Dr. Annegret Berne betreibt eine kleine, auf Arbeitsrecht und komplexe Konfliktlagen spezialisierte Anwaltskanzlei in Augsburg. Auf Angestellte verzichtet sie. Wer bei ihr anruft, darf kurze Wege und individuelle Betreuung erwarten.
Dr. Annegret Berne betreibt eine kleine, auf Arbeitsrecht und komplexe Konfliktlagen spezialisierte Anwaltskanzlei in Augsburg. Auf Angestellte verzichtet sie, wer bei ihr anruft, darf kurze Wege und individuelle Betreuung erwarten. Wer mit ihr spricht, merkt sofort, es mit einer selbstbewussten, ihrer Sache sicheren Anwältin zu tun zu haben, die sehr dezidierte Ansichten über ihren Berufsstand hat und auch nach diesen handelt.
Konflikte und mehr noch die sich an sie heftenden Emotionen nehmen uns gefangen und berauben uns unserer Souveränität, indem sie, zumeist unbewusst und darum unbemerkt, unsere Entscheidungs- und Handlungsoptionen reduzieren. Dies gelte, so Dr. Annegret Berne, in besonderem Maße für den anwaltlichen Berufsstand, da er ja stets Partei ergreife, ergreifen müsse. Die objektive Sicht auf die Dinge ist die zentrale Anforderung an die Richterinnen und Richter, nicht an die Anwältinnen und Anwälte – leider: Denn deren perspektivische Selbstbeschränkung, ihre durch das Mandatsverhältnis begründete advokatische Fixierung auf ein Ziel, ist auf vielen Rechtsgebieten ein Problem, vor allem dann, wenn beidseits legitime Interessen auf dem Spiel stehen. „Gerade im Arbeitsrecht“, so Dr. Annegret Berne, „ist dies eher die Regel als die Ausnahme. Diese Situation fordert uns einen Spagat ab, wollen wir nicht nur ein Ergebnis erzwingen, sondern eine echte Konfliktlösung herbeiführen: Einerseits haben wir ein klares Mandat, die Interessen unseres Mandanten durchzusetzen, andererseits sehen wir oft, dass eine Rolle als Mediator zu wesentlich besseren Ergebnissen für alle Beteiligten führen würde.“ Um, soweit es unter Wahrung der Mandanteninteressen möglich ist, Einvernehmen herzustellen, Gesichtsverluste zu vermeiden, für alle Seiten akzeptable Lösungen zu erarbeiten, gilt es, auf den Kern eines Konflikts zu schauen, der hinter allen vorgetragenen Argumenten liegt. Um diesen herauszuarbeiten, scheut sich die Anwältin nicht, auch interdisziplinär und ganzheitlich zu arbeiten. „In der Regel zahlt es sich im Arbeitsrecht aus“, so Dr. Annegret Berne, „auf beiden Seiten Gutwilligkeit zu unterstellen; in den wenigsten Fällen sind die Fronten so verhärtet, dass ein langer juristischer Schlagabtausch wirklich dienlich ist. Anlass all unseres Tuns ist ja meist eine Problemsituation, die eingetreten ist, um Schuld geht es dabei weniger; wir Anwälte verkaufen Problemlösungen in unschönen Fällen. Das unterscheidet unsere Tätigkeit von derjenigen all jener, die etwas vorzeigbar Schönes schaffen.“
Eher Koordinator als Anwalt
Die klassische Anwaltsrolle wird dieser Anforderung jedoch häufig nicht gerecht. „Oft gibt es Spielraum für außergerichtlich sinnvolle, gar nicht so rechtslastige Lösungen im Interesse der Mandanten, gerade dann, wenn es um längerfristige Geschäftsbeziehungen oder eben um Arbeitsverhältnisse geht.“ Frühzeitiger Kontakt und Abstimmung mit Einverständnis des Mandanten sind hier der Schlüssel zur Lösung. „Vieles von dem, was ich tue, überlege, abwäge, bekommt der Mandant dabei gar nicht mit. Einer hat mir mal gesagt: ‚Ich stelle mir vor, dass Sie über das Wort, was Sie weglassen, genauso viel nachdenken wie über das geschriebene.‘ – Und genauso ist es auch.“ Verantwortung endet für Dr. Annegret Berne darum auch nicht beim Mandanten, sondern reicht darüber hinaus: „Was nutzt ein Urteil oder ein Vergleich, bei dem hernach die Gegenseite in die Insolvenz rutscht oder dessen Ergebnis für beide Seiten wirtschaftlich ruinös ist, der Mandant womöglich gar leer ausgeht? Auch solche Aspekte müssen ganz klar mit den Mandanten besprochen werden. Viele Kollegen scheuen davor zurück, dabei wissen die meisten Mandanten dies sehr wohl zu schätzen. Deren Vertrauen wird eher gestärkt als geschwächt, wenn man nicht nur als Parteigänger, sondern auch als Erklärer von Interessenkonstellationen und der Rechtslage auftritt.“
„Es gilt, die Dinge immer wieder neu zu betrachten“, so Dr. Annegret Berne: „Unser Bedürfnis nach Sicherheit verleitet uns zuweilen, Ursachen und Lösungen nur im Gewohnten zu suchen – ein Kardinalfehler. Ich wünsche uns allen, diesen zu erkennen und zu vermeiden.“