BFB-Konjunkturumfrage 2023 - 23. Januar 2024

Fachkräftemangel: Personalsuche bei den Freien Berufen dauert bis zu 10 Monate

BRAK, Mitteilung vom 23.01.2024

Rechts-, steuer- und wirtschaftsberatende Freie Berufe schätzen das aktuelle Geschäftsklima etwas besser als im Vorjahr ein, schauen jedoch keineswegs optimistisch in die Zukunft. Das ergab die Winter-Konjunkturumfrage 2023 des Bundesverbands Freier Berufe.

Die repräsentative Konjunkturumfrage des Instituts für Freie Berufe (IFB) wurde im Auftrag des Bundesverbands der Freien Berufe e.V. (BFB) vom 4. Oktober bis 6. November 2023 unter knapp 1.600 Freiberuflerinnen und Freiberuflern zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, ihrer Personalplanung und Kapazitätsauslastung. Im Sonderteil wurde der Fachkräftemangel in den Blick genommen. Die Bundesrechtsanwaltskammer ist Mitglied des BFB und unterstützt die Konjunkturumfragen regelmäßig.

Aktuelle Geschäftslage

Ihre aktuelle Geschäftslage schätzen 38,1 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler als gut ein, 43,6 Prozent als befriedigend und 18,3 Prozent als schlecht. Verglichen mit den Vorjahreswerten verbessert sich die Stimmung leicht: Im Winter 2022 beurteilten 37,7 Prozent der Befragten ihre Lage als gut, 40,9 Prozent als befriedigend und 21,4 Prozent als schlecht. Die rechts-, steuer- und wirtschaftsberatenden Freien Berufe sind noch am zuversichtlichsten, gefolgt von den technisch-naturwissenschaftlichen Freien Berufen und den freien Kulturberufen. Die Freien Heilberufe bewerten ihre aktuelle Lage schlechter.

In Summe fehlen den Freien Berufen rund 160.000 Fachkräfte, 53.000 angestellte Berufsträgerinnen und Berufsträger sowie 50.200 Auszubildende. Das sind rund 263.200 offene Stellen. 82,2 Prozent der Befragten gaben an, dass es einfach an Bewerberinnen und Bewerbern fehlt und im Mittel es etwa 10 Monate dauert, die Stelle zu besetzen. Aber nicht nur das belastet die Branchen.

Gründe und Auswirkungen

„Ein hohes Kostenniveau, ein kritisches Marktumfeld auch aufgrund der steigenden Gesamtzahl von Insolvenzen sowie innenpolitische Unwägbarkeiten dämpfen die Zuversicht der Freiberuflerinnen und Freiberufler. Überdies arbeiten mehr und mehr von ihnen gemeinsam mit ihren Teams über Anschlag“, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt zur aktuellen BFB-Konjunkturumfrage. Im Vergleich zur Umfrage 2022 (Vorwinter) schätzt nur rund jede/r dritte Befragte, seine aktuelle Geschäftslage als gut ein. „Und nicht einmal jede, jeder Zehnte erwartet im kommenden Halbjahr eine günstigere Entwicklung. Selbst dieser im Vorjahresvergleich leicht zuversichtlichere Ausblick ist mit Unsicherheiten behaftet, was sich am Geschäftsklima ablesen lässt“, so der BFB-Präsident.

Diese vielfältigen Belastungen gehen auf Kosten der Angebotsportfolios und der Beziehungen zu Kunden, Mandanten oder Patienten. So mussten auf Grund der Überlastung gut zwei Drittel der Befragten Aufträge, Behandlungen, Mandate etc. bereits ablehnen. Und schlimmer noch: Mehr als jede/r Vierte der Befragten erwartet, das vertraute Spektrum höchstens noch ein Jahr erbringen zu können.

Gegenmaßnahmen

Die Top 10 der von den Befragten geforderte Gegenmaßnahmen waren:

  1. Ressourcenverbrauch (z. B. Zeit) durch Bürokratie verringern: 64,8 Prozent
  2. Schulische Berufsorientierung stärken: 55,2 Prozent
  3. Bessere schulische Qualifikation fördern: 52,9 Prozent
  4. Flexible Arbeitszeitmodelle: 42,6 Prozent
  5. Arbeit über die Altersgrenze hinaus attraktiver gestalten: 40,9 Prozent
  6. Qualifizierte Migration fördern: 40,7 Prozent
  7. Förderung von Weiterbildungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 34,9 Prozent
  8. Mobilitätsunterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 30,9 Prozent
  9. Verlängerung der Lebensarbeitszeit: 21,4 Prozent

In der Pressemitteilung des BFB vom 16.01.2024 finden Sie alle Umfrageergebnisse im Detail.

Quelle: BRAK