Unter uns - 30. März 2023

„Ich sehe mich als Unternehmer“

Der Münchener Steuerberater Benjamin Schimmel erklärt, welche Vorteile eine Übernahme des Unternehmens der eigenen Eltern mit sich bringt.

Benjamin Schimmel betreibt in München ein erfolgreiches mittelständisches Steuerberatungsunternehmen, und das in zweiter Generation. 2015 hat er es nach Studium, Lehrjahren bei Deloitte und drei Jahren Mitarbeit von seinen Eltern übernommen – regulär und zum Marktpreis gekauft, wie er betont. Ein solcher Übergabemodus, der jedem Fremdvergleich standhält, hat auch dann, wenn das innerfamiliäre Klima nach wie vor sehr gut ist, Vorteile: „Es ist ein klarer Schnitt gegenüber den Kunden und allen Beteiligten, der Vorgang ist vollkommen transparent und vermeidet auch gegenüber Geschwistern Ungleichbehandlung.“ So viel Vorausschau verweist bereits auf einen ganz wesentlichen Charakterzug von Benjamin Schimmel.

Vom Mandanten über den Kunden …

Es geht ihm um Nachhaltigkeit und Kontinuität im Stil und Umgang miteinander, die aber, so Benjamin Schimmel, der Innovationsbereitschaft nie im Wege stehen dürfen. So ist sein Unternehmen inzwischen maximal digitalisiert, ohne dass darum Altmandate verprellt worden wären. „Ist es einem Kunden nicht möglich, uns in die digitale Welt zu folgen, erhält er von uns den Service, dass wir den Medienbruch einbeziehen. So bleiben wir auch unseren langjährigen Kunden, die in ihren letzten Unternehmensjahren stehen, verbunden.“ Interessant ist, dass der Steuerberater konsequent nicht von Mandanten, sondern von Kunden spricht. Er sieht sich selbst – und das ist vielleicht der wesentliche Unterschied zur Gründergeneration – weniger als klassischen Freiberufler denn als engagierten Unternehmer. Die Mandanten werden so zu Kunden, die von ihm eine erstklassige Dienstleistung erwarten dürfen.

… zu den Lebenszielen

So wird ihm sein Beruf auch zu einer selbst gestalteten Lebensform mit hoher Identifikation. „Work, Life und deren Balance – diese Kategorien sind mir fremd, da ich Arbeit und Leben nicht als zwei gegeneinander auszutarierende Gewichte begreife“, so Benjamin Schimmel. „Meine Lebensziele bewegen sich in dem von mir selbst gesetzten Rahmen aus Verantwortung gegenüber Familie, Mitarbeitern, den Kunden und der Gesellschaft. Mit allen bin ich ganz bewusst und gerne Bindungen eingegangen, die freilich mit Verpflichtungen einhergehen und die auch meinen täglichen vollen Einsatz fordern. Aber das ist für mich keine Last, denn wie ich diesen Einsatz ausgestalte, kann ich doch in hohem Maße selbst bestimmen. Man kann es vielleicht so formulieren: Dieser Rahmen aus freiwilliger Bindung und Verantwortung korrespondiert mit meinem Werthorizont, aus dem sich für mich ein passendes Umfeld mit
passenden Aufgaben ergibt. Wenn ich mich sinnvoll, produktiv und mit Freude in den Kreis meiner Mitmenschen und den der Gesellschaft, in der ich lebe, einbringen kann, dann erscheint es mir gut, und ich bewege mich auf mein persönliches Ziel zu.“

Tradition und Innovation sind keine Gegensätze

„Man muss nicht alle Traditionen über Bord werfen, wenn man neue Wege gehen will“, so Benjamin Schimmel. Neue Kunden werden zwar nur noch bei Bereitschaft zur digitalen Kooperation aufgenommen, aber das heißt nicht, dass keine persönlichen Begegnungen mehr stattfinden, auf denen schließlich ein Gutteil des Vertrauens basiert. Ohne das geht es ohnehin nicht, denn das Team Schimmel arbeitet nicht nur in München, sondern auch von Standorten in ganz Deutschland aus. Der Kontakt besteht aus virtuellen Dailys und wöchentlichen Jours fixes mit Kamera. „Und das funktioniert bestens“, bestätigt Benjamin Schimmel.
Als Unique Selling Proposition (USP) seines Unternehmens sieht er seine Haltung gegenüber den Kunden: Indem er konsequent Kundenorientierung lebt, ihnen als Berater auf Augenhöhe von Unternehmer zu Unternehmer begegnet, steht weniger die Fachlichkeit seiner eigenen Tätigkeit im Vordergrund, sondern das Ziel der steten Weiterentwicklung der Kundenunternehmen. Zu vermitteln, dass es ihm genau darum geht, gelingt in einer Weise, die prägend ist für die positive Außenwahrnehmung des ganzen Teams.

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Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

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