- 25. Februar 2015

Auf gute Nachbarschaft

Mitten in Gostenhof entsteht mit den DATEV IT-Campus 111 das größte Bauprojekt in der Geschichte der DATEV. Dass dies für die Anwohner nicht ohne einige Belastung bleibt, ist leider wahr. Über den Strukturwandel im Nürnberger Westen und die Bautätigkeit der DATEV sprachen wir mit Uwe Janza, Vorsitzender des Bürgervereins Gostenhof. Herr Janza, seit Jahren findet…

Mitten in Gostenhof entsteht mit den DATEV IT-Campus 111 das größte Bauprojekt in der Geschichte der DATEV. Dass dies für die Anwohner nicht ohne einige Belastung bleibt, ist leider wahr. Über den Strukturwandel im Nürnberger Westen und die Bautätigkeit der DATEV sprachen wir mit Uwe Janza, Vorsitzender des Bürgervereins Gostenhof.

Herr Janza, seit Jahren findet im Westen Nürnbergs ein grundlegender Strukturwandel statt. Auf den ehemaligen Produktionsstätten von AEG siedeln sich Wissenschaften, Kreativwirtschaft und Kunst an, auf dem Areal der Möbelquelle baut die DATEV ein Software-Entwicklungszentrum. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Als Bürgerverein haben wir in erster Linie die sozialen Auswirkungen des Strukturwandels im Blick. Da geht es dann eher um die Fragen: Wie entwickelt sich die Wohnraumsituation? Was für Perspektiven ergeben sich für die ansässigen Einzelhändler und Wirte? Welche beruflichen Möglichkeiten entstehen für die ansässige Bevölkerung? Ich wünsche mir sehr, dass im Rahmen des Strukturwandels auch zukunftsfähige Arbeitsplätze für die alteingesessene Wohnbevölkerung entstehen. Allerdings werden wohl eher gut ausgebildete Menschen mit solidem Einkommen nach Gostenhof ziehen. Das kann man als Beitrag zur Gentrifizierung bezeichnen. In vielen älteren Wohnhäusern wurden über Jahrzehnte vergleichsweise niedrige Mieten verlangt, es wurde aber gleichzeitig die Instandhaltung vernachlässigt. Jetzt sind oft Sanierungen dringend geboten, in deren Folge dann Mieten verlangt werden, die die finanziellen Verhältnisse der früheren Bewohner – auch vieler Künstler – übersteigen. Oder es wird im Zuge der Sanierung gleich in hochpreisige Eigentumswohnungen umgewandelt.

Die DATEV versteht sich ja als Unternehmen aus Gostenhof – wie sehen Sie die DATEV?

Ich habe mir sagen lassen, dass der Entwicklungsvorstand künftig im IT-Campus 111 nicht in einer repräsentativen Vorstandsetage residiert, sondern sein Büro mitten unter allen anderen hat – das ist schon sehr „gostenhofisch“. Aber insgesamt würde ich sagen, ist das Verhältnis der Gostenhofer zur DATEV eher ambivalent. Einige Anwohner arbeiten tatsächlich bei der DATEV, aber das ist nicht die große Menge. Die wirtschaftliche Bedeutung als Arbeitgeber oder als potenzielle Kundschaft für die umliegenden Einzelhändler ist dementsprechend eher gering. Aufgefallen sind vor allem die vielen KFZ-Parker, die den eh schon engen Parkraum in Gostenhof noch enger gemacht haben. Die Hoffnungen ruhen schon sehr auf dem Parkhaus. Wenn künftig weniger Autos durch die angrenzenden Straßen kreisen, dann hat die DATEV bei vielen sicher einen dicken Stein im Brett.

Und wie wird der Neubau wahrgenommen?

Ich persönlich freue mich besonders auf die DATEV-Gärten. Man wird sich wohler fühlen, keine Frage. Selbst die Leute, die das Gebäude nicht schön finden, gestehen sofort ein, dass mit dem Bauwerk ein Schandfleck verschwunden. Aber darüber hinaus? Das werden wir dann sehen.

Wie waren denn die Reaktionen der Anwohner auf dieses Bauprojekt – die direkte Nachbarschaft zu Wohngebieten war sicher nicht immer einfach, oder?

Mist auf der Baustelle passiert. Das kann man nicht abstellen, bei einer Baustelle dieser Größenordnung schon gar nicht. Bis man den Ursachen für eine Beschwerde auf den Grund gehen kann, ist der Verursacher meist längst schon wieder weg. Das ist bitter für die Anwohner, und wir werden alle drei Kreuze machen, wenn der Bau fertig ist. Aber man muss auch ehrlich sein: Die DATEV war immer sehr um Offenheit und Transparenz bemüht. Dass die DATEV, als es in der Rohbauphase besonders schlimm war, zu einer Aussprache in den Baucontainer eingeladen hat, das kam sehr gut an.

Zum Autor

Till Stüve

Mitarbeiter DATEV eG, Pressestelle

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