Die DATEV-Niederlassung in Frankfurt - 20. Februar 2019

Big Ebbel am Main

Guude. Als jemand, der im unterfränkischen Teil des hessisch-bayerischen Grenzgebiets aufgewachsen ist, fühle ich mich allein schon sprachlich eher wie ein Hess‘ als ein Unterfranke.

Das mag daran liegen, dass der Dialekt des Südhessischen, besser des Rheinfränkischen, auch Meenzer Dialekt genannt, nicht nur in Südhessen gesprochen wird, sondern eben auch auf unterfränkischer Seite. Und so war mir das Hessische gewohnter als das Unterfränkische und Frankfurt meist näher als Würzburg, weswegen ich heute noch Appel statt Apfel sage, wenn ich das Hochdeutsche mal vergesse.

Womit mer beim Thema Dialekt-Gebabbel wär’n, un‘ des könne mer mal uff‘s Kulinarische anwende. Aus viele Äppel macht mer was? – rischtich: Äbbelwoi, auch Äppler oder Stöffche genannt, der aus’m Bembel in des Gerippte Äpplerglas gegosse wird. Dodezu gibt’s ‘n Handkees mit Musigg oder es gibt Gequellde, also gekochte Kartoffeln, mit der typischen Frankforder Grie Soß.

Ob das alles nun die frankfurterischen oder gar hessischen Nationalgerichte neben dem bekannten Rippchen mit Kraut oder den Frankfurter Würstchen sind, sei dahingestellt. Zumindest sind es bekannte lukullische Genüsse aus Frankfurt, die man durchaus auch auf der so bezeichnenden Freßgass‘ bekommt, natürlisch newe alle annern möglische Köstlischkeite, was Dibbe und Dobb ewe hergebbe bis mer babbsatt is‘. Wer das jetzt nicht verstanden hat, dem sei ein Hessisch-Deutsches Wörterbuch empfohlen.

Frankfort – e bissje Kultur hat’s aach

Doch es wäre sehr zu kurz gegriffen, die Stadt am Main – wobei der Zusatz gerne weggelassen wird, denn Frankfort is‘ Frankfort und net Fankfort (Oder) – auf Kulinarisches zu reduzieren, auch wenn es dem Frankfurter und Besuchern des Umlands auf ihrer abendlichen Tour durch den von Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäusern geprägten Stadtteil Alt-Sachsenhausen durchaus als Cuisine Royal erscheint. Man ist zwar international aber eben auch traditionell und regional. Daher bleibt man auch in Frankfurt und geht, wenn möglich, nicht nach Offenbach, auch wenn der Offenbacher das ganz anders sieht. Ei, was dann!

Wer Frankfurt besucht, kennt hinterher mindestens Flughafen, Römer, Main Tower, Hauptwache, Frankfurter Zoo, Alte Oper, Palmengarten, Paulskirche, Kaiserdom und nicht zuletzt das Goethe-Haus. Und die Liste könnte locker fortgesetzt werden, sind das doch nur die gängigen Sehenswürdigkeiten. Im Studierzimmer des Goethe-Haus‘ entstand übrigens das Werk Götz von Berlichingen, in dem auch gleich wieder Sachsenhausen erwähnt wird, das auf keinen Fall fehlen darf, wenn man sich nach kulturellem Labsal, zu de Einheimische Schobbestecher dezusetzt un‘ aan druff macht. Mein persönliches Highlight aber ist und war schon immer das Museumsuferfest, das kulturell alles bietet, was das Herz begehrt. Dass Frankfurt ganz nebenbei auch die Börsenstadt ist, Finanzmetropole, weswegen sie durchaus auch mal Bankfurt, Mainhatten oder, in gutem hessisch, Big Ebbel genannt wird, unterstreicht die Internationalität der Stadt, die sich bildhaft durch die Skyline ausdrückt. Wer nicht von Frankfurt ist, der sollte zumindest dort gewesen sein und kann meinetwegen, wenn er Hibbdebach und Dribbdebach gesehen hat, auch mal Offenbach besuchen, oder wie es im Gedicht des Frankfurter Schriftstellers Friedrich Stolze lautet:

„Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!

Was is des Ofebach for e Stadt!
Die hawe´s ganz in der Näh gehat
un hawe´s verbaßt von Aabeginn,
dass se net aach von Frankfort sin.“

Die DATEV-Niederlassung hat ihren Standort direkt am ehemaligen Westhafengelände am Mainufer. Mit seinem Schiffsverkehr und dem Blick auf die vorbeiziehenden Flugzeuge regt das den ein oder anderen Mitarbeiter der Niederlassung durchaus mal zum Träumen an. Durch die unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof ist die Niederlassung ausgezeichnet mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Ein großer Vorteil für die vielen Seminarteilnehmer, die täglich zu Besuch kommen. Begrüßt werden die Besucher, allerdings nicht mit einem herzlich-hessischen „Ei Guude, wie“, das wäre dann doch etwas zu viel des Guten. Die klassische Formel “Guten Tag“ oder “Herzlich Willkommen“ ist durchaus akzeptiert.

Und was ist mit Offenbach?

Wenn ich ehrlich bin: Für mich bleibt es dennoch unergründlich, woher diese Hass-Liebe, oder besser gepflegte Aversion zwischen den beiden Städten und deren Einwohnern kommt. Frankfurt ist eine Pendlerstadt, eine weltoffene Metropole für Menschen aus vielen Kulturen und unzähligen Ländern. Und da gehört aus meiner Sicht auch Offenbach dazu.

 

 

Zum Autor

Carsten Fleckenstein

Redakteur und Podcaster bei DATEV.

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