Mitarbeiter gesucht - 25. Mai 2023

Mehr Fachkräfte braucht das Land

Sowohl in Innenstädten als auch in Gewerbegebieten sieht man immer häufiger Schilder: „Wir suchen ...“. Der demografische Wandel verschärft die Situation zusätzlich. Viele Betriebe bemühen sich bereits seit Jahren, vor allem mit personalpolitischen Strategien dieser Entwicklung aktiv zu begegnen.

Viele mittelständische Unternehmen, die das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn im Herbst 2022 für das Zukunftspanel Mittelstand 2022 befragte, nannten wie schon im Jahr zuvor den Fachkräftemangel als die aktuell und zukünftig größte Herausforderung für den Mittelstand. Nahezu alle bestehenden Probleme führen die Betriebe auf das Fehlen ausreichend qualifizierter und geeigneter Fach- und Arbeitskräfte zurück. Einige Unternehmen bekundeten in der jüngsten Befragung sogar, dass die Suche nach qualifiziertem Personal für sie bereits zur existenziellen Frage geworden sei. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Herausforderungen der digitalen Transformation sowie des Umbaus zu einer klimaneutralen Wirtschaft dürfte sich diese Situation weiter verschärfen.

Anzeichen wurden längst wahrgenommen

Die Herausforderung, geeignete Fachkräfte zu finden, ist nicht neu. Auch kann man nicht sagen, dass die Unternehmen die Entwicklung bis dato negiert hätten. Im Gegenteil: Aufgrund des demografischen Wandels beschäftigten sich die Führungskräfte nicht nur in den großen Firmen, sondern auch in den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den vergangenen Jahren mit den Auswirkungen auf die betrieblichen Prozesse. Das belegt eine Vergleichsstudie der Jahre 2007 und 2017 des IfM Bonn: So rechneten vor fünf Jahren bereits sechs von zehn Führungskräften aller Unternehmen ab fünf Beschäftigten in Deutschland mit einem Fachkräftemangel. Zugleich gaben sie doppelt so häufig als noch 2007 an, aufgrund der zunehmenden Alterung ihrer Belegschaft mittel- und langfristig einen höheren Krankenstand zu erwarten. Gar keine personalpolitischen Folgen des demografischen Wandels erwarteten nur weniger als 10 Prozent aller Betriebe.

Die Unternehmen reagieren

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, initiierten die Führungskräfte in den KMU – ähnlich wie in den Großunternehmen – vor allem unternehmensinterne Aktivitäten zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit. So bot unter anderem jedes dritte Unternehmen im Jahr 2017 bereits Qualifizierungsmaßnahmen für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Aber auch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Arbeitszeitgestaltung, wie etwa Homeoffice, Arbeitszeitkonten und Freistellungen zur Pflege, waren in den KMU damals schon in weitaus stärkerem Maße als noch zehn Jahre zuvor zu erkennen. Gleichwohl erwarteten die Führungskräfte in den strukturschwachen, schrumpfenden Regionen vom Rückgang des Fachkräfteangebots in den Folgejahren stärker betroffen zu sein als in den wachstumsstarken Gebieten. Dort fürchteten die Unternehmen dagegen, einem verstärkten Wettbewerb um die verfügbaren Fach- und Führungskräfte ausgesetzt zu sein.

Pandemie hat die Situation verschärft

Mit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 sorgten Krankheiten, Quarantäne und fehlende Kinderbetreuung für zusätzliche Personalengpässe in den Unternehmen. Bei einer Befragung des IfM Bonn für die Studie „Die Auswirkungen der Innovationstätigkeit von KMU in Krisenzeiten auf ihre wirtschaftliche Entwicklung“ zeigte sich im Sommer 2022, dass besonders Betriebe des Gesundheits- und Sozialwesens betroffen waren (92,7 Prozent). In der Informations- und Kommunikationstechnologie hingegen bekundeten dies deutlich weniger (57,8 Prozent). Um die eigenen Beschäftigten trotz der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie halten zu können, nutzten viele Unternehmer das Instrument der Kurzarbeit. Nur gut jedes siebte Unternehmen entließ pandemiebedingt Mitarbeiter – darunter vor allem Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes.

Weitere Gegenmaßnahmen erforderlich

Die Befragung von Ende 2022 zeigt, dass sich die Arbeitgeber durchaus ihrer Verantwortung bewusst sind, die eigene Attraktivität zu fördern, die Beschäftigten an sich zu binden und Aus- und Weiterbildungen anzubieten. Ebenso sehen sie in der Digitalisierung eine Chance, den drohenden Fachkräftemangel abzufangen. Gleichwohl sehen sie auch die Politik in der Verantwortung, beispielsweise die Qualität des deutschen Bildungssystems zu verbessern. Um die potenzielle Arbeitskräftelücke zu reduzieren, ist die Politik aktuell bestrebt, Frauen noch stärker in das Erwerbsleben einzubinden und ältere Personen länger dort zu halten. Zugleich soll die Zuwanderung von Fachkräften erleichtert werden. Hierzu hat die Bundesregierung im November 2022 die Eckpunkte für eine Neuregelung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes beschlossen.

Ausblick

Bislang stellte laut unseren Befragungen häufig mangelnde sprachliche oder fachliche Qualifikation der ausländischen Bewerber eine Herausforderung dar. Auch erschwerten fehlende sprachliche Kompetenzen auf Seiten der Unternehmen die gezielte Suche nach Fachkräften im (europäischen) Ausland. Allerdings zeigte sich auch, dass Bedenken hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit Zugewanderten sinken, wenn die Unternehmen bereits eigene Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben.

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Zu den Autoren

SB
Dr. Siegrun Brink

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn

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OS
Olga Suprinovič

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn

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