Bürokratieabbau - 29. Februar 2024

Licht ins Behördendickicht

Obwohl jede Regierung es sich anders vornimmt, wachsen bürokratische Vorgaben seit Jahren und machen Unternehmen das Leben schwer. Wo Abbau nicht möglich ist, muss Digitalisierung Erleichterung bringen.

Zwei Stunden und 21 Minuten. Was man in dieser Zeit alles tun kann. Je nach Geschmack beispielsweise einen guten Kinofilm – einschließlich der Werbung – ansehen, etwa den neuen Film von Wim Wenders. Oder ein spannendes Fußballpokalspiel bis zum Elfmeterschießen verfolgen. Oder eine ausgedehnte Wanderung im Wald mit dem Hund unternehmen. Zwei Stunden und 21 Minuten: So lange dauert im Durchschnitt der Besuch auf dem Amt. Das hat der Digitalverband Bitkom ausgerechnet. Ein Behördengang, beispielsweise um einen neuen Personalausweis ausstellen zu lassen, das Auto umzumelden oder ein Führungszeugnis zu beantragen. Und dabei ist nur der konkrete Termin berücksichtigt – einschließlich Anreise und Wartezeit. Das Warten auf einen Termin kommt noch obendrauf; so hatte rund die Hälfte der Befragten Schwierigkeiten bei der Terminzuteilung.

Pläne zum Bürokratieabbau

Sicher: Einige Verwaltungsleistungen sind bereits digitalisiert, können online erledigt werden. Aber hier ist bei Weitem noch nicht das Optimum erreicht. Darüber hinaus kommen neue Regulierungen und Vorgaben hinzu und verdichten den Behördendschungel. Zugleich wächst das Bewusstsein auf der politischen Ebene – und nahezu jede Regierung hat sich in jüngerer Zeit den Abbau von Bürokratie vorgenommen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit scheint theoretisch vorhanden: So werden in schöner Regelmäßigkeit Pläne zum Abbau überbordender Bürokratie geschmiedet. Vor Kurzem kündigte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder an, binnen eines Jahres 10 Prozent aller Verwaltungsvorschriften streichen zu wollen, Statistikpflichten zu reduzieren und neue Gesetze mit einer sogenannten Sunset Clause zu versehen – was bedeuten würde, dass neue Gesetze nach einer bestimmten Frist erst einmal automatisch ablaufen. Außer, sie würden noch benötigt – eine Definition, die womöglich neue bürokratische Hürden nach sich ziehen könnte.
Auch auf Bundesebene steht Bürokratieabbau immer wieder auf der politischen Tagesordnung, wie aktuell der Referentenentwurf zum Bürokratieentlastungsgesetz IV zeigt. Der Entwurf sieht unter anderem die Verkürzung der Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege im Handels- und Steuerrecht von zehn auf acht Jahre vor. Zudem beschäftigt sich der Referentenentwurf mit dem Wegfall von Schriftformerfordernissen in verschiedenen Gesetzen, geht aber hier ebenfalls nicht den ganzen Weg bis zum Ende. So müssen Arbeitsverträge im Wesentlichen weiterhin schriftlich festgehalten und handschriftlich auf Papier unterzeichnet werden – ein Beispiel dafür, dass die Rechtspraxis mit einem Fuß im analogen Zeitalter stehen bleibt.

Digitalisierung als ein Rezept

Der Kampf mit bürokratischen Hindernissen dieser Art ist ein drängendes Problem für viele Unternehmen in Deutschland. Wir müssen also nach Mitteln suchen, die den Weg durch den Bürokratiedschungel vereinfachen – und beschleunigen. Eine konsequente Digitalisierung führt hier in unterschiedlichsten Bereichen zu mehr Effizienz. Daneben könnte künstliche Intelligenz behilflich sein: Zwar lässt sich über Automatisierung Bürokratie nicht abschaffen, aber ein Stück weit beherrschbarer machen.
Ein aktuelles Beispiel aus dem Dickicht der Bürokratie liefert die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes. Das GEG geht viele an, auch viele Mandantinnen und Mandanten sind betroffen und treten mit Fragen an ihre steuerlichen Berater heran. Etwa, was die geeignete Förderung angeht. Die Suche nach Fördermitteln ist immer eine komplexe Aufgabe, die nicht nur eine gründliche Recherche erfordert, sondern auch eine strategische Herangehensweise und die Fähigkeit, sich an sich ändernde Bedingungen anzupassen. Die Fördermittelquellen sind vielfältig und die Formalitäten ebenso. Häufig müssen spezifische Voraussetzungen erfüllt werden, zugleich fehlen Transparenz und Übersicht, welche Fördermöglichkeiten überhaupt verfügbar sind – zumal sich Förderprogramme beziehungsweise der Zugang dazu unvorhersehbar ändern können.

Fördermittel-Check als Wegweiser

Instrumente wie der DATEV Fördermittel-Check bringen Licht ins Dickicht. Das Cloud-basierte Recherche-Tool unterstützt Sie bei der Fördermittelberatung von Mandanten und bietet einen umfänglichen Überblick über rund 1.500 verschiedene Fördermittel des Bundes, der Bundesländer und der EU. Mit wenigen Klicks das Passende für den Mandanten gefunden – das ist nur ein Beispiel für eine gelungene digitale Abkürzung durch den Behördendschungel. Mit diesen und anderen Tools können wir zwar nicht allein das komplette Effizienzpotenzial heben. Aber vielleicht können wir dafür sorgen, dass knapp zweieinhalb Stunden für schönere Tätigkeiten als für Bürokratie genutzt werden können.

Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

Weitere Artikel des Autors