Sind Lieferketten eigentlich schon ausreichend digitalisiert? Werden alle Kosten transparent dargestellt und diese so zugeordnet werden? Die Ergebnisse einer Studie von Emporias sollen Antworten geben.

Die Lieferketten in der Automobilindustrie sind am stärksten digitalisiert, die Kosten bleiben aber weiterhin wenig transparent. Auf der einen Seite betreiben Automobilunternehmen im Vergleich mit anderen Industriezweigen den größten Aufwand, um ihre Lieferketten zu digitalisieren. Auf der anderen Seite haben sie allerdings einen sehr schlechten Durchblick, wenn es darum geht, wie hoch die Kosten ihrer Supply Chain ausfallen. Diese Ergebnisse stammen aus einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft Emporias, bei welcher 100 Logistikmanager von verschiedenen Industrieunternehmen ab einer Größe von 500 Mitarbeitern befragt wurden.

Automobilhersteller und ihre Zulieferer verfügen über große, weit verzweigte Lieferantennetzwerke. Ihre Produktvarianten sind besonders vielfältig, was die ohnehin hohen Transportkosten noch weiter in die Höhe treibt. Diese Kosten könnten durch eine Optimierung in der Lieferkette deutlich gesenkt werden. Die Mehrheit der Logistikmanager aus Automotive-Unternehmen ist davon überzeugt. Jeder zehnte Befragte schätzt das Einsparpotenzial in der Lieferkette seines Unternehmens sogar als sehr hoch ein, weitere 35 Prozent als hoch. Was hindert die Unternehmen daran, dieses Potenzial auszuschöpfen? Denn besonders die Entscheider der Automobilindustrie bestätigen, dass ihre Unternehmen einen großen Vorsprung in der Digitalisierung der Supply Chain haben.

Unzureichende Daten- und Kostenrechenmodelle

Die Digitalisierung der Supply Chain sei kein Garant dafür, dass die Logistikkosten auch besser gesteuert werden können, sagt Oliver Ohlen, der Geschäftsführer der Firma Emporias.

Gerade im Automotive-Bereich treten häufig Probleme bei der Datenverarbeitung auf. Es fehlt an Rechenmodellen, die die Gesamtkosten der komplexen Lieferanten- und Transportsysteme, inklusive ihrer Abhängigkeiten untereinander, wirklich sichtbar und verrechenbar machen.

Neun von zehn befragten Managern des Automobilsektors berichten außerdem, dass logistische Stammdaten in ihrem Unternehmen nicht vollständig vorliegen oder nicht aktuell genug seien.

Drei Viertel der Befragten geben an, dass vorliegende, digital erfasste Daten nicht richtig weiterverarbeitet und für Optimierungen genutzt werden können. Dazu gehören vor allem externe Daten, wie etwa die Daten von Lieferanten und Dienstleistern.

In drei von vier Unternehmen hakt es an der Datenqualität und Datenverarbeitung.

Die Mehrheit dieser Unternehmen ist nicht in der Lage, ihre Logistikkosten flexibel an die Marktveränderungen anzupassen.

Eine große Mehrheit der Studienteilnehmer hält auch die aktuell im Controlling eingesetzten Systeme zur Abbildung der eigenen Supply Chain für ungeeignet

Den Entscheidern der Logistikbranche sind Mängel aber auch stärker bewusst, da sie die Auswirkungen direkt zu spüren bekommen.

Automotive-Controller rennen Marktveränderungen hinterher: Acht von zehn Managern von Herstellern und Zulieferern der Automobilbranche können die Kostenstruktur ihrer Supply Chain nicht schnell genug an die Marktveränderungen anpassen.

Dieser Nachteil fällt angesichts der Tatsache, dass gerade die Flexibilität in der Kostenstruktur in dieser Branche, nach der allgemeinen Effizienz, das wichtigste Kriterium zur Optimierung der Supply Chain darstellt, noch stärker ins Gewicht.

Die wahren Kostentreiber bleiben bei Automobilunternehmen auf Grund der hohen Komplexität der Lieferanten- und Transportsysteme oft unentdeckt. Die Folge: Werden an einer Stelle der Lieferkette Kosten eingespart, tauchen sie an anderer Stelle als Mehraufwand wieder auf.

Grund dafür könnte sein, dass viele der Unternehmen ihre Logistikkosten nicht der exakten Kostenstelle zurechnen, an der sie entstehen.

Auch moderne Systeme und Steuerungstools der Lieferkette helfen nicht, wenn kein valides Kostenmodell vorhanden ist, denn dann bringen . Simulations- und Vorhersagefunktionen keine sinnvollen Ergebnisse.

Nur 30 Prozent der Automobilunternehmen sind in der Lage, die Auswirkungen von Vertriebs- und Produktionsplänen auf zukünftige Supply-Chain-Kosten darzustellen.

Auch der Anteil der Automotive-Unternehmen, die ganzheitliche Kostenmodelle zur Steuerung ihrer Supply Chain anwenden, ist noch geringer als im Branchendurchschnitt.

Nur neun Prozent der Automobilmanager treffen Optimierungsentscheidungen nach dem Prinzip der Total Cost-Strategie. Industrieübergreifend sind dies auch nur 15 Prozent.

Autor: Clara Hartmann

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