UNTER UNS - 29. Februar 2024

Aus dem Unternehmen muss man strahlen

Die Kanzlei Lehnen und Partner mit über 240 Mitarbeitern und acht Standorten wurde 1978 in Gerolstein gegründet. Steuerberaterin und Mitglied des Managing Boards Annika Görgen erzählt die 45-jährige Erfolgsgeschichte.

Die Kanzlei Lehnen & Partner, 1978 in Gerolstein gegründet, blickt auf eine mehr als 45 Jahre währende Erfolgsgeschichte zurück. Heute ist sie mit 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an acht Standorten an der Mosel, im Hunsrück und in der Eifel und Vulkaneifel vertreten – ein regionaler Champion. Eine solch konstant positive Entwicklung hat Gründe, über die wir mit Steuerberaterin Annika Görgen gesprochen haben. Sie ist als Mitglied des dreiköpfigen Managing Boards zuständig für Personalentwicklung und Kanzleimarketing und darum nur noch mit einem geringen Teil ihrer Arbeitszeit in der Mandantenbetreuung aktiv.

Langfristige Wachstumsstrategie

Die Einzelkanzlei, deren Inhaber als Allrounder umfassende Kenntnisse auf allen Gebieten aufweisen muss, hat es, so Annika Görgen, gegenüber größeren rechts- und steuerberatenden Kompetenzzentren zunehmend schwer. Insofern hat sich die von Lehnen & Partner verfolgte Wachstumsstrategie bewährt: „Zukauf von bestehenden Kanzleien, die durch Übertritte der Inhaber in den Ruhestand Nachfolger suchen, bei gleichzeitiger Ausbildung fachlich spezialisierter Kompetenzteams.“ Letztere steigern die Beratungsqualität und Effizienz gleichermaßen, weil Spezialisten in ihren Bereichen entsprechende Sachverhalte viel rascher durchdringen, als wenn eine Einarbeitung vom jeweiligen Nullpunkt aus erfolgen muss. Das Ergebnis ist ein über die Standorte verteilter Verbund von Teams, die ihre Kompetenzen für Branchen oder bestimmte Fragestellungen kontinuierlich weiterentwickeln: beispielsweise für Heilberufe, Baurecht, Landwirtschaft, für erneuerbare Energien oder für Gestaltung oder Umwandlung einer Gesellschaftsform, bei Unternehmensnachfolge oder Haftungsfragen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Kompetenz durch Arbeitsteilung

„Als Kompetenznetzwerk bieten wir unsere Expertise auch anderen Berufsträgern an. Unter Gewährleistung eines strikten Mandatsschutzes arbeiten wir mit anderen Kanzleien oder, wenn dies gewünscht wird, auch direkt mit deren Mandanten temporär zusammen, bis ein bestimmtes Problem gelöst ist. Danach ziehen wir uns wieder zurück. Das Prinzip Arbeitsteilung und eine bis ins Detail durchdachte Organisationsstruktur, die wir stetig fortentwickeln, haben sich dabei bewährt“, so Annika Görgen, „ohne dass wir deswegen in eine Art Silodenken verfallen. Zwar leben wir die Spezialisierung, aber die Kooperation zwischen allen Teams ist genau darum desto wichtiger. Dazu tragen auch regelmäßige Fortbildungen und Online-Workshops bei, die für die Mitarbeiter aller Standorte verbindlich sind. Um auch den persönlichen Kontakt lebendig zu halten, gibt es zudem jedes Jahr ein großes Sommerfest für alle.“

Vertrauen in die Mitarbeiter

„Überhaupt“, so Annika Görgen weiter, „reflektieren wir unsere Unternehmenskultur sehr stark unter dem Aspekt der Mitarbeiterzufriedenheit, wodurch wir dem eklatanten Fachkräftemangel, unter dem die ganze Branche leidet, bisher recht gut begegnen können. Wir sind als ‚Great Place to Work‘ zertifiziert und auch 2023 zweifach als ‚Beste Arbeitgeber‘ ausgezeichnet worden, das strahlt nach außen ab und spricht sich herum. Wir vertrauen unseren Mitarbeitern und setzen in der Personalführung auf Coaching, nicht auf Kontrolle. Das autonome Arbeiten, auf das wir Wert legen, überträgt ein hohes Maß an Verantwortung auf jeden Einzelnen, und dies führt zur Identifikation mit der Arbeit wie mit der Kanzlei. Man kann es auch so sagen: Aus dem Unternehmen muss man strahlen, dann entwickeln sich ein Wirgefühl nach innen und eine Attraktion nach außen.“ Ein weiteres Momentum spielt in der Kanzlei eine große Rolle: „Wir stärken unsere Stärken. Jeder und jede soll sich möglichst genau in Richtung der eigenen Talente und Neigungen entwickeln.“ Mit diesem Konzept blickt Lehnen & Partner sehr gelassen in die Zukunft. „Uns und, wie ich denke, auch der steuerberatenden Branche im Ganzen geht es gut – Grund genug für ein gewisses Maß an Demut und Dankbarkeit und Anlass, optimistisch in die Zukunft zu blicken“, so Annika Görgen.

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Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

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