- 30. Juni 2014

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Wie die Zeit vergeht: Seit etwas mehr als zwei Jahren gibt es jetzt den DATEV-Marktplatz Mittelstand. Er bietet insgesamt 23 Software-Lösungen von 20 Software-Partnern. Doch worum geht es dabei eigentlich konkret?  Diese und andere Fragen habe ich meiner Kollegin Christiane Weinfurtner gestellt. Sie ist zuständig für den Marktplatz Mittelstand.

Christiane, was ist die Idee hinter DATEV-Marktplatz Mittelstand?

Christiane Weinfurtner

Im Grunde ist der DATEV-Marktplatz Mittelstand eine virtuelle Vermarktungsplattform für unsere Software-Partner, die wiederum Software-Lösungen für Unternehmen aber auch für Steuerberater bietet. Der Marktplatz richtet sich dabei an die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die DATEV-Lösungen für den Mittelstand einsetzen, also Rechnungswesen oder Personalwirtschaftssysteme der DATEV, und eine funktionale branchenspezifische Ergänzung zu den DATEV Unternehmens-Lösungen suchen. Somit ist der Marktplatz Mittelstand ein virtueller Ort, an dem über Fremdanbieter Programme bezogen werden können, die ideal die DATEV-Software ergänzen.

Warum habt Ihr Euch für die Metapher Marktplatz entschieden?

Der Begriff Marktplatz bezeichnet einen Ort, an dem Waren regelmäßig auf einem bestimmten Platz angeboten oder gehandelt werden; und in diesem Sinne passt die Bezeichnung DATEV-Marktplatz Mittelstand. Wir bieten Waren an, in dem Fall Software-Lösungen unserer Partner, die die branchenübergreifende Software der DATEV ergänzen. Man kann auch sagen, es ist das Prinzip „Darf’s ein bisschen mehr sein?“. Man bestellt auf dem Markt beispielsweise von etwas 500 Gramm und wird dann gefragt: „Sind 550 Gramm auch in Ordnung, darf’s ein bisschen mehr sein?“ Denn auf unsere Software bezogen, hat der Kunde ja schon eine Lösung. Aber zusätzlich zu dieser Lösung gibt’s eine Ergänzung; speziell auf die Branche abgestimmt oder auf bestimmte Funktionen.

Wozu haben wir überhaupt einen virtuellen Marktplatz mit Fremd-Software eingeführt?

Um die Attraktivität der DATEV-Programme zu erhöhen. Indem sie mit einer passenden, kompatiblen Software erweitert werden, ergänzen sie die DATEV-Lösungen funktional. Aber auch, weil natürlich seitens der Steuerberater oder der Mandanten immer wieder Anfragen kommen, ob es für spezifische Probleme etwas von DATEV gibt.

Warum produzieren wir diese Software nicht einfach selbst?

Manchmal ist es weder fachlich noch wirtschaftlich sinnvoll, das Rad nochmals neu zu erfinden. Es hat keinen Sinn, wenn man für jede Branche eine eigene Software konzipiert. Was die Branchenspezifika angeht, liegt das Know-how schon beim Software-Partner. Das müsste sich DATEV jedes Mal neu aneignen. Dieses Modell ist somit eine ressourcensparende Ergänzung zu den DATEV Software-Lösungen für Unternehmen. Denn die gesparten Ressourcen können dadurch in die Entwicklung unserer Hauptprodukte fließen.

Wie gewährleisten wir eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Fremd- und DATEV-Software?

In dem wir zum einen strikt trennen: In den Lösungen von DATEV steckt nur DATEV drin, darum kümmern wir uns. Die Produkte vom Software-Partner liegen in dessen Verantwortung. Das heißt, er ist dafür verantwortlich, dass die Schnittstelle funktioniert, dass sie aktuell ist und auch, dass die Zusammenarbeit oder die Kompatibilität zwischen seinem Programm und dem DATEV-Programm gewährleistet ist.

Zum anderen, weil DATEV hinter der Kooperation mit dem Software-Partner steht: Das bedeutet, dass alle Software-Partner einen fest definierten Auswahlprozess durchlaufen. Das ist letztlich Voraussetzung dafür, dass sie im DATEV-Marktplatz Mittelstand positioniert werden können.

Dass die Software-Partner und Unternehmen davon profitieren, leuchtet ein. Was haben unsere Mitglieder davon?

Grundsätzlich können unsere Mitglieder auf Anfragen ihrer Mandanten die Software guten Gewissens empfehlen. Und Sie können die Software auch selbst nutzen. Durch den Auswahlprozess ist für eine hohe Qualität gesorgt. Das heißt, es werden alle Branchenspezifika berücksichtigt, und die Software ist optimal auf die Unternehmenslösungen von DATEV abgestimmt.

Es braucht auch keine doppelten Erfassungen oder Datenabgleiche zwischen Fremd- und DATEV-Systemen. Die Mandanten-Daten aus den Programmen der Software-Partner lassen sich problemlos in die DATEV-Software einlesen – also in ein Programm, das der Steuerberater selbst bestens kennt. Nicht zuletzt sind die ausgewählten Software-Partner zuverlässig in  puncto Service und professioneller Vertriebsstruktur.

Darüber hinaus vereinfacht es Prozesse: Wenn Mitglieder Unternehmen als neue Mandanten dazugewinnen, die diese ergänzenden Software-Lösungen schon nutzen, birgt das den Vorteil, dass sich unsere Mitglieder nicht in eine neue Software einarbeiten müssen.

Ganz kurz: Wie kommt eine Software-Partnerschaft zustande?

Da gibt’s mehrere Möglichkeiten: Entweder wir erkennen selbst den Bedarf, es gibt Kundenwünsche, der Außendienst schlägt jemanden vor oder der Software-Hersteller kommt auf uns zu. Kommt es zu einem Kontakt, prüfen wir, ob das Angebot passt und die Voraussetzungen erfüllt sind – beispielsweise, ob es schon eine gut funktionierende Schnittstelle gibt oder welche mit dem Software-Partner realisiert wird. Dabei wird der potenzielle Software-Partner auf Herz und Nieren geprüft. Meistens sind schon von Anfang an die Kollegen der Entwicklung dabei. Sie prüfen, ob die Software kompatibel ist mit den Lösungen der DATEV.

Wenn ein Mandant oder unser Mitglied einen Software-Partner sucht, wo finden sie den?

Unter www.datev.de/marktplatz sind alle Partner bzw. deren Lösungen aufgeführt. Man kann sich das Porträt des Partners anschauen und Informationen über die Lösung einholen. Über einen Button lässt sich Kontakt aufnehmen zum Software-Partner. Dieser setzt sich darauf hin direkt mit dem Unternehmen in Verbindung. Am Schluss kommt im Idealfall ein Vertrag zustande. DATEV hat also so gesehen die Funktion eines Vermittlers.

Vielen Dank Christiane für das Interview.

Zum Autor

Carsten Fleckenstein

Redakteur und Podcaster bei DATEV.

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