Die DATEV betrieb früher ihr eigenes Datennetz, quasi ein DATEV-Internet. Zunächst rein zur Datenfernübertragung (DFÜ) errichtet, ließ sich darüber später auch telefonieren, faxen und fernwarten.
Datenübertragung zum „Mondscheintarif“
Ab 1974 konnten die DATEV-Mitglieder ihre Daten über die öffentliche Telefonleitung ins Rechenzentrum nach Nürnberg schicken. Telefonieren war damals jedoch eine recht kostspielige Sache. Deshalb führte die DATEV den automatischen Nachtabruf ein: Tagsüber erfasste Daten übertrug man erst nachts zum wesentlich günstigeren „Mondscheintarif“.
1976 begann die DATEV dann mit dem Aufbau eines eigenen DFÜ-Netzes. Es bestand aus Standleitungen, die von sogenannten Kopfstellen im gesamten Bundesgebiet aus nach Nürnberg verliefen. Vorteil der Standleitungen war, dass die Daten wesentlich schneller und damit günstiger übertragen werden konnten.
Das DATEV-Netz umfasste zu Beginn 9 Kopfstellen und wurde kontinuierlich ausgebaut. In seiner größten Ausdehnung (ab 1994) bestand es aus 41 Kopfstellen.
DATEV zum Ortstarif
In der Regel konnte das DATEV-Mitglied die nächste Kopfstelle zum Ortstarif erreichen. Das galt aber nicht für alle. Deshalb erstattete die DATEV ab 1983 jenen Mitgliedern, in deren Nahtarifbereich keine Kopfstelle lag, die erhöhte Telefongebühr für das „Ferngespräch“. Ein Beispiel aus der Praxis für die Umsetzung des genossenschaftlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes bei DATEV .
1990/1994 begann die Umstellung auf ISDN und das DATEV-Netz übernahm neue Aufgaben wie Telekommunikation, Fernwartung und Telefonkonferenzen.
1997 wurde das DATEV-Netz für alle Mitglieder freigegeben; diese konnten nun kostengünstig (10 Pf./Minute) mit der Zentrale in Nürnberg telefonieren und faxen. Das Genossenschaftsnetzwerk – das Corporate Network – war realisiert.
Mit der Liberalisierung des TK-Marktes um die Jahrtausendwende neigte sich die Ära des DATEV-Netzes dem Ende entgegen. Die Preise für TK-Dienste auf dem freien Markt purzelten und das in Eigenregie betriebene Netz bot keine wirtschaftlichen Vorteile mehr. 2002, nach 26 Jahren seines Bestehens, wurde das Genossenschaftsnetz abgeschaltet.