Unter uns - 24. August 2023

„Do it right the first time!“

Was tun, wenn das Unternehmerherz pocht und Selbstständigkeit ein Muss ist? Studieren und eine eigene Steuerberatungskanzlei gründen.

Am Unterlauf der Elbe liegt ein bemerkenswert schöner Streifen Marschland, dessen besonderer Charakter der Betrachterin oder dem Betrachter bereits auf Satellitenbildern sofort ins Auge springt: das Alte Land, ein sich über etwa 40 Kilometer elbabwärts erstreckendes, geschlossenes Obstanbaugebiet rund um das Städtchen Jork. Steuerberater, so sollte man meinen, ziehen sich nach dem Ende eines erfolgreichen Berufslebens eher in dieses Idyll zurück, doch Helmut Heinrich hat den genau umgekehrten Weg beschritten: Als Spross einer Familie von Apfelbauern und selbst gelernter Obstwirt konnte er seine Eltern als junger Mann nicht davon überzeugen, ihm frühzeitig die Hofregie zu überlassen. Was also tun, wenn nun einmal ein Unternehmerherz in einem schlägt und Selbstständigkeit darum ein Muss ist? Studieren und ein eigenes Unternehmen gründen – in seinem Fall eine Steuerberatungskanzlei.

Effizienz schenkt Freude an der Arbeit

Nun liegt dies schon viele Jahre zurück, aber als Unternehmer sieht sich Helmut Heinrich heute mehr denn je, ist er doch inzwischen Senior-Chef der Sozietät Heinrich & Partner mit aktuell zehn Berufsträgern. In seiner Arbeit strebt er die Verbindung zweier nur auf den ersten Blick schwer vereinbarer Ziele an: höchste Produktivität bei gleichzeitig maximaler Freude an der Arbeit für sich selbst, aber auch für sämtliche Mitarbeiter. Der Schlüssel zu stressfreier Arbeit mit hohem Output liegt für ihn in der Steigerung der Effizienz, der Ausschöpfung aller nur denkbaren Rationalisierungspotenziale: der Anwendung von REFA-Methoden zur Ermittlung von Zeitbedarfen, unbedingter Prozesstreue und der Nutzung aller denkbaren Hilfsmittel. „Nehmen wir die Lohnabrechnung“, so Helmut Heinrich. „Die Mandanten liefern Lohndaten in allen möglichen Formaten. Die alle in der Kanzlei per Hand zu vereinheitlichen, ist unwirtschaftlich. Wir verwenden daher Vorschaltsysteme von Personio und rexx systems, bevor wir Daten an DATEV übertragen, das ergibt eine Zeitersparnis von mindestens 20 Prozent. Bei unseren sechs Lohnspezialisten ist dies mehr als ein Vollzeitäquivalent.“ Und weiter: „Wer alles prozessoptimiert angeht, sobald ein Fall auf den Schreibtisch kommt, spart unglaublich viel Zeit – do it right the first time!“ Dabei sieht sich Helmut Heinrich in jener Tradition stehend, der auch DATEV die Existenz verdankt: „Dr. Sebiger wollte die Effizienz in der Leistungserstellung mithilfe der damals neuen EDV steigern und hat sie damit auf ein völlig neues Level gehoben.“ Dem absehbaren Siegeszug der künstlichen Intelligenz auch in der Steuerberatung sieht Helmut Heinrich darum auch erwartungsfroh entgegen: „Einen komplizierten steuerrechtlichen Sachverhalt zu recherchieren, kann unter Umständen zwei Arbeitstage kosten. Eine KI wird dies bald in Minuten erledigen können. Die Aufgabe des Beraters verändert sich dabei natürlich, wird aber kein bisschen weniger verantwortungsvoll. Er wird künftig zum Kontrolleur der KI werden und deren Ergebnisse auf Plausibilität prüfen.“ Auch dem Problem des Fachkräftemangels wird die KI in allen Branchen und auch im Berufsstand entgegenwirken, nicht indem sie Menschen ersetzt, aber indem sie ihnen Zeit schenkt.

Identifikation mit dem Mandantenbetrieb

Bemerkenswert ist das erkennbar hohe Maß an Identifikation der Kanzlei mit der unternehmerischen Situation der Mandanten, in die sich Helmut Heinrich in seiner Rolle als Berater hineinversetzt, als sei sie seine eigene. Das Ergebnis sind intensive Beratungsgespräche, ein beweglicher Umgang mit Optionen, an deren Ende nie ein „Sie müssen“, sondern immer ein „Ich würde es so machen“ steht. Ein Mandant hat Helmut Heinrich darum auch einmal gesagt: „Ich bezahle Sie dafür, dass Sie mich nachdenklich machen!“ Eine Anerkennung, die zeigt, dass gute Beratung über die Klärung rein betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge weit hinausgeht.
Aus solchen Erlebnissen entsteht Freude an der Arbeit. Die stellt sich auf allen Verantwortungsebenen in der Kanzlei ein, wenn Mitarbeiter wie Berater sich mit den Bedürfnissen ihrer jeweiligen Mandanten identifizieren. „Erfolg ist planbar, ihn zu erleben, ist die Freude am Beruf – auf sie jederzeit hinzuarbeiten, ist mein Antrieb und zugleich mein Ratschlag an den Berufsstand.“

Zum Autor

Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

Weitere Artikel des Autors