Lehrerzimmer@DATEV - 18. Dezember 2018

Premiere gelungen

Was bedeutet eigentlich die Digitalisierung in der Steuerberatung für die Ausbildung von Steuerfachangestellten? Manche Lehrer sind ja der Meinung, dass kein anderer Beruf so tiefgreifend von den Veränderungen der Digitalisierung betroffen ist. Diesen Tenor hörte man auf der ersten Veranstaltung Lehrerzimmer@DATEV am 03. und 04. Dezember 2018 in Nürnberg. Doch worüber diskutieren die geladenen Lehrkräfte,…

Wenn ich auf die zwei Tage im DATEV IT-Campus zurückblicke und sowohl die mündlichen als auch schriftlichen Rückmeldungen der Lehrerinnen und Lehrer wirken lasse, komme ich zu dem Schluss: Ja, die Premiere von Lehrerzimmer@DATEV mit ihren 140 Teilnehmern war ein Erfolg.

Sag´ nicht Klassenzimmer

Die Veranstaltung war so neu, dass wir bei DATEV in der Planungsphase mit der Bezeichnung Lehrerzimmer@DATEV nicht ganz sattelfest waren. Und so ertappten wir uns immer wieder dabei, Klassenzimmer statt Lehrerzimmer zu sagen. Trotzdem war jedem Sinn und Zweck der Veranstaltung klar: engagierte Lehrkräfte von Berufsschulen miteinander sowie mit Vertretern der Bundessteuerberaterkammer und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von DATEV ins Gespräch zu bringen. Der Fokus: Trends und Entwicklungen im steuerberatenden Berufsstand sowie deren Folgen für die schulische Ausbildung von Steuerfachangestellten. Wenn man die Diskussionen nach den Vorträgen, in den Pausen und das gleichmäßige Gemurmel während der Vorträge verfolgte, zeigte sich: Der Wunsch nach einem Austausch dieser Art ist dringend.

Digitalisierung all überall und wo bleibt die Lehre?

Vielleicht mögen einige den Begriff nicht mehr hören, aber Digitalisierung ist im Berufsfeld Steuerberatung nach wie vor ein heißes Thema, wie Stefan Meisel, Leiter des Außendienstes von DATEV, in seinem Eröffnungsvortrag „Digitale Ökonomie – Chancen und Herausforderungen“ darstellte. Der Wettbewerb in der Branche steigt, z. B. durch Start-Ups, Apps und Plattformen, die schon heute eine digitale Buchführung ermöglichen. Hinzu kommen Anforderungen von Mandanten aus den Generationen Y und Z, für die digitale Lösungen einen weitaus höheren Stellenwert einnehmen als in den Kundengenerationen davor. Zudem bietet die Digitalisierung von Geschäftsmodellen den Kanzleien Potenziale Routinetätigkeiten zu reduzieren, was mehr Zeit für die persönliche Beratung und Betreuung der Mandanten lässt. Der nächste Schritt – auch hin zu mehr Effizienz seitens der Steuerberater – ist die vollautomatisierte Finanzbuchhaltung. Künstliche Intelligenz wird also einen großen Teil der bisherigen Tätigkeiten von Sachbearbeitern oder Steuerfachangestellten übernehmen. Veränderung tut also not.

