Ökologischer Anspruch - 24. März 2022

Wie nachhaltig ist Digitalisierung?

Wer seine Arbeit digitalisiert, spart Papier. So viel ist schon mal sicher. Und was tut man darüber hinaus der Umwelt Gutes? Gehen wir der Sache einmal nach.

Wenn ein unstrittig positiv besetzter Begriff allzu rasant Kar­riere macht, sei man auf der Hut. Denn dies ist meist die Folge einer seine eigentliche Bedeutung verflachenden Aneig­nung von allen Seiten. Der Begriff Nachhaltigkeit ist hier in be­sonderer Weise betroffen, ebenso das abgeleitete Adjektiv nach­haltig. Auch die Digitalwirtschaft reklamiert diese Eigenschaft für sich. Schließlich vermeidet sie durch Virtualisierung, durch De­materialisation den Verbrauch von materiellen Ressourcen. Aber ist ein gutes ökologisches Gewissen tatsächlich so anstrengungs­los zu haben?

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip …

… in Bezug auf die Nutzung von Ressourcen. Nachhaltig ist un­ser Handeln dann, wenn es seinen Zweck, also die Befriedigung eines Bedürfnisses, erfüllt, gleichzeitig aber die natürliche Rege­nerationsfähigkeit aller von diesem Handeln betroffenen Rohstof­fe, Lebewesen, Öko- und Sozialsysteme bewahrt. Bezeichnender­weise kommt der Begriff Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft: Wie ist eine zeitlich unbefristete Nutzung einer definierten Wald­fläche möglich? Nur durch Begrenzung der jährlichen Holzent­nahme auf exakt die Menge, die im gleichen Zeitraum nach­wächst. Hieraus ergibt sich allerdings auch, was mit Nachhaltig­keit nicht gemeint ist, nämlich ein lediglich sparsameres, allge­mein bewussteres Wirtschaften. Das Falsche nur etwas weniger falsch zu machen, generiert keine Nachhaltigkeit. Erst eine voll­kommene Kreislaufwirtschaft, in der praktisch keine Abfälle ent­stehen, ist ökologisch wirklich nachhaltig. Es mag unser Gewis­sen beruhigen, wenn wir auf Flugreisen verzichten und ein Auto mit Hybridantrieb fahren und dadurch unseren ökologischen Fußabdruck etwas verkleinern, aber nur, wenn wir gar keinen hinterlassen würden, lebten wir wirklich nachhaltig.

… das mit linearer Wirtschaft unvereinbar ist

Die Menschheit wirtschaftet überwiegend nicht zirkular, sondern linear – sie gebraucht die Ressourcen nicht nur als eine vorüber­gehende Anleihe bei der Natur, sondern verbraucht sie, insofern sie aus Rohstoffen Produkte herstellt, die am Ende unweigerlich als Abfall enden. Die OECD prognostiziert, dass der jährliche Rohstoffverbrauch von derzeit rund 93 Milliarden Tonnen bis 2060 auf 167 Milliarden Tonnen ansteigen wird – trotz einer bis dahin alles durchdringenden Digitalisierung. All dies nur, um die Bedürfnisse unserer Spezies ein Jahr lang zu befriedigen. Das meiste davon landet zeitversetzt als Abfall auf den Deponien der Welt, wozu auch die Meere und die Atmosphäre zählen, in die wir etwa das CO2 blasen, das wir zuvor in Gestalt von Kohle und Öl aus dem Boden geholt haben.

Und wie steht es um die Digitalwirtschaft?

Diese benötigt zunächst einmal eine aufwendige Hardware. Tan­tal, Silber, Gold, Palladium, Platin, Kobalt, Gallium, Indium, Niob, Wolfram, Neodym und Cer – all dies und noch viel mehr steckt, aufwendig gewonnen, in unseren Smartphones und Notebooks. Letztere verbrauchen pro Jahr rund 130 Kilowattstunden (kWh) elektrische Energie, ein Wert, den die Netzinfrastruktur, mit der wir es nutzen, noch einmal um 80 kWh vermehrt. Hinzu kommen für die Herstellung 350 bis 500 kWh. Der Energiehunger des In­ternets ist enorm und erzeugt einen CO2-Fußabdruck, der gleich­auf liegt mit dem des gesamten globalen Flugverkehrs. Wäre das Internet ein Staat, läge der beim Stromverbrauch an sechster Stelle aller Länder der Welt. Wenn man die Energie noch hinzu­rechnet, die die Fertigung unserer Endgeräte wie auch der Com­puter in den Rechenzentren tatsächlich verbraucht, rückte das World Wide Web hinter China und den USA an die dritte Stelle auf. Die Digitalwelt hat einen Gesamtenergieverbrauch von rund zwei Petawattstunden, so viel Energie, wie etwa 200 Atomkraft­werke unter Volllast liefern.

