International - 26. November 2020

Positive Entwicklung

Das Auslandsgeschäft von DATEV hat 2019 über fünf Millionen Euro erwirtschaftet und wächst trotz Corona 2020 weiter. Stefan Kukla, Leiter des Auslandsgeschäfts bei DATEV, spricht im Interview über den Erfolg und über Chancen auch für deutsche Steuerberater.

DATEV magazin: Herr Kukla, können Sie uns bitte noch mal kurz abholen: Wo überall ist DATEV im Ausland vertreten?

STEFAN KUKLA: DATEV hat Tochtergesellschaften in Italien, Österreich, Polen und Tschechien. Über eine Kooperation mit der Firma Sinfopac Internacional wird zudem unsere Audit-Software in Spanien und Lateinamerika vertrieben.

Wie ist die wirtschaftliche Situation im Auslandsmarkt?

Ich bin mit der wirtschaftlichen Situation des Auslandsgeschäfts zufrieden. Das Auslandsgeschäft hat vergangenes Jahr 5,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Darin enthalten sind die Ergebnisse der Auslandsgesellschaften – vor Steuern – und die Auslandsaktivitäten der DATEV eG. Alle Kosten des Auslands, auch die internen Kosten, sind gedeckt.

Für einen Großteil des Gewinns war das Auslandsgeschäft in Italien verantwortlich. Wie kam es dort zu dem Umsatzsprung?

Wir hatten in Italien Ende 2018 einen Umsatz von elf Millionen Euro erzielt. Ende 2019 konnten wir den Umsatz auf 19 Millionen Euro und damit um sagenhafte 73 Prozent steigern.

Was war die Ursache dieses Umsatzsprungs?

In Italien ist im Jahr 2019 ein Gesetz zur elektronischen Rechnungsschreibung in Kraft getreten. Dieses Gesetz verpflichtet alle Unternehmen, eine elektronische Rechnung zu erstellen und die Daten an die Fiskalverwaltung zu melden. Die italienische Vertriebsgesellschaft DATEV KOINOS hatte bereits 2015 eine einfache Rechnungsschreibung auf den Markt gebracht. Dieses Programm konnte ohne großen Aufwand an die neue Gesetzeslage angepasst werden. Die Nachfrage nach dieser Lösung war nun riesengroß: Alle Unternehmen, die bisher ihre Rechnung noch per Hand oder per Excel oder Word erstellt haben, benötigten nun eine professionelle Lösung für die Rechnungsschreibung. Innerhalb von vier Monaten konnten über 50.000 neue Unternehmenskunden gewonnen werden. Diesen außerordentlichen Mengenzuwachs an neuen Kunden zu bewältigen, war eine der größten Herausforderungen.

Italien war von der Corona-Krise besonders betroffen. Das Wichtigste zuerst: Wie erging es den Mitarbeitern in Italien und in den anderen Auslandsgesellschaften während Corona?

Die Auslandsgesellschaften sind den jeweils nationalen Empfehlungen gefolgt und haben ihre Tätigkeiten auf Remote umgestellt. Innerhalb kürzester Zeit haben alle Kollegen im Homeoffice gearbeitet. Termine mit Kunden und Seminare fanden als Videokonferenzen statt. Unsere Kollegen in den Auslandsgesellschaften haben wir unter anderem mit DATEV-Schutzmasken und Handdesinfektionsmitteln versorgt. Besonders habe ich mich dann über ein Mail von einer Mitarbeiterin aus Italien gefreut, die sich dafür bedankt und geschrieben hat: „Worte vergehen, Gesten bleiben.“ Es war für alle eine herausfordernde Zeit, die sehr gut gemeistert wurde. Der Zusammenhalt und Spirit wurden durch die Krise sogar noch gestärkt.

Wie hat sich das Geschäft im Ausland mit und trotz Corona im Jahr 2020 entwickelt?

