Unter uns - 23. November 2023

Wenn der Vater mit dem Sohne

Die persönliche Begegnung mit seinen Mandanten ist für Peter Hellberg der Dreh- und Angelpunkt jeder vertrauensvollen Mandantenbeziehung.

Die Kanzlei von Vater und Sohn Peter und Martin Hellberg liegt in Kürten Bechen, einem kleinen Ort im Bergischen Land, nur einen Steinwurf entfernt von dem idyllischen See, den die Große Dhünntalsperre hat entstehen lassen – Trinkwasserreservoir für eine halbe Million Menschen. Peter Hellberg hat somit das Element gleichsam täglich vor Augen, für das er arbeitet, denn ein regionaler Wasserbeschaffungsverband ist einer der großen Mandanten der Kanzlei. Ihm zuzuhören, ist eine Lust, die Fülle der Anekdoten aus vierzig Jahren DATEV-Mitgliedschaft ist unerschöpflich. Mit einem Griff zieht er das Begrüßungsschreiben von 1984 hervor – mit Originalunterschrift von Dr. Heinz Sebiger. Die Riege der einstmaligen Vorstände: Er hat sie alle auf den DATEV-Kongressen erlebt, sowohl in ihrer beruflichen Rolle als auch informell beim Bier auf der DATEV-Kirmes, einem Veranstaltungsformat, das es schon lange nicht mehr gibt.

Persönlicher Kontakt ist alles

Peter Hellberg pflegt im Umgang mit seinen Mandantinnen und Mandanten einen Stil, der in unserer digitalisierten Welt allmählich selten wird: Die persönliche Begegnung ist für ihn der Dreh- und Angelpunkt jeder vertrauensvollen Mandantenbeziehung. „So kommen zu mir immer noch Mandanten mit ihren Pendelordnern, aber über die Fragen, die neben der Buchführung jedes Mal entstehen, Personal, Mietverträge, alles Mögliche, spricht man am besten persönlich, und das Ganze führt nicht selten zu neuen Aufträgen und lohnt sich durchaus.“ So hat Peter Hellberg über die Jahre eine grundsolide Kanzlei aufgebaut, die seit Jahrzehnten auch internationale Mandanten hat, denen der Weg nach Kürten nicht zu weit ist. Dass dieses Modell dennoch nicht uneingeschränkt zukunftsfähig ist, ist ihm natürlich bewusst, weshalb er den Stab vor zweieinhalb Jahren an seinen Sohn Martin weitergegeben hat und selbst nur noch stundenweise in der Kanzlei arbeitet. Auf diese Weise ist die Kanzlei konfliktfrei zweigleisig unterwegs – ein Element ihres Erfolgs. Martin Hellberg sagt: „Ich respektiere die Art, wie mein Vater seine Mandate führt, und das bleibt auch so. Die junge Unternehmergeneration nutzt freilich Unternehmen online, kommuniziert elektronisch und verlässt sich ansonsten auf uns.“ Neumandate werden nur noch angenommen, wenn sie zur digitalen Zusammenarbeit bereit sind.

Qualität statt Quantität

Ein weiterer Aspekt ist für die Kanzlei charakteristisch. „Wir setzen bei alldem nicht so sehr auf quantitatives, sondern qualitatives Wachstum, haben nur zwei Angestellte auf Teilzeitbasis und jagen nicht einer Verbesserung der Ertragslage hinterher. Vorstellungen, dass wir in fünf Jahren soundso viele Angestellte haben und den und den Umsatz generieren, sind uns fremd. Wir wollen nicht zu groß werden, sondern mit unseren bestehenden Kapazitäten auskommen, darum schauen wir uns auch sehr genau an, welche Neumandate zu uns passen. So, wie die Situation der Kanzlei ist, ist es gut. Auch bei dieser Kanzleigröße können wir flexibel und schnell auf äußere Einflüsse und mögliche Auftragsspitzen wie etwa durch die Grundsteuerreform reagieren“, sagt Martin Hellberg. Ein USP ist ihre internationale Kompetenz, die sich Martin Hellberg nach dem Studium durch erfolgreiche Jahre in einer der Next-Ten-Gesellschaften erworben hat. Dort geknüpfte internationale Kontakte zahlen sich bis heute aus. Umso respektabler sein Entschluss, der Großkanzlei den Rücken zu kehren, um die väterliche Kanzlei zu übernehmen. Eine Mandatsführung komplett in Englisch ist für ihn seither kein Problem, und so empfehlen sich ausländische Unternehmen, die auf dem deutschen Markt aktiv sind, die Kanzlei gegenseitig weiter. „Das ist ein echter Markt“, so Martin Hellberg, „da ich für unsere internationalen Mandanten zugleich Coach und Guide durch den Dschungel der deutschen Bürokratie bin.“ Hieraus entwickelte sich auch eine weitere besondere Kompetenz auf dem Feld der privaten Einkommensteuererklärungen. „Bei internationalem Bezug und verschiedensten Einkunftsarten ist hier durchaus eine gewisse Expertise gefragt. Als Familienbetrieb“, so Martin Hellberg weiter, „soll die Kanzlei im Wesentlichen bleiben, was sie heute schon ist, darüber hinaus aber stetig an den digitalen Wandel angepasst werden. Ein Gedanke, der nicht immer in mir steckte. Das hat etwas mit der Besinnung auf meinen inneren Wertehorizont zu tun.“

Zum Autor

Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

Weitere Artikel des Autors