Wirtschaftliche Lage - 21. November 2019

Konjunktur auf Talfahrt – deutsche Exporte drohen wieder zu schrumpfen

DIHK, Mitteilung vom 21.11.2019

Der Druck auf die deutsche Konjunktur nimmt weiter zu. Seit der Finanzkrise 2008/2009 hat der DIHK in seiner Konjunkturumfrage von den 28.000 Unternehmen nicht mehr so pessimistische Antworten zur Geschäftsentwicklung erhalten. Sorgen bereitet vor allem das internationale Umfeld: Strafzölle, Wirtschaftssanktionen und der bevorstehende Brexit belasten die Lieferketten und führen im kommenden Jahr zu einer Stagnation, wenn nicht sogar zu einem Rückgang der Ausfuhren. Nur noch jeder fünfte Betrieb rechnet mit einem Anstieg der Exporte, jeder dritte jedoch mit einem Rückgang. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft mit ihrem starken Industriekern ist das eine enorme Herausforderung.

Der Ausblick verfinstert sich

Die trüben Exportaussichten und die greifbare Verunsicherung in vielen Branchen schlagen sich immer mehr in den Planungen der Betriebe nieder. So sinken die Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen zum fünften Mal in Folge. Gerade in der Industrie verschlechtern sich Geschäftslage und -erwartungen erheblich. Mittlerweile trifft der außenwirtschaftliche Gegenwind die Breite der Industrie. Infolgedessen schwächelt auch zunehmend die Inlandsnachfrage. Die Abkühlung hinterlässt nunmehr sichtbare Spuren bei industrienahen Dienstleistern und Großhändlern. Zu den Nachfragesorgen für die Unternehmen gesellen sich auch Unsicherheiten am heimischen Standort. Fast jeder zweite Betrieb empfindet die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko.

Gebremste Weltwirtschaft trifft Exporte

Der Saldo der Exporterwartungen ist so niedrig wie – abgesehen von der Finanzkrise – zuletzt 1993. Fast jedes zweite Exportunternehmen bezeichnet mittlerweile die schleppende Auslandsnachfrage als Risiko für die künftige Geschäftsentwicklung. Da eine Lösung der Konflikte – sei es der Handelsstreit zwischen den USA und Europa oder der zwischen den USA und China – kurzfristig nicht in Sicht ist, bleibt zudem eine große Verunsicherung.

Konjunkturell hat sich das globale Umfeld bereits verschlechtert. In Europa wachsen viele Staaten der Eurozone wieder langsamer. Vor allem die wirtschaftliche Schwäche zahlreicher Industrieländer sorgt für Zurückhaltung bei Investitionen und damit für eine geringere Nachfrage nach deutschen Produkten. Die Welthandelsorganisation (WTO) – eigentlich Schiedsrichter im weltweiten Handel – fällt derzeit als Konfliktlöser aus. Dabei sind bedeutende Absatzmärkte der deutschen Exportwirtschaft außerhalb der Europäischen Union nur durch Regeln der WTO mit Europa verbunden, zum Beispiel die USA, China, Russland oder Brasilien. Angesichts der schlechten konjunkturellen Entwicklung sollte die Bundesregierung jetzt dringend Maßnahmen ergreifen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Auf der Agenda der deutschen Wirtschaft ganz oben stehen Fortschritte beim Bürokratieabbau, bezahlbare Energie, zügigere Planungs- und Genehmigungsverfahren, ein schnellerer Ausbau der Verkehrs- und IT-Infrastruktur sowie die Förderung von Innovationen und Investitionen.