstelle hat Rudolf Stettmer vom Senior-Partner der Kanzlei Leidel & Partner übernommen. Dieser Senior-Partner hatte den damaligen Studenten Rudolf Stettmer vor rund 25 Jahren in seine Kanzlei geholt. So schließen sich Kreise. Und auch Rudolf Stettmer konnte schon mehrfach jetzige Mitarbeiter der Kanzlei an der Hochschule werben. Er unterrichtet im BWL-Studiengang der Hochschule die Studenten, die sich für den Schwerpunkt Steuern entschieden haben, und führt sie dabei an DATEV heran.Am Ende des Seminars erhalten sie nach bestandener Prüfung den sogenannten DATEV-Führerschein, ein Zertifikat über erworbene DATEV-Kenntnisse, das im Bewerbungsprozess hilft. „Die Studenten erhoffen sich, die Programme so gut kennenzulernen, dass sie dadurch bessere Einstiegschancen im Beruf haben. DATEV wird ja sowohl von sehr vielen Steuerberatern als auch von vielen Unternehmen in der freien Wirtschaft genutzt.“ Da war sie wieder, die freie Wirtschaft, der vermutete Gegner aller Kanzleien im Kampf um Nachwuchs. Doch Rudolf Stettmers Erfahrung zufolge ist dem gar nicht so: „Zwei Drittel, in jedem Fall aber mehr als die Hälfte der Studenten wollen in Kanzleien gehen, wenn ich nach ihren Karriereplänen frage.“ Der Rest möchte große Unternehmen kennenlernen oder aber im elterlichen Betrieb arbeiten.

Ein Lächeln im Gesicht der Studenten

Um die Quote jener, die es gen Kanzleien zieht, möglichst hoch zu halten, wirbt Rudolf Stettmer bereits in der ersten Seminarstunde offensiv und etwas provokant für den Berufsstand. „Zunächst frage ich die Studenten, warum sie sich für den Kurs eingeschrieben haben. Nach ihren Antworten sage ich: ‚Eigentlich seid ihr hier, um möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen, denn diese Chance habt ihr mit diesem Kurs und einem Berufsfeld, in dem ihr unabhängig von Konjunkturschwankungen immer vorne mitschwimmen könnt. Die Einstiegsgehälter sind zwar deutlich geringer als in der freien Wirtschaft, aber nach drei, vier Jahren lacht ihr alle eure Kollegen aus.‘ Nach diesen Worten sehe ich ein Lächeln in den Gesichtern der Kursteilnehmer und sie sind mit vollem Engagement dabei“, erklärt Rudolf Stettmer. Nicht nur die Studenten nehmen viel aus Rudolf Stettmers Seminar mit, sondern auch der erfahrene Steuerberater. „Ich habe zum Ersten das Gefühl, der Hochschule, an der ich selbst ausgebildet wurde, etwas zurückzugeben. Zum Zweiten ist es die Akquise von Personal, das ist ganz klar eine Antriebsfeder. Und der dritte Punkt ist der Spaß, den ich an der Dozententätigkeit habe. Die DATEV-Bildungspartnerschaft macht`s möglich.“

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TG
Thomas Günther

Redaktion DATEV magazin

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