Wirtschaftliche Entwicklung - 14. Dezember 2023

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Dezember 2023

BMWK, Pressemitteilung vom 13.12.2023

  • Nach dem BIP-Rückgang im dritten Quartal deuten aktuelle Konjunkturindikatoren auch im vierten Quartal auf eine schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung hin. Vor allem die zuvor positive Entwicklung bei den Investitionen dürfte sich spürbar abschwächen, während sich der private Konsum im Zuge der wieder steigenden Reallöhne stabilisieren dürfte. Jüngste Stimmungsindikatoren bei Unternehmen und privaten Haushalten deuten eine etwas positivere Einschätzung für das kommende Jahr an.
  • Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,4 % gefallen, womit sich der seit Sommer zu beobachtende rückläufige Trend weiter fortsetzte. Die Herstellung in der Industrie verringerte sich im Oktober um 0,5 % und im Baugewerbe um 2,2 %. Der Bereich Energie hingegen meldete zuletzt ein kräftiges Plus von 7,1 %, nach Abnahmen in den beiden Monaten zuvor. Die jüngsten Auftragseingänge zeigen noch keine nachhaltige Trendwende an, aber aktuelle Stimmungsindikatoren deuten auf eine Bodenbildung hin, die eine Stabilisierung der Industriekonjunktur erwarten lassen.
  • Die realen Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind im Oktober gegenüber dem Vormonat um 1,1 % gestiegen, nachdem sie im September stagnierten (- 0,1 %). Die Neuzulassungen von Pkw durch Privatpersonen sind nach dem kräftigen Anstieg im Oktober (+9,1 %) im November um 3,2 % zurückgegangen, Frühindikatoren für den privaten Konsum sendeten zuletzt eher verhaltene Signale, angesichts steigender Löhne und rückläufiger Inflationsraten ist aber eine Stabilisierung zu erwarten.
  • Die Inflationsrate belief sich im November auf 3,2 %. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Nahrungsmittel verteuerten sich im November gegenüber dem Vorjahresmonat erneut überproportional (+5,5 %), allerdings ließ der Preisauftrieb hier weiter nach (Okt. +6,1 %). Zum zweiten Mal seit Januar 2021 ist ein Rückgang der Energiepreise gegenüber dem Vorjahresmonat zu konstatieren (-4,5 %). Für die nächsten Monate ist infolge der preisdämpfenden Maßnahmen im Vorjahr mit einem vorübergehenden, basisbedingten Anstieg der Preissteigerungsraten zu rechnen.
  • Die schwache Entwicklung am Arbeitsmarkt hält auch im November an. Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich saisonbereinigt um 22.000 Personen. Die Erwerbstätigkeit legte im Oktober saisonbereinigt etwas zu (+15.000 Personen). Frühindikatoren deuten aktuell noch nicht auf eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt hin. Eine nachhaltige Besserung ist erst mit einer wirtschaftlichen Belebung im nächsten Jahr zu erwarten.
  • Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen liegt im September nach endgültigen Ergebnissen gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert bei 1.557. (+0,1 %). Seit Juni/Juli ist eine Stabilisierung zu erkennen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegen sie jedoch noch immer um 26,7 % höher. Nach wie vor liegen die Unternehmensinsolvenzen mit -4,5 % leicht unter dem Vor-Corona- Mittelwert (2016-2019). Auf hohem Niveau bleibt auch die Zahl der von einer Insolvenz betroffenen Beschäftigten, die im September rd. 91 % über dem Vorjahreswert und 67 % über dem September-Mittelwert der Vor-Corona-Jahre 2016-2019 lag. Der Frühindikator IWH- Insolvenztrend zeigt für November 2023 einen Rückgang um 5,8 % ggü. dem Vormonat (Vorjahresmonat: +20,9 %). Auch die vorläufige Zahl der beantragten Regelinsolvenzen ist im November leicht zurückgegangen (-1,8 %; Vorjahresmonat: +18,8 %).