Berufsbild dringend weiterentwickeln

Das Berufsbild muss sich daher transformieren, was sich wiederum auf die schulische Ausbildung auswirkt. Doch wer muss daran eigentlich mitarbeiten? Im Grunde alle Beteiligten: die Schulen, die Ausbildungsbetriebe und auch die (Berufs-)Politik. Letztere ist gefragt, die entsprechende Bedingungen zu schaffen – in Form von modernisierten Lehrplänen und Ausbildungsordnungen und natürlich auch in Form von zeitgemäßer Infrastruktur an den beruflichen Schulen. Solange es nämlich an angemessen ausgestatteten Computerräumen und einer schnellen Internetverbindung mangelt, kann keine Bildungseinrichtung den Berufsalltag einer modernen Kanzlei im Unterricht abbilden – selbst, wenn es einige so gut wie möglich versuchen. „Nur, wenn die technische Infrastruktur reibungslos läuft, bin ich als Lehrer bereit, Kreide und Tafel gegen digitale Lösungen zu tauschen“, wie Tobias Dickopf vom Max-Weber-Berufskolleg Düsseldorf, auch zum Thema bemerkte. Erste Schritte in diese Richtungen sind bereits getan: Dagmar Winzier vom Bundesinstitut für Berufsbildung sowie Carsten Fischer, Mitglied des Präsidiums der BStBK, führten in Ihrem Vortrag den Stand des Neuordnungsverfahrens aus. Der Fahrplan sieht momentan eine Anpassung des Rahmenlehrplans bis Ende 2020 und eine Anpassung der Ausbildungsordnung bis August 2021 vor.

Aaah, so macht ihr das – voneinander lernen

Ein ganz wichtiger Bestandteil von Lehrerzimmer@DATEV sind die Praxisberichte über einzelne Schulen und deren DATEV-Einsatz. Dabei zeigte sich, wie kreativ die Lehrkräfte mit den bestehenden technischen und organisatorischen Hürden und den DATEV-Lehrmaterialien umgehen, um den Schülerinnen und Schülern eine moderne, praxisnahe Ausbildung zu ermöglichen. Sei das die Einführung ins Rechnungswesen mit DATEV in Hamburg-Eimsbüttel an der Beruflichen Schule für Wirtschaft, bei dem eigens produzierte Hefte mit Belegen an die Azubis ausgegeben werden, die in die Lernfelder integrierten Lohn-Praxistage am Kuniberg Berufskolleg, oder das Einkommensteuer-Projekt am BSZ1 Leipzig, bei dem LEXinform zur praxisnahen Recherche intensiv mit eingebunden ist, was nicht selbstverständlich ist.

Das Berufskolleg Neuss wiederum hat die der FIBU-Praxistage seit vielen Jahren etabliert und unterrichtet heute auch digitales Buchen.

Eine besondere Idee kommt von der Städtischen Berufsschule für Steuern München, die mit einem eigens konzipierten Workshop gemeinsam mit der Steuerberaterkammer München und DATEV Werbung für den Beruf des Steuerfachangestellten macht.

Fazit

Man sieht: Alle beteiligten Parteien sind sich der Folgen der Digitalisierung auf die berufliche Ausbildung bewusst und alle haben das Bedürfnis, dass man sich an einen Tisch setzen muss, um den Herausforderungen von morgen gerecht zu werden und den Beruf des Steuerfachangestellten zukunftsfähig zu machen. Das gegenseitige Interesse am Einsatz von DATEV und den Voraussetzungen an den unterschiedlichen Bildungseinrichtungen ist spürbar groß. Wir sind gespannt, welche Fortschritte beim nächsten Lehrerzimmer@DATEV schon erzielt worden sind. Bis dahin befassen wir uns auch mit Ihren Anregungen um die Veranstaltung weiterzuentwickeln.

P.S.: Wer immer auf dem Laufenden bleibenden will, was wir vom Team der Bildungspartnerschaften so treiben, der darf uns gerne auf Twitter unter @DATEV_Bildung oder regelmäßig unsere Kundenzeitschrift BILDUNGSforum lesen  🙂

Zum Autor

Marco Ettinger

Marco Ettinger hat Germanistik in Bamberg studiert und dafür noch ein Diplom bekommen. Seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der FernUni Hagen hat er mit Überzeugung abgebrochen.
Die Unternehmenskommunikation fand er schon im Studium spannend, deshalb freut er sich seit 2011 das Team der DATEV-Bildungspartnerschaft in diesem Bereich unterstützen zu können.
Privat versucht er lesend, schreibend, Grüntee trinkend und bald Windeln wechselnd die Welt zu ergründen. Um dabei nicht den Kopf zu verlieren, macht er eine Ausbildung zum Qigong-Lehrer und träumt von einem eigenen Teehaus im eigenen Zen-Garten.

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