Die italienische Vertriebsgesellschaft DATEV KOINOS profitiert von dem in Kraft getretenen Gesetz zur elektronischen Rechnungsschreibung noch immer. Sie haben ihr Umsatzziel bereits im August 2020 erreicht. Die Umsatzmarke von 20 Millionen Euro wird Ende des Jahrs geknackt werden. Unsere Kollegen in der DATEV.at gehen davon aus, ihre wirtschaftlichen Ziele wie geplant zu erreichen. Sie profitierten vom Wettbewerbsvorteil der DIGIMATISIERUNG®, womit ein Wachstum, vor allem im Vertrieb von Unternehmen online, verzeichnet werden kann. In der Pandemie sehen wir vor allem eine Umsatzsteigerung bei unseren digitalen Lösungen in allen Landesgesellschaften.

Auslandsmarkt heißt nicht, dass dieses Geschäft losgelöst von deutschen Steuerberatern läuft, was durch die German Desks sichergestellt wird. Was verbirgt sich dahinter und wie profitieren deutsche Steuerberater davon?

Ob klassische Export- und Importtätigkeiten, webbasierter Handel über Online-Shops oder ausländische Direktinvestitionen: Immer mehr Unternehmen sind oder werden international tätig. Mit dem German Desk der DATEV wird der deutsche Steuerberater bei einem inländischen Mandanten mit Auslandsaktivitäten von den DATEV-Auslandsgesellschaften bei Bedarf unterstützt.

Können Sie dieses Konstrukt bitte noch etwas näher erläutern?

Oft ist es so, dass ein Mandant international tätig wird und eine Niederlassung im Ausland eröffnen möchte, beispielsweise in Polen. Meistens wünscht sich der Mandant dann, dass er auch bei seinen Auslandsaktivitäten von seinem deutschen Steuerberater betreut wird. In Polen hat zum Beispiel das Unternehmen eine polnische Buchführung zu erstellen. In der Regel hat jedoch der deutsche Steuerberater keine polnischen Rechtskenntnisse und Programme, um diese polnische Buchführung zu erstellen. Von daher wird in diesen Fällen häufig ein internationales Kooperationsmodell durchgeführt. Das bedeutet, dass sich der deutsche Steuerberater einen Steuerberater im Ausland sucht, der dann die Auslandsniederlassung betreut und dort beispielsweise die polnische Buchführung erstellt. Hauptansprechpartner für den Mandanten bleibt der deutsche Steuerberater. Der German Desk der DATEV-Auslandsniederlassung in Polen oder Tschechien kann bei diesem Kooperationsmodell beispielsweise dabei helfen, einen für die Kooperation geeigneten Steuerberater zu finden. Zudem werden Kontakte vermittelt zu Auslandshandelskammern, Kammern oder Banken im Ausland. Zum Beispiel arbeitet unsere polnische Tochtergesellschaft DATEV.pl sehr eng mit der Auslandshandelskammer Polen zusammen und bietet unter anderem Seminare zur Kommunikation zwischen den deutschen und polnischen Buchhaltungs- und Controlling-Abteilungen an.

Ein weiteres Angebot ist der DATEV Converter. Was hat es mit dem auf sich?

Der DATEV Converter ist ein Programm für Datenüberleitungen im internationalen Kontext. Dabei können ausländische Buchführungsdaten für den Import nach DATEV Kanzlei-Rechnungswesen aufbereitet werden. Eine deutsche Muttergesellschaft kann damit die Buchführungsdaten ihrer Auslandsgesellschaften nach Kanzlei-Rechnungswesen übertragen und so beispielsweise ein länderübergreifendes und standardisiertes Controlling mit den bekannten DATEV-Lösungen durchführen. Das Reporting von der Auslandsgesellschaft zur Muttergesellschaft in Deutschland wird dadurch wesentlich vereinfacht und verbessert. Basis für den Einsatz des Programms ist die Analyse und Beratung der DATEV, bei der notwendigen Kontenüberleitung von der Auslandsbuchführung nach Kanzlei-Rechnungswesen zu unterstützen. Auch auf dem umgekehrten Weg, wenn deutsche Inlandsgesellschaften ausländische Muttergesellschaften haben, ist es möglich, Daten aus Kanzlei- Rechnungswesen für den Import in ausländische Buchführungen überzuleiten.

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TG
Thomas Günther

Redaktion DATEV magazin

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