Schwacher Jahresausklang 2023

Die deutsche Wirtschaft war im gesamten Jahresverlauf 2023 von einer wirtschaftlichen Stagnation bei gleichzeitig hohen, wenn auch rückläufigen Inflationsraten geprägt. Ursächlich für diese schwächer als zu Jahresbeginn allgemein erwartete Entwicklung waren vor allem die Nachwirkungen der massiven Kaufkraftverluste im Zuge der Energiepreiskrise, die den privaten Konsum geschwächt haben. Hinzu kommen die deutlich geringere Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft sowie die dämpfenden Effekte der geopolitischen Spannungen und Krisen.

Nach dem Rückgang des preis-, saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) im 3. Quartal um 0,1 Prozent ist angesichts der aktuellen Monatsindikatoren wie Auftragseingänge und Industrieproduktion auch für das Jahresendquartal ein erneuter, leichter Rückgang des BIP wahrscheinlich. Vor allem die bis zuletzt positive Investitionsentwicklung dürfte sich angesichts der schwächeren Auftragslage, der ungünstigeren Finanzierungsbedingungen und der Sonderentwicklung im dritten Quartal im Zuge des Auslaufens der „Umweltprämie“ abschwächen. Gleichzeitig lassen jüngste konsumnahe Indikatoren wie die Umsätze im Einzelhandel und im Gastgewerbe eine Stabilisierung des privaten Konsums – allerdings auf niedrigem Niveau – erwarten.

Jüngste Stimmungsindikatoren wie das ifo Geschäftsklima, die ZEW-Konjunkturerwartungen oder der Einkaufsmanagerindex (EMI) der Industrie in Deutschland deuten darauf hin, dass Unternehmerinnen und Unternehmer zum Jahresende etwas optimistischer in die Zukunft blicken. Auch private Haushalte scheinen im Zuge der rückläufigen Inflationsraten und wieder steigender Realeinkommen etwas optimistischer, was sich im GfK-Konsumklima in einer gestiegenen Anschaffungsneigung und rückläufigen Sparabsichten – wenn auch ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – niederschlägt. Dennoch bleiben die Risiken bezüglich der erwarteten wirtschaftlichen Erholung angesichts der weltwirtschaftlichen Schwächephase, der anhaltenden geopolitischen Krisen und damit möglicherweise einhergehenden Rohstoffpreisausschlägen hoch. Auch die sich aus dem Urteil des BVerfG vom 15.11.2023 zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 ergebenden fiskalischen Implikationen und die Unsicherheiten über die Ausgestaltung der öffentlichen Haushalte stellen eine Belastung für die wirtschaftlichen Perspektiven dar.

Weltwirtschaft tritt weiter auf der Stelle

Die Schwächephase der weltweiten Industriekonjunktur hält an. Vor dem Hintergrund der ungünstigeren Finanzierungsbedingungen und einer schwachen weltweiten Nachfrage hat die Industrieproduktion im September gegenüber dem Vormonat mit +0,2 % nur geringfügig expandiert. Die globalen Einkaufsmanagerindizes lagen im November in vielen wichtigen deutschen Absatzmärkten unterhalb der Wachstumsschwelle (z. B. im Euroraum und in Osteuropa). Der Stimmungsindikator von S&P Global ist im November leicht gestiegen und liegt mit 50,4 Punkten nur wieder knapp über der Wachstumsschwelle. Die Stimmung verbesserte sich zuletzt sowohl im Verarbeitenden Gewerbe (von 48,8 auf 49,3 Punkte) als auch bei den Dienstleistern (von 50,4 auf 50,6 Zähler). Insgesamt bleiben die weltwirtschaftlichen Wachstumsaussichten aber verhalten.

