DIHK, Pressemitteilung vom 30.04.2020
Die deutsche Wirtschaft ist nach wie vor im Corona-Krisenmodus – ein Ende ist trotz erster Lockerungen der Beschränkungen noch nicht absehbar. Eine weitere Öffnung ist nach den Ankündigungen der Politik nur zu erwarten, wenn die Infektionszahlen weiter sinken. Deshalb ist es aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, die Einhaltung der epidemiologisch gebotenen Regeln sicherzustellen und so auch Chancen für unternehmerische Aktivitäten zu eröffnen.
Es gilt also, die Maßnahmen zur schrittweisen Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten mit dem größtmöglichen Gesundheitsschutz zu verbinden. Digitale Lösungen können dabei eine zentrale Rolle spielen und dazu beitragen, einen angepassten Geschäftsbetrieb zu ermöglichen.
Wie können digitale Lösungen helfen?
Ein äußerst wirksames und vielfältig einsetzbares Instrument sind Ticket-Systeme. Sie können helfen, Personenströme in Geschäften, Restaurants oder an touristischen Hotspots zu entzerren. So lassen sich etwa Schlangen vor Geschäften vermeiden – zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern. Solche Buchungssysteme regeln schon heute mancherorts den Besuch in Museen zu bestimmten Uhrzeiten. Sie könnten um entsprechende Branchen- und Corona-spezifische Funktionen erweitert werden.
Auch für die Einhaltung von Hygienevorschriften gibt es digitale Hilfsmittel – beispielsweise Lösungen für die Erstellung von unternehmensspezifischen Plänen zur Lebensmittelsicherheit. Sie lassen sich auf Maßnahmen zur Eindämmung des Virus übertragen. Denkbar sind etwa Push-Erinnerungen für regelmäßiges Händewaschen am Arbeitsplatz oder für die Desinfektion von Arbeitsmitteln und sonstigen kritischen Flächen.
Viele Menschen nutzen bereits Kartendienste, um im öffentlichen Raum zu navigieren. Die Echtzeitdaten, die beispielsweise verwendet werden, um Staus aufzuspüren und Verkehrsströme zu optimieren, könnten auch dazu genutzt werden, die Nutzer darauf hinzuweisen, falls sich an einem bestimmten Ort bereits sehr viele Personen aufhalten und deshalb möglicherweise Abstandsregeln nicht oder nur schwer eingehalten werden können. Dies lässt sich sowohl auf Geschäfte als auch auf andere öffentlich zugängliche Orte übertragen.
Nicht zuletzt können lokale digitale Plattformen den Einzelhändlern, Gaststätten und Dienstleistern zusätzliche Vertriebskanäle eröffnen und ihnen helfen, trotz verminderter Kundenströme Umsätze zu generieren. Hier ist auch die Integration von Click & Collect-Modellen sinnvoll, bei denen der Kunde die Produkte online bestellt und selbst abholt – vorzugsweise unter Nutzung von Ticket-Systemen.
Der Erfolg solcher Lösungen hängt stark davon ab, dass sie von vielen Menschen genutzt werden. Das gelingt nur, wenn dafür offensiv geworben und Vertrauen aufgebaut wird. Dazu gehört der Schutz persönlicher Daten auf der Grundlage der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Und selbstverständlich muss es parallel weiterhin auch für diejenigen Zugang geben, die aus unterschiedlichen Gründen beispielsweise kein Smartphone besitzen und sich auch nicht auf andere Weise digital anmelden können.
Was jetzt getan werden muss
Wichtig ist, dass prototypische Lösungen kurzfristig in verschiedenen Kommunen und Regionen erprobt werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollten geteilt werden und in die Weiterentwicklung der Anwendungen und in notwendige Anpassungen des Regulierungsrahmens einfließen. Der Hackathon #WirvsVirus der Bundesregierung hat sich schon früh mit digitalen Lösungen beschäftigt. Dabei sind bereits vielversprechende Lösungsansätze entstanden. Diese gilt es nun im Zusammenspiel mit etablierten Anbietern und Vertretern der Wirtschaft oder betroffener Branchen weiterzuentwickeln. Es wäre sinnvoll, wenn Wirtschaftsvertreter der Branchen und Vertreter von Ländern und Kommunen hierbei gemeinsam übergreifende Anforderungen definieren würden.
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