Formelles Arbeiten an Formularen, Steuererklärungen, Rechtsstreitigkeiten einerseits. Und künstlerisches Schaffen andererseits. Passt das zusammen? Ja, sagt DATEV und engagiert sich schon seit zehn Jahren für kreatives Schaffen in den eigenen Reihen.
Unsere Mitglieder kennen ihre DATEV als Software-Hersteller. Als Förderer von Kunst und Kultur dürfte das Unternehmen den wenigsten bekannt sein. Dabei gibt es schon eine zehnjährige Tradition, die kürzlich bei einem Jubiläumsevent gebührend gewürdigt wurde. Doch im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die als Kunstmäzen auftreten, investiert DATEV in die Kreativität ihrer Mitarbeiter. Dafür hat das Unternehmen auch personell ein Zeichen gesetzt: Mit Johannes Häfner beschäftigt es einen Referenten für Kunst und Kultur.
Entstanden ist die Idee vor zehn Jahren. Häfner war damals – wie nicht untypisch für eine Künstlerbiografie – in der Entwicklung als Programmierer tätig. Sein Vorschlag an den Vorstand war es, den Mitarbeitern der DATEV, die in ihrer Freizeit künstlerisch tätig sind, ein Forum zu geben, wo sie ihre Arbeiten zeigen können, um damit die Kreativität des Unternehmens zu visualisieren. Mittlerweile ist aus der Idee eine Erfolgsgeschichte geworden.
Im regionalen Kunstgeschehen etabliert
Wenn ein Besucher zu DATEV kommt, dann ist das, was er an Kunst wahrnimmt, das künstlerische Schaffen eines Mitarbeiters. Dafür stehen an allen Standorten Ausstellungsflächen zur Verfügung. Neben den wechselnden Ausstellungen organisiert Häfner das DATEV Kultur-event, das sich als fester Bestandteil im regionalen Kunstgeschehen etabliert hat. Das zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner die Ausstellungen traditionell eröffnet.
Der Wandel in der Gesellschaft fordert kreative Antworten von der Genossenschaft.
Die Förderung von Kunst und Kultur aus den eigenen Reihen ist ein wesentlicher Bestandteil der eigenen Identität und Unternehmenskultur. Wir geben damit einem für uns sehr wichtigen Thema Raum: der Kreativität. Sie ist in vielen Bereichen unserer Arbeit notwendig, auch da, wo man es vielleicht nicht sieht oder auf den ersten Blick vermuten würde: Entwicklung und Gestaltung der Software, Beratung von Mitgliedern, Aufbereitung von Informationen für Mitglieder, Organisation von Veranstaltungen, Entwicklung von Prozessen aller Art. Angesichts des gesellschaftlichen Wandels ist die Genossenschaft gefordert, für die Mitglieder und deren Mandanten kreative Antworten zu finden. In den Blickpunkt rücken nicht nur die Kunstwerke, sondern auch die Wechselbeziehungen zwischen dem kreativen Schaffen in der Freizeit und im Beruf. „Wer sich in seiner Freizeit mit Kunst beschäftigt und kreativ ist, dem traut man das auch in der Arbeit zu. Kreativität bedeutet eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema. Und wer das auf die Leinwand bannt, entwickelt auch kreative Service-Ideen.“
Über 80 Mitarbeiter haben in den letzten zehn Jahren auf vielen Ausstellungen ihre Werke präsentiert. Mit der öffentlichen Aufmerksamkeit steigt auch die Resonanz. „Wer sich bei mir meldet, möchte ernst genommen werden“, sagt Häfner. Er versteht sich als Berater und Diskussionspartner. Als Künstler und Kenner des Kunstbetriebs, der beispielsweise seit Jahren auf der Kunstmesse art in Karlsruhe mit seinen Werken vertreten ist, wird sein Rat gern befolgt. „Die Mitarbeiter empfinden ein Erlebnis mit ihrer Kunst.“ Dieses Empfinden will er mit der Werkauswahl unterstreichen. „Mir geht es darum, Werke zu zeigen, die einen ausgeprägten künstlerischen Reifegrad widerspiegeln. Und die auch die Auseinandersetzung mit dem Kunstbegriff befeuern. Was Kunst ist oder sein kann: die Bewusstbarmachung der Schöpfung.“
Häfner ist überzeugt, dass es auch für Kanzleien ein Gewinn ist, wenn sie Kunstausstellungen organisieren. „Nachdem heute alles in Prozessen automatisiert ist, sehen auch die Arbeitsplätze alle gleich aus: Bildschirm, Tastatur, Telefon, Drucker. In der Kanzlei ein Werk zu zeigen, das von einem Künstler stammt, einem Individuum, gibt der Sache Persönlichkeit, die auch indirekt etwas über den Kanzleiinhaber sagt: dass er ein sinnlicher Mensch ist, dass er trotz organisierter Abläufe das Individuum nicht aus dem Auge lässt und also den Mandanten auch als Individuum sieht.“ Er findet es wichtig, aus Kanzleiperspektive, das Individuelle hervorzukehren. Diese Einzigartigkeit lässt sich gut über die Kunst zum Ausdruck bringen.