Der Welthandel legte im September gegenüber dem Vormonat zwar leicht zu (+0,7 %), der RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist im Berichtsmonat Oktober (saisonbereinigt) aber wieder etwas gefallen (von 125,5 auf 125,0 Punkte). Während der Containerumschlag in chinesischen Häfen stützte, ging der Nordrange-Index für europäische Häfen etwas zurück. Darüber hinaus weist der Kiel Trade Indikator für den Berichtsmonat November aktuell auf einen weiteren Rückgang des Welthandels von -0,9 % hin. Seitens der Weltwirtschaft sind damit für den deutschen Außenhandel kurzfristig kaum Impulse zu erwarten.

Auch für den weiteren Verlauf erwarten internationale Organisationen nur eine verhaltene Erholung. Sowohl für das laufende Jahr als auch für das Jahr 2024 rechnet die OECD in ihrer November-Prognose nur noch mit einem Anstieg des realen Welthandels um +1,1 % bzw. +2,7 %. Auch für das Welt-BIP werden unterdurchschnittliche Expansionsraten erwartet (2023: +2,9 % 2024: +2,7 %), nicht zuletzt wegen der sich abschwächenden Entwicklung in den USA (2023: +2,4 %, 2024: +1,5 %) und in China (2023: +5,2 %, 2024: +4,7 %). Im Euroraum dürfte es laut OECD-Prognose nach einem schwachen Jahr 2023 (+0,6 %) bei weiter rückläufiger Inflation, steigenden Realeinkommen und einer Stabilisierung der Industriekonjunktur wieder etwas bergauf gehen (2024: +0,9 %).

Exporterwartungen hellen sich etwas auf, Welthandel aber weiter schwach

Im Oktober haben die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um +0,8 % zugenommen, nachdem sie im September nahezu stagnierten (-0,2 %). Zu Beginn des vierten Quartals lagen sie damit um +1,0 % über dem Durchschnitt des dritten Quartals. Die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen gingen um -0,4 % gegenüber dem Vormonat zurück und lagen im Oktober gegenüber dem dritten Quartal mit 0,4 % leicht im Minus.

Die Außenhandelspreise sind nach wie vor stark von den hohen Preissteigerungen im Vorjahr für Energieimporte, insbesondere für Erdgas, infolge des Krieges in der Ukraine beeinflusst. Während die Einfuhrpreise gegenüber Oktober 2022 mit -13,0 % merklich zurückgingen, nahmen sie gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt erneut etwas zu (+0,4 %). Die Ausfuhrpreise stagnierten im Vormonatsvergleich, sodass sich die Terms of Trade mit -0,4 % gegenüber dem Vormonat verschlechterten. In realer Betrachtung dürfte der Rückgang der Importe damit etwas stärker ausgefallen sein.

Infolge der rückläufigen Importe bei steigenden Exporten ist der monatliche Handelsbilanzüberschuss von 15,4 Mrd. Euro im September auf 17,3 Mrd. Euro im Oktober gestiegen.

Von den Frühindikatoren kommen weiterhin kaum positive Indikationen für die Exportentwicklung. Die ifo Exporterwartungen haben sich im November zwar weiter aufgehellt (von -6,3 auf -3,8 Punkte), der Saldo liegt aber seit Juni im Minus. Nach wie vor rechnen also mehr Unternehmen mit einer Verschlechterung des Exportgeschäfts als mit einer Verbesserung. Die Schiffsbewegungsdaten des Kiel Trade Indikators deuten für den Berichtsmonat November darauf hin, dass die realen deutschen Exporte verhalten zunehmen könnten (+0,7 %). Zum Jahresende dürfte der Außenhandel nach wie vor in der Schwächephase verharren. Eine spürbare Belebung des Außenhandels in den kommenden Monaten ist derzeit in den Indikatoren nicht erkennbar.

Rückläufiger Trend der Industrieproduktion setzt sich fort

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,4 % gefallen, womit sich der seit Frühjahr zu beobachtende rückläufige Trend weiter fortsetzt. Die Herstellung in der Industrie verringerte sich im Oktober um 0,5 % und im Baugewerbe um 2,2 %. Der Bereich Energie hingegen meldete zuletzt ein kräftiges Plus von 7,1 %, nach Abnahmen in den beiden Monaten zuvor.

