Jahresrückblick - 26. November 2020

Stets auf Kurs

Ein von der Corona-Krise geprägtes Jahr liegt hinter uns. Ein Jahr, in dem wir viel über uns und unsere Möglichkeiten gelernt haben.

Es sollten die neuen goldenen 20er-Jahre werden – der Auftakt in ein neues Jahrzehnt. Wer aber hätte zu Jahresbeginn 2020 gedacht, dass ein Virus die Welt und unser Leben komplett auf den Kopf stellt, dafür sorgt, dass wir – fast von jetzt auf gleich – den Schalter umlegen müssen: in unseren Unternehmen, in unserem Arbeitsleben, in unseren privaten Gewohnheiten. Wie eine Flutwelle brach die Corona-Pandemie über Firmen herein und stellte viele Betriebe vor schwierigste Bedingungen. Um nicht vom Strudel mitgerissen zu werden oder womöglich unterzugehen, mussten zahlreiche Firmen auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen. Immerhin eine Möglichkeit, eine Brücke zu schlagen in bessere Zeiten, Arbeitsplätze zu erhalten, statt Insolvenz anmelden zu müssen. Immense staatliche Hilfen und Unterstützungsleistungen tragen ihren Teil dazu bei, dass mehr Unternehmen die Corona- Krise bisher überstehen konnten als zunächst befürchtet.

Berufsstand in neuer Rolle

Auch wir Steuerberater müssen uns in diesem veränderten Umfeld in neue Rollen hineinfinden: als Lotse gemeinsam mit den Mandanten durch unbekanntes Gewässer navigieren – und als Compliance Coach unternehmerische Prozesse mit kritischem Auge begleiten. Ein Beispiel dafür, wie unser Berufsstand als Compliance-Instanz auch von staatlicher Seite gesehen wird, war und ist die Überbrückungshilfe. Hier wurden von Beginn an Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in den Antragsprozess integriert, prüften und bestätigten für ihre Mandanten geltend gemachte Umsatzrückgänge und fixe Betriebskosten. Eine Erfahrung und eine Chance, die unser Berufsstand für die Zukunft auch nach der Corona-Krise nutzen sollte. Seit Mitte August können auch Rechtsanwälte Überbrückungshilfen für ihre Mandanten beantragen.

Mobiles Arbeiten als Zukunftsmodell

Zudem gibt uns die Pandemie die Gelegenheit, die digitalen Möglichkeiten unserer Arbeitswelt einem Realitätstest zu unterziehen. Home Office, mobiles Arbeiten, Videokonferenzen: All das war vor Corona zwar machbar, aber nicht alltäglich. Ich muss offen gestehen, dass auch für mich ein regelmäßiges Arbeiten aus dem Büro daheim bis vor einem Jahr  nahezu undenkbar war. Ebenso, wie ich mir nicht hätte vorstellen können, nahezu alle Dienstreisen durch virtuelles Miteinander zu ersetzen. Dass wir das mobile Arbeiten und die hybride Arbeitswelt als Normalform erleben können und dass dies darüber hinaus so kurzfristig umzustellen war, hätten wir uns wahrscheinlich alle nicht träumen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass das New-Work-Konzept seine Zukunftsfähigkeit bewiesen hat. Mobiles Arbeiten von daheim und unterwegs – gesicherte Geräte und verschlüsselte Netzzugänge vorausgesetzt – wird auch im kommenden Jahr aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sein. Nicht die Anwesenheit im Büro zählt, sondern das Arbeitsergebnis und die Arbeitsleistung. Sicher ist aber auch, dass wir den persönlichen Austausch wieder mehr pflegen können und müssen – sobald es die Umstände und Rahmenbedingungen erlauben. Und natürlich müssen wir die datenschutzrechtlichen Herausforderungen im Blick behalten. Eine Aufgabe, der wir uns als Genossenschaft gestellt haben und die für uns nach wie vor Vorrang hat.

Transformation mit Potenzial

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass viele Unternehmen sich von jetzt auf gleich in vielen Bereichen digital umstellen mussten. Für unseren Berufsstand bietet diese Tatsache jede Menge Chancen und Möglichkeiten, die Krise nicht nur gut zu überstehen, sondern aus der spontanen Transformation ein dauerhaftes Potenzial für eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Mandant abzuleiten. Als „demokratische Zumutung“ bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Pandemie im Frühjahr – und traf damit viele Aspekte der Corona-Regelungen auf den Punkt, die unser Leben bis heute verändert haben. Wir bei DATEV haben diese Abwägung stets sehr ernst genommen und daraus eine Mischung aus vorsichtigem, krisenbewusstem Agieren und vorausschauender Perspektive entwickelt. Hierbei haben Sie als Mitglieder uns unterstützt und uns den Zusammenhalt signalisiert, den wir für die Bewältigung einer derartig einmaligen Situation benötigen. Am Ende bleibt, dass wir tatsächlich in ein neues Jahrzehnt gestartet sind – mit wertvollen Erfahrungen, krisenfesten Zukunftsmodellen und mit viel Antrieb für Digitalisierung und Partnerschaft.

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Zum Autor

Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
CEO der DATEV eG; Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland.
Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership, #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment.
Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens“

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