DATEV forscht an Blockchain-Lösungen der Zukunft - 5. März 2018

Von kryptischen Ketten

Blockchain bietet das Potenzial, Geschäftsabläufe von Unternehmen von Grund auf neu zu gestalten. Das ist auch für DATEV spannend. „Wir sehen in Blockchain die Chance, komplexe Prozessketten komplett digitalisieren und miteinander verknüpfen zu können – ohne unsere hohen Ansprüche an Datenschutz und IT-Sicherheit aufgeben zu müssen“, berichtet Boris Lingl aus dem DATEV Lab.

Er treibt die Forschung zu Blockchain gemeinsam mit seiner Kollegin Silke Wolf bei DATEV federführend voran. Silke Wolf erzählt: „Wir beschäftigen uns intensiv mit der neuen Technologie, um für unsere Mitglieder und deren Mandanten mögliche Lösungen vorzudenken und zu entwickeln, die sie bei der Abwicklung ihrer Geschäftsprozesse und der Ausübung ihrer Sorgfaltspflicht unterstützen.“ Die beiden sehen in Blockchain insbesondere aufgrund der damit verbundenen Integrität und Manipulationssicherheit der Informationen neue Chancen für die Zusammenarbeit.

Vereinfacht dargestellt, handelt es sich bei der Blockchain-Technologie um ein Verfahren, mit dem komplexe Datenbanksysteme kryptografisch verkettet werden können: Einzelne Informationen, wie Vorgänge oder Transaktionen, werden in einen Block geschrieben. Dieser referenziert zusätzlich auf den Vorgängerblock, so dass dadurch eine Kette entsteht. Diese Informationskette wird nicht an zentraler Stelle hinterlegt, sondern ist im System verteilt verfügbar. Deshalb zeichnet sich die Blockchain durch eine hohe Manipulations- und Fälschungssicherheit aus. „Kombiniert man Blockchain mit künstlicher Intelligenz oder dem Internet der Dinge, ermöglicht dies den Zugriff auf eine neue Menge und Qualität an rein digitalen Daten. Auf dieser Basis könnten wir künftig neue Dienste anbieten und einen neuen Grad der Automatisierung schaffen“, so Boris Lingl.

DATEV kooperiert mit der Deutschen Telekom

Wie ein solches Konzept einer Blockchain-Lösung für den deutschen Mittelstand genau aussehen könnte, hat das DATEV Lab gemeinsam mit der Deutschen Telekom erarbeitet. Beide Unternehmen haben den Anspruch, ihren Kunden eine vertrauenswürdige und sichere Lösung anzubieten. Boris Lingl berichtet: „DATEV und Telekom stehen für Technik und Datenschutz made in Germany. Außerdem ergänzt sich das Know-How beider Firmen in idealer Weise: Wir steuern unsere Kenntnisse zu kaufmännischen und regulatorischen Prozessen bei und die Telekom ihr Wissen zu Infrastruktur und technologischen Plattformen.“

Aus den gemeinsamen Forschungsarbeiten ist ein konkretes Anwendungsszenario entstanden, das am dritten Fachkongress Magenta Security am 7. und 8. März in Bonn vorgestellt wird. Simuliert wird eine komplette Wertschöpfungskette eines Produktionsprozesses von der Fertigung bis zur Auslieferung auf Basis eine Blockchain-Implementierung. Neben der Lieferkette stehen die betriebswirtschaftlichen, regulatorischen und steuerrechtlichen Prozesse im Fokus der gemeinsamen Überlegungen. Das Szenario zeigt dabei auch, wie Unternehmer und ihre Steuerberater unter Einbezug neuer Technologien zukünftig digital zusammenarbeiten könnten: Zwei Unternehmen wickeln ihr Geschäft rein digital ab – von der Vertragsanbahnung, dem Versand bis hin zur kaufmännischen Abwicklung des Vorganges. Alle Einzelschritte werden über die Blockchain manipulationssicher festgeschrieben und damit dokumentiert. Regulatorisch notwendige Dokumente werden automatisiert erzeugt, wie beispielsweise der Gelangensnachweis oder die Rechnung. Dadurch sehen alle involvierten Partner den aktuellen Stand des Geschäftsvorfalls und können, wenn notwendig, entsprechend agieren.

Mehrwert der Blockchain-Technologie für DATEV-Mitglieder und deren Mandanten

DATEV verspricht sich von der Blockchain-Technologie, Steuerberater und deren Mandanten von Routinetätigkeiten entlasten zu können, um beispielsweise Buchungen in Echtzeit zu ermöglichen und hohe Reaktionsgeschwindigkeiten zu erzielen. „Mit der möglichen Transparenz, die durch die Blockchain-Technologie gegeben ist, kann die Zusammenarbeit zwischen Mitglied und Mandant vereinfacht werden. Dies ist ein weiterer Schritt im Zuge der Digitalisierung und einer möglichen Simplifizierung beziehungsweise Automatisierung von Geschäftsprozessen“, so Boris Lingl.

Durch Blockchain würde der Steuerberater in Echtzeit in Geschäftsprozesse eingebunden und könnte früher bei Problemen oder Fragen tätig werden. Manuelle Aufwendungen würden reduziert, wiederkehrende Prozesse automatisiert und der Steuerberater könnte sich stärker auf die beratenden Tätigkeiten konzentrieren. Silke Wolf erklärt: „Der Vorteil der Blockchain-Technologie ist, dass der Steuerberater wesentlich früher in den Prozess eingebunden werden kann. Momentan ist es so, dass das Mitglied eher am Ende des Geschäftsvorfalls involviert ist, nämlich dann, wenn die Buchung oder der Übertrag in den Jahresabschluss erfolgt. Mit Blockchain haben wir die Möglichkeit, den Steuerberater bereits bei der Anbahnung eines Geschäftsvorfalls zu involvieren und gegebenenfalls beratend und durch Dienstleistungen zur Seite zu stehen. Wir könnten dann auch die anschließenden Prozess- oder Beratungsangebote, wie das Liquiditätsmanagement oder die betriebswirtschaftliche Beratung, ganz anders gestalten, weil die Daten dem Mitglied dann in Echtzeit zur Verfügung stehen würden.“

Sie interessieren sich für die Forschungen von DATEV zum Thema Blockchain oder wollen als weiterer Partner mitwirken? Dann kontaktieren Sie gerne unsere Blockchain-Experten Silke Wolf und Boris Lingl.

Zur Autorin

Lisa Braunersreuther

Lisa Braunersreuther hat die Freude am Schreiben schon nach dem Abi entdeckt. Nach einem Jahr voller Praktika in Pressestellen und bei verschiedenen Medien startete sie als freie Mitarbeiterin im Journalismus durch. Sie arbeitete während ihres Studiums für Tageszeitungen, ein Internetfernsehen und für den Bayerischen Rundfunk. Nach ihrem Studium „Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation“ stieg sie bei ERGO Direkt ins Berufsleben ein. Nun freut sie sich seit Juni 2016 die vielfältigen DATEV-Medien mitgestalten zu können.

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