In den einzelnen Wirtschaftszweigen der Industrie waren im Oktober unterschiedliche Entwicklungen zu verzeichnen: Während der gewichtige Bereich Kfz und Kfz-Teile einen Anstieg seiner Ausbringung um 0,7 % meldete, kam es in den bedeutsamen Bereichen Maschinenbau (-6,3 %) und elektrische Ausrüstungen (-3,1 %) zu Rückgängen. Auch in den energieintensiven Bereichen der chemischen Erzeugnisse (-2,0 %), Metallerzeugnisse (-1,2 %) und Glas, Glaswaren und Keramik (-0,6 %) ging die Ausbringung zurück. Bei den energieintensiven Industriezweigen zusammen ergab sich damit im Oktober eine Abnahme um 1,4 %. Zulegen konnten dagegen pharmazeutische Erzeugnisse (+0,9 %) sowie Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse (+1,2 %).

Bei dem Rückgang der Produktion in der Industrie im Oktober dürften Brücken- und Ferientage eine gewisse Rolle gespielt haben, aber auch ohne diese Sondereffekte zeigt sich eine schwache konjunkturelle Lage. So kam es im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich zu einem Minus von 1,6 %. Die jüngsten Auftragseingänge zeigen noch keine nachhaltige Trendwende an, aber aktuelle Stimmungsindikatoren deuten auf eine Bodenbildung hin, die eine Stabilisierung der Industriekonjunktur erwarten lässt.

Leichte Aufhellung beim privaten Verbrauch

dem Vormonat um 1,1 % gestiegen, nachdem sie in den vier vorangegangenen Monaten abwärtsgerichtet waren. Im Vergleich zum Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel im Oktober ein reales Umsatzminus von 0,1 %, vor allem aufgrund der hohen Preissteigerungen. Der Handel mit Lebensmitteln ging im Oktober im Vergleich zum Vormonat real um 1,3 % zurück (-1,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat). Vor allem aufgrund der starken Verteuerung von Lebensmitteln sind in dieser Sparte des Einzelhandels seit gut zwei Jahren im Vorjahresvergleich überwiegend Umsatzrückgänge zu verzeichnen, die sich zuletzt aber teilweise verringert haben. Nach wie vor sind Nahrungsmittel ein starker Treiber der Verbraucherpreise, auch wenn sich ihr Preisauftrieb gegenüber dem Vorjahresmonat weiter abgeschwächt hat (November: +5,5 %, Oktober: +6,1 %). Der Umsatz im Internet- und Versandhandel erhöhte sich im September um +2,9 % (-1,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat).

Die Neuzulassungen von Pkw durch Privatpersonen sind im November um 3,2 % zurückgegangen, nachdem sie im Vormonat noch deutlich gestiegen waren (+9,1 %). Bei den Pkw-Neuzulassungen insgesamt war der Rückgang im November mit -1,6 % und der Anstieg im Oktober mit 1,1 % etwas schwächer. Ein Grund für diese volatile Entwicklung dürfte vor allem ein Vorzieheffekt im Zusammenhang mit dem Auslaufen der „Umweltprämie“ für gewerbliche Zulassungen Ende August gewesen sein. So sind die Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen seit September rückläufig. Im November verringerten sie sich zum dritten Mal (September: -27,2 %, Oktober: -2,8 %, November: -0,7 %).

