Mitarbeitergewinnung - 25. September 2020

Clevere Köpfe gesucht

Schon vor der Krise hatten viele Kanzleien Mühe, Nachwuchs zu finden. Und durch Corona ist die Arbeit in Kanzleien nicht weniger geworden. Wer als digitale Kanzlei ins neue Ausbildungsjahr startet, steigert seine Chancen im Wettbewerb um Talente.

Die Zukunft ist jetzt, und sie ist digital: Auch in Krisenzeiten wie diesen treten künftige Steuerfachangestellte ihren Weg in den Beruf an. Im Herbst starten in vielen Kanzleien junge Menschen in eine Ausbildung, die vielfältig ist und Perspektiven bietet. In einer Zeit, in der in anderen Branchen das Angebot an Ausbildungsplätzen schrumpft, geht es in unserem Berufsstand, in unseren Kanzleien eher darum, möglichem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: Die Mitarbeiter von morgen zu finden und als Arbeitgeber für potenzielle Auszubildende attraktiv zu sein, lautet unsere Aufgabe.

Als digitaler Arbeitgeber interessant machen

Gerade junge Menschen sind im digitalen Leben zu Hause. Sie lernen mithilfe von digitalen Plattformen, organisieren sich in WhatsApp-Gruppen, teilen ihre Freizeiterlebnisse über Storys auf Instagram. Arbeitgeber, die digital aufgestellt sind, haben es leichter, um diese künftigen Mitarbeiter zu werben. Und wenn die Corona-Pandemie etwas Gutes hat, dann dass sie für einen Digitalisierungsschub gesorgt hat. Für Kanzleien, die vorher schon digital unterwegs waren, war es einfacher, mit ihren Mandanten zu kommunizieren und Vorgänge abzuwickeln. Andere erhielten nun einige gute Argumente, um sich mit der Digitalisierung ihrer Prozesse auseinanderzusetzen und nun schnell die notwendige IT-Infrastruktur einzurichten.

Unser Berufsstand, der bereits vor der Corona-Krise am Anschlag gearbeitet und händeringend nach Fachkräften gesucht hat, braucht den Nachwuchs. Junge Menschen, die nicht nur Freude am Umgang mit Zahlen haben, sondern einen Steuerfall von der Buchhaltung über das Erstellen der Steuererklärung bis zur Prüfung des Steuerbescheids managen – und damit zu unentbehrlichen Mitarbeitern des Steuerberaters werden. Zudem darf es keinen Corona-Jahrgang in diesem Ausbildungsjahr geben: Wir müssen jungen Menschen die Chance geben, jetzt ihren beruflichen Weg zu beginnen, und sie dabei unterstützen. Denn ansonsten wird die Ausbildungslücke, die schon vor der Pandemie nicht gerade klein war, exponentiell wachsen. Eine gute Ausbildung ist die Grundlage für die berufliche Zukunft junger Menschen und die Fachkräftesicherung in Deutschland.

Unterstützung vom Bundesarbeitsministerium

Das hat auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erkannt und mit Beginn des neuen Ausbildungsjahrs ein Förderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen aufgelegt. Für dieses Bundesprogramm stehen insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung. Betriebe, die jungen Menschen eine Perspektive geben und ihr Ausbildungsniveau halten, werden beispielsweise mit 2.000 Euro pro Ausbildungsplatz unterstützt. Wer das Ausbildungsniveau steigert, erhält 3.000 Euro für jeden zusätzlichen Azubi.

Das allein aber dürfte nicht ausreichen, um junge Menschen für unsere Berufswelt zu begeistern. Wir müssen mithalten im Wettbewerb um den Nachwuchs – und wir müssen punkten mit persönlichem Einsatz. Immer öfter erhalte ich aus unserem Berufsstand die Rückmeldung, dass wir unser Image aufpolieren müssen, um für junge Fachkräfte interessant zu sein. Vielleicht hilft hier schon der persönliche Erfahrungsbericht im Bekanntenkreis über die Arbeit in der Kanzlei – oder das Anbieten von Praktika für Jugendliche oder Schüler – und möglicherweise auch die Präsenz in sozialen Medien wie Instagram, jedoch nur dann, wenn es für Sie eine authentisch machbare Variante ist. Die Arbeit in einer Kanzlei kann für junge Leute in mehrfacher Hinsicht gerade jetzt spannend sein. Denn steuerliche Berater und ihre Mitarbeiter sind die Lotsen in der Krise, sie helfen anderen, die gegenwärtige Situation gut zu meistern. Zugleich haben viele Kanzleien die Chance genutzt, ihre Prozesse digital zu gestalten, und sind dabei ein gutes Stück vorangekommen auf dem Weg in die digitale Zukunft. Krisensicher in mehrfacher Hinsicht – dieses Ass können und sollten Kanzleien im Wettbewerb um die Talente ausspielen.

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Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

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