Moderne Cloud-Anwendungen leben von Modularisierung, Vernetzung und einem reibungslosen Zusammenspiel untereinander. Dafür ist eine besondere Infrastruktur im Rechenzentrum nötig. In nur zwei Jahren hat DATEV ein neues, leistungsfähiges Infrastruktursegment aufgebaut, das nun im bestehenden Rechenzentrum parallel zur bisherigen Infrastruktur den Dienst aufgenommen hat.
In seiner mehr als 50-jährigen Geschichte hat das DATEV-Rechenzentrum sich stetig gewandelt. Im Jahr 1969 eingeweiht, bestand die erste Ausstattung aus vier gemieteten IBM-Großrechnern mit einer Speicherkapazität von insgesamt 320 Kilobyte. Die verarbeiteten Daten passten also quasi auf eine Notebook-Festplatte. Seither hat sich viel getan. Heute laufen im DATEV-Rechenzentrum mehrere Petabytes an Daten zusammen, werden verarbeitet und archiviert. Und das auf höchstem Sicherheitsniveau. Rechenzentren haben sich zum Dreh- und Angelpunkt für die Geschäftsabläufe auf der ganzen Welt entwickelt. Durch die digitale Transformation steigen die Anforderungen an die Datenverarbeitung in den Rechenzentren immens an. Die Nachfrage nach Speicherplatz für Cloud-Anwendungen wächst unaufhörlich, verbunden mit einem höheren Bandbreitenbedarf. Die Infrastruktur von klassischen Rechenzentren ist dafür nicht ausgelegt, denn bei den On-Premises-Produkten teilen sich Anbieter und Verbraucher die Daten-und Speicherlast. Es braucht also neue, leistungsstarke Cloud-Rechenzentren. Wie eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, ist der Anteil der Cloud-Rechenzentren an den Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland zwischen 2016 und 2021 bereits von 20 auf 33 Prozent angestiegen. Bis 2025 werden die Kapazitäten der Rechenzentren in Deutschland gegenüber 2021 voraussichtlich um weitere 20 Prozent ansteigen. Cloud Computing wird sich bis dahin zum dominierenden Bereitstellungsmodell entwickeln und somit über 50 Prozent der Rechenzentrumskapazitäten ausmachen.
Doch das ist natürlich nicht das einzige Argument für Cloud- Rechenzentren. Um die gewünschte Modularisierung der Cloud-Anwendungen umsetzen zu können, braucht es die entsprechende IT-Infrastruktur. Und es ist leichter, diese neu aufzubauen als das klassische Rechenzentrum entsprechend umzurüsten. Man könnte es mit einem Haus aus den sechziger Jahren vergleichen, in dem es ungleich schwerer ist, smarte IT einzusetzen, als es bei einem Neubau der Fall ist, der gleich als Smarthome konzipiert werden kann.
Portfolioentwicklung in Richtung Cloud
Bei DATEV ist die Portfolioentwicklung in Richtung Cloud bereits in vollem Gange, um den Mitgliedern sowie Kundinnen und Kunden der Genossenschaft moderne Software-Lösungen zu bieten und gleichzeitig flexibler auf Veränderungen zu reagieren und diese auch umsetzen zu können. Die Software-Lösungen sind modular aufgebaut, flexibel einsetzbar und über Schnittstellen an Ökosysteme angebunden.
Durch diese Entwicklung kommen immer mehr Daten aus den Kanzleien und Unternehmen ins klassische Rechenzentrum. Das klassische Rechenzentrum bei DATEV wurde zwar mit zunehmender Anzahl der Produkte und Dienstleistungen stetig aufgerüstet und an neue technologische Standards angepasst. Es ist aber für die Unterstützung der On-Premises-Programme ausgelegt, die beim Kunden direkt betrieben werden, und nicht für die dynamischen, flexiblen Prozesse bei reinen Cloud-Produkten. Aus diesem Grund ist es wichtiger denn je, die IT-Infrastruktur darauf abzustimmen, um den Erfolg für die kommenden Jahre sicherzustellen und dem erwartbaren Wachstum begegnen zu können.
