Digitalisierung - 22. Juli 2022

Digitale Bildungsinfrastrukturen – Betriebe einbeziehen

DIHK, Mitteilung vom 22.07.2022

Der Markt der beruflichen Weiterbildung wird zunehmend ins Internet verlagert. Denn dort finden sich sowohl Informationen zu den Angeboten als auch immer mehr Online-Lernformate selbst. Diese zu bündeln und gemeinsame Standards zu etablieren, ist Ziel verschiedener digitaler Infrastrukturen, die Interessentinnen und Interessenten bei Karriereplanung, Kompetenzentwicklung und Jobsuche helfen sollen.

Für diese Plattformen gibt es unterschiedliche Urheber: So hat die EU-Kommission bereits Mitte 2020 das Europass-Portal gestartet, das den europäischen Bildungs- und Arbeitsmarkt bedienen soll. Gleichzeitig treibt das deutsche Bundesbildungsministerium das Vorhaben einer Nationalen Bildungsplattform voran, auf der sich Anbieter und Lernende in einem gemeinsamen virtuellen Bildungsraum begegnen können. Und die Bundesagentur für Arbeit plant, in Kürze die nationale Online Weiterbildungs-Plattform (NOW) zu starten. Dazu kommen zahlreiche Initiativen von öffentlichen Akteuren, beispielsweise das Förderprogramm INVITE oder die EdTech Alliance auf EU-Ebene.

Zielgruppen klären

Die Vorhaben setzen allesamt bei den Bedürfnissen der Lernenden an. Was gut klingt, kann aber auch Schwierigkeiten mit sich bringen. Denn berufliche Bildungsziele sollten sich auch am wirtschaftlichen Bedarf orientieren. Nur so ist auch die Chance groß, dass die erworbenen Kompetenzen später auch auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werden können.

Gleichzeitig müssen die Planungen die hohen Standards der betrieblichen und beruflichen Weiterbildung verbinden – technisch wie konzeptionell. So sollten beispielsweise bereits bestehende Lern- und Kompetenzmanagement-Systeme sowie strategische Personalplanung angedockt werden können.

Lerndaten nutzbar machen

Die während der Pandemie in den Schulen gemachten Erfahrungen haben gezeigt, dass Lernleistungen zu besonders sensiblen personenbezogenen Daten gehören – ähnlich wie die zur Gesundheit. Sie müssen daher besonders geschützt werden, sind aber unter Einhaltung des Datenschutzes wertvoll für die Forschung. Das ließe sich etwa über die Möglichkeit von freiwillig zur Verfügung gestellten Lerndaten realisieren. Mit Augenmaß sollte daher die diskutierte Verordnung zur Künstlichen Intelligenz Lösungswege bei KI-Anwendungen von Lerndaten schaffen und nicht ausschließlich auf das Risiko von Verzerrungen und Diskriminierungen abzielen.

Rahmenbedingungen schärfen

Bei der Weiterentwicklung von digitalen Bildungsinfrastrukturen sollten neben anwendungsfreundlicher Technologie unbedingt auch Praxiswissen der Betriebe und die Erfahrungen von Weiterbildungsakteuren einfließen. Eine Herausforderung auch für das Digitale sind Klarheit über Ablagesysteme, Standards und die Fälschungssicherheit von Nachweisen. Eine Governance sollte dafür eingerichtet werden, die alle Beteiligten angemessen einbindet.

Gleichsam ist wichtig, dass IT-Programme und -Projekte von Beginn an die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen einbeziehen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass in Systeme und Instrumente investiert wird, die schließlich nicht eingesetzt werden können. Ein Rechts-Check für Digital-Bildungsprojekte könnte Digital-Checks von Gesetzgebungsverfahren ergänzen. Auch öffentlich verantwortete Datenräume als Test- und Experimentalmöglichkeiten könnten ein geeigneter Zwischenschritt sein.

Quelle: DIHK