Die Frühindikatoren für die weitere Entwicklung des privaten Konsums sendeten zuletzt eher verhaltene Signale. Laut Prognose der GfK wird sich das Konsumklima im Dezember minimal verbessern (+0,5 Punkte), nachdem es sich in den drei vorangegangenen Monaten leicht verschlechtert hatte. Aufgrund einer spürbaren Erholungsphase im Winterhalbjahr 2022/2023 übertrifft das Konsumklima sein Niveau vom November 2022 noch deutlich. Die ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel blieben im November unverändert und liegen weiterhin im negativen Bereich und lt. Umfragen erwartet der Einzelhandel ein schwaches Weihnachtsgeschäft. Die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich hingegen aufgehellt. Insgesamt sprechen die Frühindikatoren am aktuellen Rand für eine weiterhin verhaltene Entwicklung der privaten Konsumausgaben. Bei steigenden Löhnen und rückläufigen Inflationsraten dürfte aber mit einer Stabilisierung des privaten Verbrauchs in den kommenden Monaten zu rechnen sein.

Inflation geht weiter zurück

Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) belief sich im November auf 3,2 %. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021, was vor allem auf einen Basiseffekt im Zuge sehr hoher Energiepreise im Vorjahr zurückzuführen ist. Im Oktober hatte die Rate noch bei 3,8 % gelegen. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) lag im November bei 3,8 % (Oktober: +4,3 %) und damit erneut höher als die Inflationsrate. Nahrungsmittel verteuerten sich im November gegenüber dem Vorjahresmonat erneut überproportional (+5,5 %), allerdings ließ der Preisauftrieb hier ebenfalls weiter nach (Oktober: +6,1 %). Zum zweiten Mal seit Januar 2021 ist ein Rückgang der Energiepreise gegenüber dem Vorjahresmonat zu konstatieren (-4,5 %; Oktober: -3,2 %). Maßgeblich hierfür ist vor allem ein Basiseffekt aufgrund des hohen Energiepreisniveaus im Vorjahr. Im Bereich der Dienstleistungen hat sich der Preisauftrieb mit +3,4 % weiter etwas abgeschwächt (Oktober: +3,9 %).

An den Spotmärkten steigen die Preise für Erdgas seit Mitte Juli tendenziell wieder an. Aktuell liegt der TTF Base Load mit rd. 43 Euro/MWh aber noch 68 % unter dem Niveau vom November 2022. Gegenüber dem Vormonat ist ein Rückgang von rd. 15 % zu verzeichnen. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen bei etwa 50 Euro/MWh bleiben werden. Erst 2027 dürften sie sich gemäß der Future-Preise beim Vorkrisenniveau einpendeln.

Auch auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen ist weiter eine nachlassende Preisdynamik zu beobachten. Die Erzeugerpreise sind im Oktober 2023 um 11,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Im September hatte die Rate bei -14,7 % gelegen, dem stärksten Rückgang der Erzeugerpreise seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Vergleich zum Vormonat nahmen die Erzeugerpreise im Oktober um 0,1 % ab. Die Einfuhrpreise gingen im Oktober mit 13,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat kräftig zurück (+0,3 % gegenüber dem Vormonat). Die Verkaufspreise im Großhandel sind im November im Vorjahresvergleich um 3,6 % gefallen. Ausschlaggebend für den aktuellen Rückgang ist auch auf dieser Preisebene in erster Linie ein Basiseffekt aufgrund der hohen Preisanstiege im Vorjahr. Im Vergleich zum Vormonat kam es zu einer leichten Abnahme (-0,2 %).

Für die nächsten Monate ist infolge der preisdämpfenden Maßnahmen im Vorjahr, insbesondere den „Dezember-Abschlag“ für Gas und Fernwärme im Dezember 2022 und der Energiepreisbremsen 2023, mit einem temporären, „basis-bedingten“ Anstieg der Inflation zu rechnen. Gleichzeitig ist der Anteil an Firmen, die Preiserhöhungen planen, gemäß ifo Umfragen zuletzt wieder leicht gestiegen. Dieser Anstieg geht allerdings vor allem auf unternehmensnahe Dienstleister und den Großhandel zurück, bei konsumnahen Branchen gingen die Preiserwartungen dagegen weiter zurück. Die Energiepreise liegen auf moderatem Niveau. Die geldpolitische Straffung wirkt weiter dämpfend auf die Nachfrageseite.