Cloud-native Rechenzentrum: Plattform für streng vertrauliche Auftragsdaten
Die zukunftsweisende Cloud-Infrastruktur bildet das sogenannte Cloud-native Rechenzentrum. Doch was ist das? Zum größten Teil ist es auch nichts anderes als modulare Software oder ein Code. Das heißt, die Infrastruktur wurde in den vergangenen beiden Jahren programmiert und bildet eine Art Plattform. Und auf dieser Plattform werden künftig alle Cloud-Anwendungen mit streng vertraulichen Auftragsdaten betrieben.
Das Cloud-native Rechenzentrum bietet eine einfache, anpassungsfähige Infrastruktur, die in der Lage ist, auf Veränderungen oder Störungen schnell zu reagieren. Alle Anwendungen des Infrastruktursegments werden in Form von kleinen Modulen realisiert, den Microservices. Diese Microservices sind nicht nur gekapselt, sondern auch lose gekoppelt und können auf unterschiedlichen Servern und an verschiedenen Standorten betrieben werden. Oft arbeiten sie völlig unabhängig voneinander und stellen nur eine einzige spezifische Funktion bereit. Kommt es zu einer Störung, ist durch die Kapselung im Regelfall auch nur der entsprechende Microservice einer Anwendung betroffen. Um andere Anwendungen nicht durch die Störung zu beeinträchtigen, lässt sich die Verbindung zwischen den Microservices einfach trennen. Definierte Programmschnittstellen, die Application Programming Interfaces (API), machen es möglich. Stichwort API: Über sie kann auch problemlos zwischen dem Cloud-native Rechenzentrum sowie dem bestehenden klassischen Rechenzentrum kommuniziert werden.
Das Zusammenspiel der Clouds
Das Cloud-native und das klassische Rechenzentrum bilden zusammen die sogenannte Private Cloud von DATEV. In der Private Cloud werden die Auftragsdaten der Mitglieder und Kunden gespeichert und verarbeitet, also – und das ist entscheidend – nicht etwa auf den Servern eines amerikanischen Anbieters, sondern bei DATEV in Nürnberg.
Für die Neuentwicklungen der DATEV-Cloud-Welt gilt zwar generell Cloud-native Rechenzentrum first, aber in gut begründeten Einzelfällen kann auch auf eine Public-Cloud-Nutzung zurückgegriffen werden. Gleichzeitig muss es aber auch möglich sein, Daten aus der Public Cloud zu empfangen und in die Public Cloud zu schicken. Dafür wurden entsprechend sichere Hochgeschwindigkeitsverbindungen aufgebaut. Das Zusammenspiel von Private Cloud und Public Cloud wird auch als Rechenzentrum 2.0 bezeichnet.
Ausblick
Da das heutige On-Premises-Produktportfolio sehr umfangreich und fachlich enorm detailliert ist, ist es entscheidend, die neuen Cloud-Anwendungen in kleinen, kompakten Entwicklungszyklen umzusetzen, während die Kunden kontinuierlich einbezogen werden, um ihre Bedürfnisse noch besser zu verstehen und abzubilden.
Noch wird es aber eine lange Periode des parallelen Betriebs beziehungsweise der hybriden Nutzung der etablierten Plattform des klassischen Rechenzentrums und des neuen Cloud-native Rechenzentrums geben. Hybrid heißt dabei, dass anwendungsseitig nach wie vor zentrale Komponenten aus dem klassischen Rechenzentrum genutzt werden. Durch diesen hybriden Cloud-native- und klassischen Rechenzentrumsanwendungsbetrieb können zunächst auch noch nicht alle Vorteile des Cloud-native Rechenzentrums, wie zum Beispiel die größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen, wirksam werden. Aber durch die schrittweise Migration beziehungsweise Neuentwicklung zentraler Komponenten im Rahmen der Portfolioentwicklung wird die Abhängigkeit neuer Cloud-Anwendungen vom klassischen Rechenzentrum sukzessive geringer werden. Wie schnell das Cloud-native Rechenzentrum in volle Leistung treten kann, hängt von der Geschwindigkeit der Portfolioentwicklung ab.
Mehr dazu:
finden Sie unter www.datev.de/rechenzentrum