- 27. September 2013

Im Osten was Neues

Unsere neue Praktikantin, Maria Hentzschel, hat mir erzählt, dass ihre Oma eine der ersten DATEV Außendienstmitarbeiterinnen nach der Wende in Dresden war. Wir haben diese Gelegenheit genutzt und Maria Hentzschel gebeten, ein Interview mit ihrer Großmutter, Brigitte Hentzschel, über die ersten Schritte von DATEV in Ostdeutschland zu führen.

Brigitte HentzschelWann bist du zur DATEV gekommen?

Durch die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen nach der Öffnung der Mauer habe auch ich mich neu orientiert und am 1. Dezember 1990 eine Tätigkeit bei der DATEV als Mitarbeiterin im Außendienst begonnen. Durch meine Ausbildung und Beschäftigung in den Bereichen Informationsverarbeitung, Organisation und Einführung von Lohnprojekten sowie meiner Dozententätigkeit in der Erwachsenenqualifizierung brachte ich gute Voraussetzungen dafür mit. Das Einstellungsgespräch erfolgte in der Lobby des damaligen Interhotels Newa in Dresden. Herr Pohl, der DIZ-Leiter, und Mitarbeiter der Personalabteilung sprachen mit mir. Zwei Wochen später erhielt ich die Zusage.

Kannte dort irgendjemand die DATEV?

Im Sommer 1990 trat die DATEV erstmals in Dresden auf. Durch eine Veranstaltung für Existenzgründer, auf der die DATEV präsent war, erfuhr ich von der Genossenschaft des Steuerberaterberufes und deren Anliegen und wusste, das könnte etwas für mich sein.

Was hast du gemacht? Wie sah der Alltag aus?

Meine Aufgabe war es, Mitarbeiter von Steuerberatungskanzleien und selbstbuchenden Mandanten in die Geheimnisse der Lohnabrechnung einzuweihen. Dazu gehörte Lohnsteuer- und Sozialversicherungsrecht, aber auch die Kenntnis und Anwendung der Lohndatenerfassungsprogramme DESY und LODAS. Die Schulung erfolgte in Seminaren oder bei der Einrichtung der Programme vor Ort in der Kanzlei oder beim Mandanten.

Telefonservice zur Behebung von Fehlern, verursacht durch falsche Eingaben, gehörte auch zu meinen Aufgaben. Das nötige Wissen eignete ich mir durch Schulungen in Nürnberg und durch die Einarbeitung von Kolleginnen und Kollegen in München und vor Ort in Dresden an.

Zu dieser Zeit herrschte eine gewisse Goldgräberstimmung, verursacht durch viele Provisorien. So hatten wir am Beginn in Dresden einen größeren und einen kleinen Büroraum und einen schmalen Abstellraum für Unterlagen und die Kaffeemaschine, letztere war natürlich besonders wichtig!. Wer Bürodienst hatte, suchte sich einen Platz.

Da im selben Haus auf der Budapester Straße ein Teil des Wirtschaftsministeriums des Freistaates Sachsen seine Büros hatte, konnten wir zum Telefonieren manchmal deren Leitung benutzen, bevor wir eine eigene Leitung nach Nürnberg bekamen.

Wo warst du überall unterwegs?

Während meiner Tätigkeit als Organisationsberater Lohn und Gehalt bin ich in Sachsen und Brandenburg oft und viel unterwegs gewesen. Ob in Cottbus, Frankfurt/Oder, Leipzig, Chemnitz, Zittau, Oberwiesenthal – kreuz und quer in Steuerbüros und bei Mandanten.

Haben sich zu der Zeit viele Steuerberatungskanzleien gegründet? Gab es damals genügend Steuerberater in Dresden?

In Ostdeutschland gab es nur wenige Steuerberater, sie nannten sich eher Buchhalter, die für kleine Firmen und Geschäfte deren Abrechnung vor Ort durchführten. Größere Firmen beschäftigten eigene Buchhalter für Kostenrechnung, Lohn usw.

Nach dem Mauerfall wartete demzufolge ein großes Betätigungsfeld auf Steuerberater aus den Altbundesländern, die hier neue Kanzleien gründeten.

Deine schönste Erfahrung?

Die freundliche Aufnahme, Hilfsbereitschaft und Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen in Nürnberg, München und anderen DIZ und natürlich auch in Dresden hat mir am Anfang sehr geholfen, mich nach und nach mit meinem Aufgabengebiet vertraut zu machen.

Der Kontakt mit Menschen, ein Hauptbestandteil meiner Tätigkeit, sei es in Seminaren, beim Anwender vor Ort oder zu Infotagen hat mir sehr viel gegeben.

Besonders gefreut hat es mich, wenn ich eine fehlerhafte Lohnabrechnung durch Korrektur vor Ort oder am Telefon richtig stellen konnte. Ich kam mir dabei wie ein Retter vor und die Mitarbeiterinnen waren sehr dankbar. Das war das Schönste an meiner Tätigkeit.

Zum Autor

Dietmar Zeilinger

Redaktion DATEV magazin

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