Die schwache Entwicklung am Arbeitsmarkt hält an

Die derzeitige konjunkturelle Flaute spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider. Die Arbeitslosigkeit in Ursprungszahlen blieb gegenüber dem Vormonat praktisch unverändert. Saisonbereinigt (sb) bedeutet das einen Anstieg um 22.000 Personen. Die Erwerbstätigkeit legte im Oktober gegenüber Vormonat etwas zu (sb +15.000 Personen). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat sich im September gegenüber dem Vormonat kaum verändert (sb +5.000). Die Kurzarbeit erhöhte sich im September zwar geringfügig, die Anzeigen für November waren aber wieder leicht rückläufig. Frühindikatoren weisen auf eine insgesamt noch schwache Beschäftigungsdynamik hin. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat laut ifo- Beschäftigungsbarometer leicht abgenommen, Unternehmen zögern bei Neueinstellungen. In der Industrie ist das Barometer aber wieder gestiegen, nach zuletzt sieben Rückgängen in Folge. Das IAB- Arbeitsmarktbarometer liegt für die Arbeitslosigkeit im negativen Bereich. Die Beschäftigungsaussichten verschlechterten sich zwar ebenfalls leicht, blieben aber weiterhin positiv. Die Zahl der offenen Stellen lag laut IAB im dritten Quartal mit 1,7 Mio. unverändert hoch. Die wirtschaftliche Schwächephase dürfte im Winter anhalten, eine Besserung ist frühestens im Frühjahr zu erwarten, wenn die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt.

Anstieg der Unternehmensinsolvenzen vorerst gestoppt

Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen lag im September nach endgültigen Ergebnissen gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert bei 1.557 (+0,1 %). Verglichen mit dem Vorjahresmonat ergibt sich ein Anstieg von 26,7 %, nachdem dieser von Juni bis August stets über 35 % betragen hatte. Nach wie vor liegen die Unternehmensinsolvenzen mit -4,4 % leicht unter dem Vor-Corona-Mittelwert (2016-2019). Bezogen auf die ersten neun Monate gab es in 2023 24,7 % mehr Unternehmensinsolvenzverfahren als im Vorjahreszeitraum. Seit Juni/Juli ist eine Stabilisierung – aber keine grundsätzliche Entspannung – zu erkennen, der trendmäßige Anstieg der Insolvenzzahlen seit Mitte 2022 scheint vorerst gestoppt. Auf hohem Niveau bleibt die Zahl der von einer Insolvenz betroffenen Beschäftigten, die im September rd. 91 % über dem Vorjahresmonat und immer noch 67 % über dem September-Mittelwert der Vor-Corona-Jahre 2016-2019 lag. Bei den voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen betragen die Anstiege rd. 120 % (Vorjahresmonat 2022) bzw. rd. 39 % (September-Mittelwert 2016-2019). Die Zahlen zeigen, dass aktuell größere Unternehmen stärker von Insolvenzen betroffen sind.

Der Frühindikator IWH-Insolvenztrend zeigt für November einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um 5,8 % ggü. dem Vormonat Oktober. Im Vorjahresvergleich ist ein Anstieg um 20,9 % zu verzeichnen (Oktober: +43,6 %). Laut IWH ist der Rückgang überraschend. Als Grund wird genannt, dass ein ungewöhnlich niedriger Anteil der vorläufigen gerichtlichen Insolvenzentscheidungen der letzten Monate zu tatsächlichen Insolvenzen geführt hat. Allerdings stelle diese Entwicklung nicht das Ende der höheren Insolvenzzahlen dar. Auch die vorläufigen Zahlen der beantragten Regelinsolvenzen, die ebenfalls einen Frühindikator darstellen, sind im November gefallen – um 1,8 %. Ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen zum Jahresende, der sich in den Oktober-Zahlen angedeutet hatte, hat sich somit noch nicht bestätigt.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz