DIHK, Mitteilung vom 16.06.2022
Die Sonne scheint, die Straßencafés sind voll, die Hotelbuchungen in vielen Regionen Deutschlands ziehen an, und die Vorfreude auf den Sommerurlaub wächst. Dennoch ist die Stimmung besser als die tatsächliche Situation. Die Ergebnisse der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage zeigen nämlich: Die Geschäftslage im Tourismus rangiert weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Der im Zuge der inflationsbedingten Preissteigerungen zu erwartende Nachfragerückgang, der Fachkräftemangel und die hohen Arbeitskosten sind Risiken, die die Branche aktuell belasten. Die Unternehmen möchten Mitarbeitende einstellen, aber Bewerber fehlen. Der Optimismus kehrt dennoch schrittweise zurück: Nach dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen rechnen im Gastgewerbe 42 Prozent der Betriebe für das kommende Jahr mit besseren Geschäften. Damit dreht die Stimmung beim Gastgewerbe erstmalig seit dem Ausbruch der Coronapandemie wieder ins Positive und liegt aktuell deutlich über den durchschnittlichen Geschäftserwartung der gesamten Wirtschaft. Dort blicken laut DIHK-Konjunkturumfrage vom Frühsommer lediglich 19 Prozent der Unternehmen optimistisch auf die Geschäfte der nächsten zwölf Monate.
Preissteigerungen auch im Tourismus
Mehr als 40 Prozent der Corona-Hilfen wurden von der Tourismuswirtschaft in Anspruch genommen – und ermöglichten zahlreichen Betrieben das Überleben. Da der weitere Verlauf des Pandemiegeschehens schwer absehbar ist, sollte die Politik das Auslaufen des befristeten EU-Rahmens für staatliche Beihilfen im Blick behalten, um sich diese Optionen auch in Zukunft offen zu halten.
Das Eigenkapital ist bei vielen Unternehmen während der Pandemie deutlich geschrumpft. Preissteigerungen lassen sich also nur schwer abfedern. 85 Prozent der gastgewerblichen Betriebe werden Preissteigerungen weitergeben oder haben dies bereits getan. Kunden müssen künftig also auch bei touristischen Aktivitäten tiefer in die Tasche greifen.
Weitere Belastungen vermeiden
Wichtig für die Erholung der Tourismuswirtschaft ist jetzt, dass keine neuen Störfaktoren geschaffen und bürokratische Hindernisse möglichst zügig beseitigt werden. Vor diesem Hintergrund sollten die Kommunen aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zur Verfassungsmäßigkeit der Bettensteuer keine falschen Schlussfolgerungen ziehen. Denn fiskalische Belastungen wie die Bettensteuer können das Zünglein an der Waage werden, wenn es um die wirtschaftliche Gesundung der Branche geht.
Betriebe brauchen weniger Bürokratie und mehr Planungssicherheit
Der Fokus in Politik und Wirtschaft sollte jetzt auf einer besseren Planungssicherheit für die kommende Herbst-/Winter-Saison liegen – gerade im Hinblick auf ein möglicherweise wieder zunehmendes Pandemiegeschehen –, um die Unternehmen am Laufen zu halten und damit die dringend benötigten Einnahmen zu erwirtschaften. Auch das entsprechende Personal ist dafür ein zentraler Faktor, die geplante Vereinfachung der Zuwanderung sollte dringend umgesetzt werden.
Bürokratieabbau bleibt das Gebot der Stunde. Er schafft Freiraum für das Kerngeschäft und begünstigt die Einnahmen. Denn Bürokratiekosten machen für ein typisches familiengeführtes Unternehmen im Gastgewerbe jedes Jahr 2,5 Prozent des Umsatzes aus.
Quelle: DIHK