Steuerberater Udo Blank hat sich 2022 zum Wirtschaftsmediator ausbilden lassen. Er weiß: In Krisensituationen ist nicht das Fachliche entscheidend, sondern dass der Mandant das Ergebnis einer Mediation als seine selbst erarbeitete, gute Lösung akzeptieren kann.
Viele Beraterinnen und Berater haben meist eine fertige Lösung im Kopf, wenn sie in ein Mandantengespräch gehen, und stellen deshalb nicht die richtigen Fragen, sagt Udo Blank. So erfahren sie nicht, wo bei einem Sachverhalt der wirkliche Schmerzpunkt für diesen Menschen liegt. Kommunikation war immer schon ein zentraler Teil der Arbeit von Udo Blank. Wirtschaftsmediaton war daher eine naheliegende Weiterbildung. Vorgestellt hat er sich darunter allerdings etwas anderes: dass er Werkzeuge an die Hand bekommt, mit der die Kanzlei besser Lösungen finden kann. „Da bin ich etwas blauäugig rangegangen“, sagt er. Stattdessen habe er gelernt, besser zuzuhören, um zu erfahren, worum es dem Menschen im Kern geht. Um dann die Beteiligten selbst eine Lösung finden zu lassen, deren Akzeptanz dann auch deutlich größer ist. Tragfähig ist ein Ergebnis nur, wenn beide Parteien Ideen einbringen konnten und beide dahinterstehen. Das funktioniert nur mit einem Hineindenken in die Sichtweise des Gegenübers und mit einer neutralen, fairen Gesprächsführung allen Teilnehmern gegenüber.
„Der Berater muss sich selbstkritisch fragen: Spreche ich ein Problem an, das der Gesprächspartner tatsächlich hat, oder spreche ich ein Problem an, das ich sehe und für das ich schon eine Lösung habe? Das zu erlernen und umzusetzen, war und ist herausfordernd.“ Deshalb findet es Udo Blank vollkommen richtig, sich für die Ausbildung mehrmals für eine Woche dem Alltagsgeschäft zu entziehen, um den Kopf freizuhaben.
Die erworbenen Fähigkeiten verwendet Udo Blank dafür, die Beteiligten in einer emotional aufgeladenen Krisensituation auf eine professionelle Sachebene zu führen. Gleichwohl können Gefühle, Befürchtungen, Ängste, Erwartungen geäußert werden. Manchmal entdecken Menschen auch erst in einer Mediation ihre tatsächlichen Motive, die hinter ihrer Forderung stehen. Udo Blank schafft dafür eine Vertrauensatmosphäre, in der Menschen sich öffnen und sich auch in einer Stresssituation angemessen artikulieren können.
Wichtig ist, nachzuhaken: Hat Person A wirklich verstanden, was Person B gesagt hat? Missverständnisse gebe es häufig gerade bei Betriebsprüfungen und Nachfolgeregelungen, sagt Udo Blank, da sei oft eine Konfliktsteuerung nötig. Der abgebende Teil muss gegebenenfalls seine Elternrolle und damit verbundene Erwartungen hintenanstellen, um eine sinnvolle Unternehmensübergabe zu erreichen. Es geht nicht ums Gewinnen oder Verlieren, sondern darum, eine Chance zur Konfliktlösung und eine Win-win-Situation zu erreichen. Die Wirtschaftsmediation erleichtert es auch Steuerberatern, Aufgaben in einem krisenhaften Umfeld angemessen zu erfüllen. Davon ist Udo Blank überzeugt.
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Die 18-tägige Ausbildung Wirtschaftsmediation für steuer- und rechtsberatende Berufe vermittelt die Grundfertigkeiten der Mediation: Strukturierung, Verständnissicherung und Interessenermittlung.