Digitalisierte Daten verleihen Unternehmen nicht nur mehr Produktionssicherheit, sondern können sich zukünftig auch positiv auf deren Kreditwürdigkeit auswirken.

Eine Studie der TU Darmstadt in Kooperation mit dem Mittelstandsfinanzierer Creditshelf zeigt, dass sich immer mehr mittelständische Unternehmen den Entwicklungen und damit verbundenen Vorteilen der Digitalisierung und von Industrie 4.0 öffnen. Die Studie fand bereits das dritte Mal in Folge statt.

Befragt wurden 250 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrieunternehmen. 86 Prozent davon gaben an, in 2019 Daten in Echtzeit für ihre Ziele im Hinblick auf Industrie 4.0 genutzt zu haben. Im Vergleich zu 2017 ist das ein Anstieg von 9 Prozent.

Ebenfalls ist ein Trend nach oben da zu beobachten, wo es um die Aufrüstung von Kundenprodukten geht. So haben 53 Prozent der Mittelständler ihre Maschinen und Geräte so ausgestattet, dass ihnen wichtige Betriebsdaten, wie beispielsweise Laufzeiten oder Verbrauchswerte, zur Verfügung stehen. Das sind 10 Prozent mehr als noch im Jahr 2018. Diese Datensätze können vorteilig im Rahmen von Service- und Wartungsverträgen genutzt werden. Zudem setzen Dreiviertel der Studienteilnehmer selbst Anlagen ein, die digitalisierte Daten an den Hersteller liefern.

Hohe Planungssicherheit steigert Kreditwürdigkeit

Die erfassten Daten bilden die Basis für eine kontinuierliche Zustandsüberwachung (Condition Monitoring) und vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) beim Kunden, durch die mögliche Probleme oder Ausfallzeiten frühzeitig erkannt und verhindert werden können. Daraus ergibt sich eine hohe Planungssicherheit für Unternehmen, die sich auch auf ihre Kreditwürdigkeit auswirken kann. Die Digitalisierung der Produktion hilft demnach bei der Finanzierung künftiger Investitionsprojekte.

91 Prozent der befragten Mittelständler gab an, dass sie zum Zwecke einer Kreditgenehmigung ihre gesammelten Daten sogar an Kreditinstitute weitergeben würden. Gut die Hälfte der Befragten erhofft sich dadurch einen niedrigeren Zinssatz, eine schnellere Kreditentscheidung sowie eine flexiblere Laufzeit oder weniger Bürokratie. Demgegenüber stehen 44 Prozent der Teilnehmer, die ihren Hausbanken keine zureichende Kompetenz in Sachen Auswertung von Industrie-4.0-Daten zutrauen.

Ein Drittel der befragten Industrieunternehmen arbeiten derzeit an einem Modell, das bei Finanzierungsentscheidungen Daten, wie Verbrauchswerte, Durchlaufzeiten, Ausschussquote oder Reklamationen, in einen Zusammenhang zu ihren Finanzkennzahlen stellt. Bei über der Hälfte der Unternehmen ist so ein Modell bereits im Einsatz. Von diesen sind 97 Prozent der Überzeugung, dass sich die Qualität der Finanzierungsentscheidungen verbessert hat.

Qualifikation der Mitarbeiter ist noch ausbaufähig

Den positiven Entwicklungen im Bereich digitaler Datenerfassung und -auswertung steht die ausbaufähige Qualifikation von Mitarbeitern gegenüber. Diese seien aktuell noch nicht ausreichend in der Lage, digitale Daten aus den firmeneigenen Maschinen oder Kundengeräten auszuwerten. Lediglich die Hälfte der befragten Teilnehmer bewerteten ihre Mitarbeiter als „gut“ bis „sehr gut“. Dieser Wert hat sich gegenüber 2017 kaum verändert.

Notwendige Investitionen scheitern an Furcht vor digitalem Wandel

Rund 70 Prozent der befragten Mittelständler gehen davon aus, dass ihr Unternehmen den digitalen Wandel nicht unbeschadet überstehen wird. Als Risiken nennen sie die Globalisierung, internationale Handelskonflikte, den Fachkräftemangel und künstliche Intelligenz.

„Diese Unsicherheit wirkt sich bei der Hälfte der befragten Unternehmen negativ auf ihre Investitions- und Finanzierungsaktivitäten aus“, erklärt Prof. Dr. Dirk Schiereck, Professor und Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt. „Dabei stehen vor allem die Unternehmen, die sich neu erfinden oder aufstellen müssen, unter großem Investitionszwang“, erklärt Schiereck weiter. Für sie ist es essentiell, dass sie einen leichten und schnellen Zugang zu neuen Finanzierungsmodellen bekommen.

Autor: Linda Bergmann

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