Die Niederlassung Dresden feiert Jubiläum in der gläsernen Manufaktur. Ein Vierteljahrhundert für die Förderung des Berufsstands in der Region. Die Anfänge waren spannend, weiß der Niederlassungsleiter Torsten Hehenberger.
Hochsommer 1990, das war eine verrückte Zeit, wie sich viele Zeitzeugen noch erinnern. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands erweitert sich das Geschäftsgebiet der DATEV um die fünf neuen Bundesländer. Der Berufsstand muss in diesem Gebiet neu aufgebaut werden, da im politischen System der damaligen DDR für Steuerberatung so gut wie kein Bedarf bestand. Da geeignete Lokalitäten fehlen, zieht ein Team der Genossenschaft im Sommer mit einem Zelt und Lastwagen durch acht Städte, um in Seminaren Basiswissen zu Themen wie Umsatzsteuer, Rechnungswesen, Lohn- und Gehaltsabrechnung und EDV-Einsatz im Büro zu vermitteln. Bereits im Juni 1990 war eine Netzkopfstelle in Dresden eingerichtet worden. Noch vor Inkrafttreten der Währungsunion und vor der Wiedervereinigung eröffnete DATEV im Juni 1990 in Dresden ihre erste Niederlassung in den neuen Bundesländern. In der Budapester Straße 5 im zweiten Stock wurden 60 Quadratmeter Bürofläche angemietet. „Rund 15 bis 20 Jahre lag die letzte Renovierung zurück. Das Mobiliar stammte erkennbar aus den 30er-Jahren. Die deutsch-deutsche Zusammenarbeit funktionierte prompt: Aus Nürnberg wurde die weiße Farbe mitgebracht, ein Maler aus Dresden strich die Räume. Ein neuer Teppichboden wurde verlegt, und die alten Möbel wichen der bekannten DATEV-Linie mit beige-braunen Schreibtischen sowie Beistelltischen, Schränken und Stühlen“, schrieb damals die Mitarbeiterzeitung. Torsten Hehenberger weiß noch, dass den ersten Mitgliedern ihre Genossenschaftsanteile gestundet wurden, weil die D-Mark noch nicht offizielles Zahlungsmittel war. Improvisation war bei der Datenfernübertragung angesagt, da es kaum Telefon gab. Und ein Durchkommen auf den wenigen Telefonleitungen war ein Geduldsspiel. „Damals sind viele Kunden in die Niederlassung gekommen, um Datenfernübertragung zu machen“, so Torsten Hehenberger.
Seitdem hat sich vieles verändert. Waren es anfangs Kanzleien aus dem Westen, die sich hier niedergelassen haben, so hat sich der Berufsstand schnell entwickelt. Heute ist die Struktur in der Region stark geprägt von kleinen und mittelgroßen Kanzleien, die hauptsächlich mittelständische Mandanten betreuen und, wie Hehenberger betont, „sehr bodenständig agieren“. Mit der Niederlassung präsentiert sich DATEV vor Ort, organisiert produkt- sowie kundenbezogene Aktionen und führt Schulungen und Vortragsveranstaltungen durch. „Die Veranstaltungen finden in den Niederlassungsräumen statt, die mediengerecht eingerichtet sind, aber auch in Hotels. Übers Jahr finden etwa 250 Seminare statt. Unsere Seminare, die wir anbieten, sind sehr gut besucht. Insgesamt ist die Ostregion seminarlastiger“, meint Torsten Hehenberger. Er kommt aus Hessen und ist seit 2006 Niederlassungsleiter in Dresden. Er findet die Stadt sehr lebenswert, schätzt das Kunst- und Kulturangebot und genießt in der Freizeit das reizvolle Umland. Als Niederlassungsleiter ist er verantwortlich für 19 Mitarbeiter.
„Wir präsentieren die DATEV und die DATEV-Produkte. Dabei arbeiten wir mit Kammer, Verband, IHK und HWK zusammen.“
„Neben den Beratungs- und Schulungstätigkeiten haben unsere Vertriebskollegen die Aufgabe, unsere Kunden gut zu betreuen und zu unterstützen. Ob vor Ort in der Kanzlei, auf Messen, Infotagen oder bei Bildungseinrichtungen, wir präsentieren die DATEV und die DATEV-Produkte“, berichtet Torsten Hehenberger. „Wir arbeiten mit der Steuerberaterkammer und dem Steuerberaterverband zusammen. Beispielsweise unterstützen wir die Kammer bei der Durchführung der Azubi-Tage. Oder wir stellen Referenten für Veranstaltungen, SEPA war so ein großes Thema. Oder wir halten einen Vortrag zur Vollmachtsdatenbank. Wir machen auch viel mit der Handwerkskammer zusammen. Als Tandempartner mit einem Steuerberater haben wir schon zu den Themen E-Bilanz und E-Rechnung vor über 500 Teilnehmern informiert. Bei solchen Veranstaltungen geht es auch immer darum, die Leistungsfähigkeit des steuerberatenden Berufs darzustellen.“ Ein weiterer wichtiger Anker ist die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und Hochschulen. „Wir führen Vorträge durch im Rahmen des DATEV-Führerscheins oder beteiligen uns an Workshops, die die Lust auf Steuerberatung und Selbstständigkeit fördern sollen.“ Das ist notwendig, um Nachwuchskräfte zu gewinnen und den Berufsstand zukunftsfähig zu halten.
„Hier steht ein Wandel bevor“, meint Torsten Hehenberger. „Es ist auch ein demografisches Thema.“ Viele seiner Mitarbeiter, die 1990 eingestellt wurden, erreichen in den nächsten Jahren das Rentenalter. Eine Generation wird nachrücken, für die die Nutzung von technischen Geräten, vor allem dem Smartphone, selbstverständlich ist. Der sind die Probleme der telefonischen Erreichbarkeit vor 25 Jahren ziemlich fremd. Es sei denn, das WLAN funktioniert gerade nicht.