Wir sehen: Das Bemühen um Nachhaltigkeit im strengen Sinne führt in die Kapitulation. Schwächen wir den Begriff daher deut­lich ab und betrachten Nachhaltigkeit als ein Handlungsprinzip, das unserem Tun und Lassen eine Verantwortung auferlegt – für die Schonung und den Erhalt des ökologischen, sozialen und ökonomischen Gefüges. So erfahren unsere Bemühungen um Schadensbegrenzung zumindest eine gewisse Rehabilitierung.

DATEV macht Kanzleien und Unternehmen nachhaltiger

Darum tun wir einiges, um im obigen Sinne nachhaltiger zu wirt­schaften, und auch Kanzleien können etwas tun. Hier bietet sich zunächst die Nutzung von Cloud-Diensten an, weil Rechenzent­ren um Größenordnungen energieeffizienter arbeiten als lokale Server, die während ihres Betriebs bei konstant hohem Stromver­brauch normalerweise nur zu fünf Prozent ihrer Kapazität ausge­lastet sind. Die DATEV-Cloud im DATEV-Rechenzentrum (RZ) ar­beitet schon seit 2014 mit 100 Prozent Ökostrom, ist nachhaltig­keitszertifiziert nach ISO 14001 und durchschnittlich zu etwa 50 Prozent ausgelastet. Modernste Server und hoch performante Flash-Speicher halten den Stromverbrauch seit Jahren konstant, obwohl Rechenleistung und Speicherkapazität im gleichen Zeit­raum exponentiell gewachsen sind. Bis spätestens 2030 will DATEV zu 100 Prozent klimaneutral sein. Aktuell arbeiten wir da­ran, den CO2-Fußabdruck einer E-Rechnung und einer Papier­rechnung einmal genau zu beziffern, um das hier liegende Ein­sparpotenzial zu ermessen.

In diese, die CO2-Bilanz entlastende Cloud lässt sich die Kanzlei-IT über DATEV-SmartIT, DATEVasp und PARTNERasp weitest­gehend outsourcen. DATEVasp übrigens schon seit 20 Jahren: Die Serversysteme werden dabei von DATEV den kanzleiindividuel­len Bedürfnissen entsprechend konfiguriert, mit den jeweils ge­nutzten DATEV-Anwendungen ausgestattet und mit den Kunden­daten betrieben. Das RZ war hier stets ein Vorreiter der Digitali­sierung. Auch einzelne Anwendungen lassen sich energie- und ressourcensparend in die Cloud verlagern: DATEV Unternehmen online ist hierfür ein Beispiel. Digitales Dokumentenmanagement etwa mit DATEV DMS classic verschlankt die Datenhaltung in der Kanzlei. Mobiles Arbeiten, Remote Working, der mobile Datenzu­griff über die Cloud erspart Wege ins Büro und damit – auf alle Nutzerinnen und Nutzer hochgerechnet – Zigtausende Autokilo­meter an Fahrtstrecken. Digitales Marketing spart Papier und Streuverluste, digitales Wissen wie Dialogseminare online und Lernvideos ersparen Anfahrten zu Schulungen. Auch Geschäfts­prozesse lassen sich digital abbilden: DATEV Unternehmen on­line ist die zukunftsweisende Cloud-Anwendung, mit der die Zu­sammenarbeit in der Finanzbuchführung wie auch bei der Lohn­abrechnung zwischen Kanzlei und Mandant digital abläuft.

Die ökologischen Gewinne liegen auf der Hand: Digitale Abläufe bei Fibu, Lohn oder Steuern arbeiten ressourcenschonend, denn die Auslagerung der IT-Infrastruktur in die effiziente DATEV-Cloud macht interne Systeme überflüssig. Das bedeutet weniger Stromverbrauch. Hinzu kommt der Aspekt der Dematerialisie­rung: weniger Papier, weniger Verpackungen, weniger Drucker und Toner, weniger Logistikaufwand. Digitale Prozesse in der DATEV-Cloud verbessern also die CO2-Bilanz nachhaltig, auch weil sie Mobilitäts- und Reiseaufwände reduzieren. Digitale Wei­terbildungsangebote sind ressourcenschonend jederzeit verfüg­bar. Mit digitalen Fachmedien bleiben Teams immer up to date. All dies: Nachhaltigkeitsgewinne für Ihre Kanzleien und Ihre Mandanten, die Sie über digitales Marketing aus dem RZ DS-GVO-konform ansprechen können – ohne dass ein einziges Blatt Papier verbraucht wird.

MEHR DAZU

finden Sie unter www.datev.de/nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist für DATEV ein leitendes Prinzip. Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt sichert der Genossenschaft ihre Zukunftsfähigkeit.

Zum Autor

Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

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