Seit fast einem Jahr gibt es das US-Embargo gegen den chinesischen Technologiekonzern Huawei. Die Restriktionen haben sich jetzt sogar verschärft und erschweren das Geschäft, indessen geht Huawei seinen eigenen Weg und sieht weiterhin optimistisch in die Zukunft.

„Spionage“ – so lautet der Vorwurf der US-Regierung gegen das Technologieunternehmen Huawei. Seit Mai 2019 steht der chinesische Hersteller auf der schwarzen Liste der USA. Jetzt wurden die Sanktionen ausgeweitet. „Diese Entscheidung war willkürlich und droht der gesamten Branche global Schaden zuzufügen“, so der Wortlaut einer öffentlichen Stellungnahme des Konzerns.

Die neuen Maßnahmen betreffen die Entwicklung und Produktion von Chips und sollen dem Hersteller vor allem den Zugang zu US-amerikanischer Halbleiter-Technologie abschneiden. Obwohl Huawei bereits eigene Prozessoren entwickelt, ist man dabei dennoch auf andere Unternehmen wie den taiwanischen Konzern Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) angewiesen, dessen Technologien jedoch in den USA entwickelt wurden.

Huaweis eigener Weg

Allen Hürden und Anschuldigungen zum Trotz gilt Huawei als einer der führenden Ausrüster von Mobilfunk-Netzen und als der zweitgrößte Smartphone-Anbieter der Welt. Da der Konzern auf sämtliche Google-Dienste bei seinen Smartphones verzichten muss, hat er seine eigene Infrastruktur aufgebaut: App Gallery und Huawei Mobile Services. „Erst kürzlich haben wir unsere aktuellen Flaggschiff-Smartphones auf den Markt gebracht, die Huawei P40-Serie. Die ersten Flaggschiff-Modelle, die ohne Google-Dienste auf dem deutschen Markt eingeführt wurden“, erzählt William Tian, Country Manager Germany der Huawei Consumer Business Group. Dafür mit den Haus-eigenen Services.

Laut dem Manager seien die Smartphones bei den Kunden gut angekommen, was seiner Ansicht nach insbesondere an der leistungsstarken Hardware und guten Kamera der Devices liegt. Doch der US-Boykott betrifft nicht nur den Google Play Store, sondern auch das Betriebssystem Android. Dennoch gibt der Konzern ein „Zukunftsversprechen“ an seine Kunden. Tian zufolge sollen alle Smartphones, Notebooks und Tablets des Herstellers, die unter Android laufen, weiterhin Sicherheitspatches und Android-Updates erhalten. Das Versprechen wurde auch auf die aktuellen Modelle, die mit Huawei Mobile Services ausgestattet sind, ausgedehnt. Mit dem App-Gallery-Versprechen sollen Nutzer wie bisher Zugriff auf beliebte Apps haben, Updates erhalten und auch die Herstellergarantie der Geräte soll nicht verfallen, wenn Apps von Drittanbietern installiert werden.

Potenziale ausschöpfen

Dennoch ist die P40-er-Serie immer noch eine Ausnahme im Portfolio von Huawei. Vielmehr erscheinen vermehrt sogenannte „Lite-Varianten“ oder „New Editions“ der älteren Modelle des Herstellers auf dem Markt. Denn bei allen Smartphones, die vor den Sanktionen 2019 hergestellt wurden, dürfen die Google-Dienste noch aktiviert werden. Dazu gehören auch die Modellvarianten. Die Schonfrist wird scheinbar genutzt. Alle neuen Devices kommen jedoch mit App Gallery und einer Benutzeroberfläche von Huawei, die aber auf einer Open-Source-Version von Android beruht, auf den Markt. Gleichzeitig arbeitet Huawei an einem eigenen Betriebssystem.

Außerdem baut Huawei sein Wearable- und Zubehör-Geschäft weiter aus. „Wir verfolgen mit der 1+8+N-Strategie einen konkreten Plan: Das Smartphone (,1?) ist die Steuerzentrale und Mittelpunkt des vernetzten Lebens. Dazu gesellen sich smarte Peripherie-Geräte (,8?), zu denen unter anderem Tablets, Wearables, Kopfhörer, Smart-TVs oder auch vernetzte Autos gehören. Mit Unterstützung der 5G-Technologie lassen sich diese Geräte komfortabel verwalten und steuern. Die Produkte verbessern sich gegenseitig und verbinden Umgebungen und Dienstleistungen sowie Angebote von Drittentwicklern (,N?) miteinander – Stichwort Smart Home, mobiles Büro, autonomes Fahren etc. Wir möchten unseren Kunden mit optimal aufeinander abgestimmten Produkten und Technologien ein bestmögliches Anwendererlebnis liefern“, erklärt Tian.

Präsenz und Fachhandel

Parallel wurden auch ein Online-Shop sowie diverse Flagship Stores unter anderem in Düsseldorf eröffnet. Dabei soll der Channel nicht zu kurz kommen. „Der Fachhandel ist nach wie vor ein wichtiger und ganz entscheidender Partner, gerade wenn es um die Beratungskompetenz geht. Jeder Anwender hat ein individuelles Bedürfnis, auf das eingegangen werden sollte. Insofern ist und bleibt es für uns entscheidend, mit dem beratenden Fachhandel so eng wie nur möglich zusammenzuarbeiten“, erläutert der Manager.

Zur Unterstützung der Partner veranstaltet der Hersteller üblicherweise Vor-Ort-Trainings sowie Roadshows, die pandemiebedingt auf E-Learning-Angebote umgemünzt wurden. Tian berichtet außerdem von einem Anstieg an Online-Verkäufe aufgrund der Corona-Beschränkungen, weswegen nun Händler beim Ausbau ihres Online-Geschäfts unterstützt werden.

Ausblick in die Zukunft

Anscheinend bringen weder das US-Embargo noch die derzeitige Corona-Pandemie den Technologieriesen von seinem Kurs ab. Laut Tian sei der Umsatz auch im ersten Quartal 2020 stark geblieben und Berichten zufolge sei Huawei auf dem chinesischen Smartphone-Markt der einzige Hersteller mit Umsatzplus.

Tian sieht das als Chance: „Wir sehen das als Bestätigung für die Entwicklung unserer Marke und sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen Vorsprung weltweit weiter ausbauen können. Unsere Produktionskette läuft reibungslos, es gibt keine Lieferengpässe und die globalen Märkte öffnen sich langsam wieder. Wir halten insofern an den Entwicklungsplänen für 2020 fest und blicken sehr positiv in die Zukunft. Unser Engagement auf dem deutschen Markt und für unsere deutschen Kunden ist ein langfristiges.“

Autor: Ann-Marie Struck

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