Es gibt digitales, interaktives Lernen und Apps, mit denen man seine Arbeit organisieren oder einen gesunden Lebensstil führen kann. Es gibt Produkte, online nutz- und mobil bestellbar, digital oder in naher Zukunft per Drohne geliefert – die Welt wird nicht digital, sie ist es schon längst. Interessant ist, wie sie sich künftig entwickelt.

Ein typischer Begleiteffekt der Digitalisierung ist der empört-besorgte Schrei über Datenmissbrauch, Überwachung und Abhängigkeit. Solche Bedenken sind nur natürlich und gehen mit jedem Fortschritt einher. Sie einfach vom Tisch zu wischen und dessen ungeachtet weiter dem Neuen unbedarft zu huldigen, ist genauso falsch, wie diese Entwicklung aus Angst pauschal zu kritisieren, abzulehnen oder gar zu boykottieren.

Digitalisierung ist nicht neu

Digitalisierung findet statt, nicht erst seit gestern, sondern seit die ersten digitalen Spielarten in die Welt getreten sind. Und die Gesellschaft nutzt diese digitalen Möglichkeiten, seit es sie gibt. Man denke nur an die E-Mail. Auch DATEV bot den Mitgliedern schon 1974 die Möglichkeit der Datenfernübertragung. Seit dem ändern sich ohne Unterlass Prozesse, Strukturen, Potenziale und mit ihnen die Kultur – im Privaten wie in der Arbeit. Der Mensch verändert die Welt und ändert sich selbst mit.

Beispiel Online-Shopping und Drohnenlieferung: „Bereits knapp ein Viertel der Internetnutzer ab 14 Jahren kann sich vorstellen, Pakete künftig per Drohne (24 Prozent) oder per Roboter (23 Prozent) zugestellt zu bekommen. Je 9 Prozent geben sogar an, diese Methoden künftig auf jeden Fall nutzen zu wollen“, heißt es in einer Pressemeldung des Bitkom e.V. vom 29.09.2016. Dies zeigt eine Akzeptanz des digitalen Konsums und der Logistik über die digitale Autobahn einschließlich der maschinellen Lieferung über den physischen Luftweg. Alles digital gesteuert – die Vorteile der digitalen Transformation eben.

Digitalisierung heißt nicht, Denken einstellen

Bei aller Euphorie: Manche Erfindungen, von der Digitalisierung hervorgebracht, sind zumindest fragwürdig und wecken das mulmige Gefühl, zurückzufallen in eine Gesellschaft von unmündigen und abhängigen Bürgern. Braucht eine Gesellschaft Apps, durch die man latent die Eigenverantwortung abgibt, weil sie für den Nutzer entscheiden, welches Verhalten das Beste ist – dass es besser das Obst sein soll, anstatt fette, zuckrige Sahnetorte? Reicht hier nicht der gesunde Menschenverstand? Sind physische Gadgets, wie mit dem Internet verbundene Bestell-Buttons sinnvoll, über die nur noch die immer gleichen etablierten Marken (nach)bestellt werden können, weil aufgrund menschlicher Bequemlichkeit Alternativen rausmendeln? Fragen, die leichte Zweifel aufkommen lassen, ob die Entwicklung der digitalen Welt in die richtige Richtung geht, die mindestens aber zur Diskussion führen sollten. Letztlich muss jeder für sich entscheiden, wie er mit seinem Konsum- und Nutzungsverhalten zum Wandel beitragen will. Das kritische und differenzierte Denken sollte man jedoch nicht gleich aufgeben, weil etwas zunächst hip und bequem erscheint.

Digitalisierung heißt nicht, Zukunft schwarzmalen

Dennoch, Digitalisierung birgt jede Menge positive Möglichkeiten: Sie bringt Entwicklungen hervor, die das Berufsleben oder die Medizin verbessern, neue Jobs schaffen und das Leben ganz generell etwas einfacher und besser machen; wenn die Eigenverantwortung bestehen bleibt. Digitalisierung bringt Werkzeuge hervor, durch die man Arbeit effizienter erledigt, Bürokratie abbaut, Sicherheit erhöht, Entscheidungen vereinfacht – aber nicht abnimmt. Man kann daran partizipieren und sie beeinflussen als Produzent oder Nutzer und Konsument.

Auch DATEV tut dies. Indem es Werkzeuge bereitstellt wie Cloud-Lösungen, digitale Zusammenarbeit fördert durch Unternehmen online oder Arbeitnehmer online. Letzteres dient der besseren Übersicht von Personaldokumenten, einem durchgängigen papierlosen Prozess, ohne Postlaufzeiten und Porto. Es dient der Vereinfachung, macht Schluss mit nervigem Papierkram wie Abheften und Suchen in Ordnern. Ein Werkzeug, das Vorteile gegenüber früheren Gegebenheiten bringt. Als Papier noch gedruckt, adressiert, aufwändig kuvertiert und verschickt werden musste, nur damit Arbeitnehmer wieder abheften, archivieren, suchen und kopieren mussten.

Digitalisierung ist gut, eigenes Denken auch

Die digitale Transformation ist in erster Linie eine Weiterentwicklung des bestehenden digitalen Status quo. Und diese Entwicklung wird weiter gehen, mit Euphorie, Optimismus, mit Bedenken und Problemen. Es gibt aber keinen Grund für Kritiker, gleich einen neuen Totalitarismus heraufzubeschwören. Man kann, sollte das differenziert und gelassen betrachten. Wie zum Beispiel der Historiker Andreas Rödder, wenn er im Interview sagt, dass „diese Form von Alarmismus […] eine der typischen Abwehrreaktionen auf die Beschleunigungsschübe der Moderne„ ist.

Es gilt also, die Digitalisierung nicht per se zu verdammen, sondern sie in geeignete Bahnen zu lenken; sie so zu entwickeln und zu nutzen, dass sie der Gesellschaft dient und sie nicht zur Ideologie erhebt. Dazu gehört, sich mit der Entwicklung kritisch und differenziert zu beschäftigen. Und nicht darauf zu warten, dass sich das Thema evolutionär schon irgendwie zum Guten fügen oder an einem vorbei gehen wird.

Es braucht die gesellschaftliche Sozialisierung der Digitalisierung.

Zum Autor

Carsten Fleckenstein

Redakteur und Podcaster bei DATEV.

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