In welchem Beruf hat man mit beinahe allen Lebensbereichen seiner Kunden zu tun, ist sowohl persönlicher als auch Unternehmensberater, Helfer in der Not und Gestalter? In der Steuerberatung. Doch offenbar wissen das nicht viele. Da es an geeignetem Nachwuchs mangelt, wird es Zeit, die Zunft vor allem bei der Jugend bekannter zu machen und das Image etwas aufzupolieren.
Über den Fachkräftemangel in unterschiedlichen Branchen liest und hört man regelmäßig. Gerade in der Steuerberatung sind die Zahlen alarmierend. Das bekommen Sie in der täglichen Praxis am eigenen Leib zu spüren. Es fehlt an geeigneten Auszubildenden und an Fachpersonal. Weder scheint der Mangel in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu sein, noch rennen Schulabgänger den Kanzleien die Türen ein.
Weder Baby Schimmerlos noch Liebling Kreuzberg
Woran liegt es, dass die steuerberatenden und die dazugehörigen Lehrberufe nicht sehr viel Zulauf erfahren? Das Steuerfach gilt gemeinhin als staubtrocken und steht daher bei Berufsanfängern nicht auf Platz eins der Jobwunschliste. Sind Schulabgänger auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle im Büro, sind die Medien-, Immobilien-, Banken- und Tourismusbranche beliebt. Darunter können sich auch alle etwas vorstellen. Nahezu jeder ist in Online-Portalen aktiv, liest Illustrierte, kennt Mietverträge, hat schon mal ein Konto eröffnet oder eine Reise gebucht.
Aber mit Steuern verbinden die meisten zunächst nur Zahlen, komplizierte Vorgänge und Formulare, Behördenmief, unangenehme, aber unvermeidliche Pflichten, von deren Ausgang man sich meistens mehr verspricht, als man schlussendlich zurückbekommt. Zudem sind die Berührungspunkte zu Steuerberatern bei Jugendlichen eher die Ausnahme.
Berufsbilder werden häufig auch durch Film und Fernsehen bekannt. Dort wimmelt es von Anwälten, Ärzten oder Journalisten. Sympathieträger sind Anwalt Robert Liebling aus Kreuzberg und selbst der Klatschreporter Baby Schimmerlos aus Kir Royal. Aber Steuerberater sind bisher keine Helden der Bildschirme. Bedauerlich, denn Sie wissen am besten, wie vielseitig, knifflig und geschäftig die Steuerberatung ist und dass sie vor allem alle Lebensbereiche berührt. Sie ist komplexe Materie und bedeutet oftmals Argumentation und Reibung zwischen besonders engagierten Partnern. Häufig ist es ein Drahtseilakt oder eine Rettungsaktion, immer aber eine Operation am offenen Herzen – den Geschäftsbüchern. Ein attraktives Arbeitsumfeld, in dem die Beratung der Mandanten im Vordergrund steht. Aber das Bild der Ärmelschoner und Zahlenschubser spukt landläufig in den Köpfen. Dabei ist man in kaum einem anderen Beruf näher am Menschen mit seinen Sorgen und Nöten und kann so viel für ihn gestalten, ist aufmerksamer Zuhörer und Unternehmensberater. Natürlich reden wir hier nicht über einen ausschließlich selbstlosen karitativen Job, sondern hier verdient es sich auch ganz gut.
Zudem bietet die Branche gute Perspektiven und ist krisensicher. Leider weiß von diesem spannenden Wirkungsfeld nur die Berufsgemeinschaft, die händeringend nach geeignetem Nachwuchs sucht. Daher müssen wir den Spieß umdrehen. Wenn nicht ausreichend viele kompetente und engagierte Bewerber den Stellenangeboten der Kanzleien folgen, müssen wir – die Berater selbst und ihre Vertreter – aktiv in die Öffentlichkeit gehen und für die Zunft werben.
Was passiert, wenn wir jetzt nicht aktiv handeln?
Beinahe ein Viertel der Berufsträger ist über 60 Jahre alt. Sowohl die Zahl der Prüfungskandidaten als auch die der erfolgreichen Absolventen der Steuerberaterprüfung sind in den vergangenen Jahren rückläufig. Man muss kein Hellseher sein, um die Entwicklung für die nächsten 20 Jahre zu prognostizieren. Die Zahlen der nicht zu besetzenden Ausbildungs- und Fachkräftestellen in den Kanzleien sind ebenfalls alarmierend. Das heißt in Konsequenz, dass wir die Steuerberatung mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken und mit dem weitverbreiteten Vorurteil des mausgrauen Images aufräumen müssen. Wir sollten für den Berufsstand dort werben, wo junge Menschen die Weichen für ihr Leben stellen – in Schulen, Berufsschulen, an Unis, auf Berufsmessen –, und somit frühzeitig Einblick in ein vielseitiges und forderndes berufliches Umfeld gewähren. Praktika sind häufig der erste Schritt ins Erwerbsleben.
Genossenschaftlicher Gedanke
Für Ihre Genossenschaft ist es selbstverständlich, Sie und den Berufsstand aktiv bei diesem Vorhaben zu begleiten. Daher starten wir Anfang Mai unter anderem mit unserer Kampagne „Rock Deine Zukunft“. Wir gehen seit einiger Zeit mit Veranstaltungen und Vorträgen für Studierende an Universitäten. Der DATEV-Führerschein mit bisher über 500 erfolgreichen Absolventen an 30 Hochschulen zeigt bereits jetzt das große Interesse bei künftigen Berufskollegen. Zudem wollen wir Sie noch mehr im Kanzleimarketing und Personalmanagement unterstützen. Dabei wollen wir nicht ein allgemeingültiges Konzept über alle Kanzleien stülpen, sondern jede soll ausreichend Rüstzeug an die Hand bekommen, um den eigenen individuellen Weg zu beschreiten.
Jeder Einzelne kann der Botschafter für den eigenen Berufsstand sein und somit helfen, ihn bekannter zu machen. Wenn Sie aktiv werden, gewinnen Sie die besten Köpfe für die Steuerberatung. Stellen Sie sich mit Ihrer Kanzlei als attraktiver Arbeitgeber auf und tragen Sie das auch nach außen. Wichtig ist es, junge Menschen auszubilden, einmal gewonnene Mitarbeiter zu fördern und zu binden sowie Praktika anzubieten. Jeder von Ihnen kann seinen Teil dazu beitragen, dass Jugendliche künftig die Steuerberatung als eine spannende und herausfordernde Tätigkeit wahrnehmen und als Berufswahl in Betracht ziehen.
Und wir unterstützen Sie dabei. DATEV wird Ihnen – auf Ihre Anforderungen zugeschnitten – das nötige Werkzeug mitgeben und jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Lassen Sie uns diese Aufgabe gemeinsam angehen und bewältigen.
Mehr DAZU
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Lesen Sie mehr über die Nachwuchs- und Mitarbeitergewinnung in der Steuerberatung in der Titelstrecke der kommenden Ausgabe des DATEV magazins. Hier wird auch die Kampagne „Rock Deine Zukunft“, mit der DATEV im Mai startet, vorgestellt.