ifo Bildungsbarometer 2022 - 1. September 2022

Deutsche befürworten Weiterbildung, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten

ifo Institut, Pressemitteilung vom 31.08.2022

Sehen sich die Deutschen eher auf der Gewinner- oder der Verliererseite des Strukturwandels? Wie schätzen sie den Bedarf an Weiterbildung in ihrem Beruf ein? Was halten die Deutschen von einem Rechtsanspruch auf Weiterbildung? Und sind sie für verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen? Diese und weitere Fragen untersucht das ifo Bildungsbarometer 2022.

Einige Befunde des ifo Bildungsbarometers 2022

Über die Hälfte der Deutschen (54 %) meinen, dass es durch den Strukturwandel mehr Verliererinnen als Gewinnerinnen gibt. Allerdings sehen sich lediglich 27 % selbst auf der Verliererseite des Strukturwandels. Entsprechend sehen 62 % der Deutschen einen steigenden Bedarf an beruflicher Weiterbildung für alle Arbeitnehmerinnen, jedoch nur 48 % für Personen im eigenen Beruf. In Bezug auf die eigene Weiterbildungsperspektive sind die Einschätzungen der Deutschen sowohl bei den von den Arbeitgeberinnen gebotenen Möglichkeiten als auch bei den empfundenen Notwendigkeiten sehr gespalten.

Knapp drei Viertel der Deutschen (72 %) halten berufliche Weiterbildungen für gute Maßnahmen, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten. Die Entscheidung darüber, welche Weiterbildungen absolviert werden, sollte nach Ansicht der Befragten vor allem durch die Arbeitnehmerinnen selbst getroffen werden, während die Kosten sowohl bei spezifischen als auch bei allgemeinen Weiterbildungen vor allem durch die Arbeitgeberinnen übernommen werden sollten. Deutliche Zustimmung zeigt sich für die staatliche Förderung von Betrieben, die Weiterbildungen ermöglichen, sowie für Ausbildungsprämien und Weiterbildungsstipendien. Verschiedene Reformvorschläge bezüglich des Weiterbildungssystems treffen auf klaren Zuspruch: Gut drei Viertel der Deutschen (77 %) sind für einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung aus einem Katalog von Angeboten, den die Unternehmen vorlegen. Ebenfalls etwa drei Viertel (76 %) sind dafür, ein Weiterbildungssystem mit einheitlichen Zertifikaten und vergleichbaren Abschlussprüfungen ähnlich wie im Ausbildungssystem einzuführen. 63 % sprechen sich für verpflichtende jährliche Weiterbildungen in Berufen aus, die vom Strukturwandel besonders betroffen sind. Auch eine Ausweitung von staatlichen Informationskampagnen wie dem Versand von Informationsbroschüren zum Thema Weiterbildung ist sehr erwünscht (64 %).

Digitale Kompetenzen werden von einer relativen Mehrheit für die wichtigste Fähigkeit gehalten, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten. Im Einklang damit wird auch im Schulbereich die Vermittlung von digitalen Grundfähigkeiten an Grund- und weiterführenden Schulen mehrheitlich befürwortet. Insgesamt unterstützen die Deutschen zahlreiche Maßnahmen, die darauf abzielen, dem Strukturwandel und dem Fachkräftemangel durch umfangreichere Weiterbildung zu begegnen. (…)

Quelle: ifo Institut