ifo Institut, Mitteilung vom 13.04.2023
Wie entwickeln sich die Erwartungen von Ökonominnen und Ökonomen weltweit an die zukünftige Preisentwicklung? Zeigen die großen Zinsschritte der Zentralbanken Wirkung, und ist ein Rückgang in den Inflationserwartungen zu beobachten? Die aktuelle Welle des Economic Expert Survey (EES) des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik untersucht Inflationserwartungen von Ökonominnen und Ökonomen auf globaler Ebene. Das Ergebnis: Weltweit werden weiterhin hohe Inflationsraten erwartet. Zwar zeigt sich ein langsamer Rückgang der erwarteten Inflationsrate für 2023 über die letzten drei Quartale. Gegenüber der letzten Befragungswelle des EES (4. Quartal 2022) sind jedoch keine merklichen Änderungen zu verzeichnen.
Weltweite Inflationserwartungen stagnieren auf hohem Niveau
Für 2023 liegt die erwartete Inflationsrate im weltweiten Mittel bei 7%. Dies ist der Median der durchschnittlich erwarteten Inflationsraten auf Länderebene. Der Median wird verwendet, weil sich die erwarteten Inflationsraten regional sehr stark unterscheiden und in individuellen Ländern und Regionen wie z.B. in Afrika drastisch höher sind als im Rest der Welt.
Die im aktuellen Quartal erwartete durchschnittliche Rate von 7% ist damit nahezu identisch mit der erwarteten Rate von 7,1% im vierten Quartal 2022. Die kurzfristigen Inflationserwartungen stagnieren damit weltweit auf hohem Niveau. Auch für die kommenden Jahre rechnen Expertinnen und Experten weltweit mit hohen Inflationsraten. Mit einer durchschnittlichen erwarteten Inflationsrate von 5,9% für das Jahr 2024 wird im Mittel jedoch ein leichter Rückgang gegenüber 2023 erwartet.
Auch in der langen Frist bis 2026 bleiben die Inflationserwartungen mit 5% weiter hoch. Die langfristigen Inflationserwartungen der Expertinnen und Experten steigen im Vergleich zu den Ergebnissen des vergangenen Quartals sogar an. Den Höhepunkt erreichten die kurz- und langfristigen Inflationserwartungen im dritten Quartal 2022 und bewegen sich seitdem auf leicht geringerem Niveau.
Fallende Inflationserwartungen in der langen Frist, jedoch kein weiterer Rückgang im Vergleich zum Vorquartal
Die Heterogenität in den Inflationserwartungen ist weltweit stark ausgeprägt.
In den Regionen in Amerika gehen die Expertinnen und Experten insgesamt von hohen und weiter steigenden Inflationsraten aus, jedoch gibt es hier große Unterschiede: Während in Nordamerika die Inflationserwartungen tendenziell sinken, sind in Mittel- und insbesondere in Südamerika die Inflationserwartungen im Vergleich zur Umfrage im letzten Quartal teils stark angestiegen. Ähnliches lässt sich auch für die meisten Regionen Afrikas feststellen, wobei sich auch hier die Trends zwischen den Regionen unterscheiden. Insgesamt sind die Inflationserwartungen für die jeweiligen Regionen jedoch im Vergleich zum Vorquartal stark angestiegen. In den Regionen des asiatischen Kontinents zeigen sich ebenfalls große Unterschiede: Während sich die kurzfristigen Inflationserwartungen in vielen Teilen Asiens gegenüber den vergangenen Quartalen zurückentwickelt haben, sind die Inflationserwartungen für 2023 insbesondere in Westasien zuletzt stark gestiegen. In Ozeanien werden in der mittleren Frist fallende Inflationsraten erwartet, die Einschätzungen der Expertinnen und Experten bewegen sich hier auf einem im Vergleich konstant niedrigen Niveau.
In Europa befinden sich die Erwartungen weltweit auf dem niedrigsten Niveau, sowohl für das aktuelle Jahr 2023 als auch für die Jahre 2024 und 2026. Dabei zeigt sich zwar ein fallender Trend in der erwarteten Inflation, jedoch gehen die Expertinnen und Experten auch bis 2026 nicht von einer Rückkehr auf das von der EZB ausgegebene Inflationsziel von unter, aber nahe 2% aus. Auch innerhalb der Regionen Europas zeigen sich große Unterschiede in den Inflationserwartungen der Expertinnen und Experten. So sind die erwarteten Inflationsraten für 2023 im Osten Europas wesentlich höher als in anderen Teilen des Kontinents.
Quelle: ifo Institut