Das erste Foto entstand 1826 – nach einer Belichtungszeit von acht Stunden. Mit der Digitalisierung hat sich das Imaging rasant weiterentwickelt. Doch ein verändertes Marktumfeld sowie gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformationen fordern den Channel heraus.

„Die nächsten 15 Minuten nicht bewegen und bitte lächeln!“ Das war wohl die An­sage der ersten Fotografen im 19. Jahrhundert, und die Models mussten stillstehen, damit das Foto auch ja nicht verwackelt. Heutzutage heißt es „Cheeeese“ und innerhalb von Millisekunden entsteht das Bild, sofort auf dem Display sichtbar und automatisch ­optimiert, falls sich doch jemand bewegt haben sollte.

Imaging gehört in seinen unterschied­lichen Ausführungen inzwischen zum ­alltäglichen Leben, ob als Routenplaner, Smartphones, Wearables, Fernseher sowie Touchdisplays. Ebenso vielfältig sind auch die Anwendungsbereiche dafür, wie im ­Gesundheitswesen, Sicherheits- und Überwachungssektor sowie in der Automobilindustrie. Aber auch die Kommunikation wird derzeit von Bildern bestimmt. Denn es werden nicht nur schöne Momente per Messenger oder in sozialen Medien geteilt, sondern anstatt eines Textes wird häufig ein GIF verschickt.

Blütezeit der Fotografie

Laut Photoindustrie-Verband (PIV) werden weltweit pro Jahr 1,4 Billionen Fotos auf­genommen. „Wir erleben gerade eine absolute Blütezeit der Fotografie“, sagt Kai Hillebrandt, Vorsitzender des PIV. „Noch nie wurden mehr Fotos gemacht, noch nie ­waren mehr Menschen Fotograf und noch nie haben sich mehr Menschen darüber Gedanken gemacht, wie sie Fotos besser ­inszenieren können, als heute.“

Die Aussage steht scheinbar im Widerspruch zu den Marktzahlen, die seit Jahren ein Minus bei Kameras ausweisen. Für 2019 meldete der PIV für den Gesamtmarkt in Deutschland einen Rückgang um sechs Prozent auf 871 Millionen Euro. Die Zahl verkaufter Kameras hat sich seit 2015 fast halbiert. Wie lässt sich der Widerspruch erklären? Mit der Einführung des Smartphones! Letztlich hat das Mobiltelefon die Kamera überholt, und die Vorteile liegen auf der Hand: Es ist immer dabei, und man muss kein zusätzliches Gerät zum Fotografieren mitnehmen. Zudem ermöglicht die hohe ­Rechenleistung moderner Smartphones, schnell und einfach Panorama- oder HDR-Bilder zu schießen. Das sind Funktionen, die vor allem güns­tige Kompaktkameras nicht bieten.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im ­Fotografieverhalten wider. Einer Studie von Forsa zufolge machen 92 Prozent der Befragten ihre Bilder mit dem Smartphone. Allerdings nutzen auch 63 Prozent eine ­Kamera. Den Unterschied macht der Anlass. Die Familie, der Alltag oder lustige Dinge werden mit dem ­Mobiltelefon festgehalten. Bei Feierlichkeiten sowie für Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten, Naturszenen und Landschaften greift man dagegen zur Kamera. Letztlich lösen diese Änderungen der Gewohnheiten einen Wandel im Digital-Imaging-Markt aus. Die Hersteller, Reseller und Distributoren ­suchen sich neue Überlebensstrategien, um bestehen zu bleiben.

Die Welt der Kameras

Den Höhepunkt hatte der weltweite Digitalkameramarkt 2010 mit 121 Millionen verkaufter Einheiten. Seitdem geht es bergab. Marktforscher von Global Info Research erwarten, dass das ­Geschäft von 6,4 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 6,1 Milliarden im Jahr 2024 fallen wird. Um dem sinkenden Umsatz entgegenzuwirken, setzen die Hersteller seit einigen Jahren verstärkt auf höherwertige Produkte wie beispielsweise Systemkameras. Darunter versteht man kompakte Kameras, die ohne Spiegel auskommen, aber mit Wechselobjektiven bestückt werden können.

Und das mit Erfolg. Die Zahlen des PIV bestätigen für 2019 bei ­Systemkameras in Deutschland ein Absatzplus von rund fünf Prozent, während Kompaktkameras und digitale Spiegelreflexkameras Absatzrückgänge von je elf Prozent verzeichneten. Weitere Wachstumspotenziale stecken laut PIV in hochwertigen Objektiven sowie in der Bildausgabe. Bei letzterer kurbeln Foto­bücher sowie Wandbilder das Geschäft an. Des Weiteren erleben auch Vollformatkameras mit Wechselobjektiv seit 2015 ­einen Anstieg. Seitdem hat sich der Absatz damit um 63 Prozent erhöht.

Kamera versus Smartphone

Mit dem Fokus auf hochwertige Produkte schafft der Kameramarkt eine Abgrenzung zum Smartphone. Gleichzeitig spezialisieren sich die Hersteller auf professionelle Nutzer. Diesen Trend bestätigt Aron Zindel, Channel Director Distribution DACH in der Information Technology & Communications Group bei Canon Deutschland: „Der Kameramarkt hat sich in den letzten Jahren enorm verändert und konzentriert sich immer mehr auf ambitionierte Fotoenthusiasten und Prosumer und natürlich auf die beruflich Fotografierenden. Zielgruppen, die alle sehr investitionsfreudig aber auch anspruchsvoll sind und sich nicht mit den Qualitätsmaßstäben von Smartphone-Fotografie zufriedengeben kön­nen und wollen.“

Doch auch der Channel reagiert auf den veränderten Markt, wie Judith Öchsner Vertriebsleiterin des Distributors DexxIT berichtet: „Wir starteten vor über 20 Jahren im Fotomarkt. Doch mittlerweile hat er eine andere Gewichtung bei uns als Spezialdistributor als damals. Das geschah nicht plötzlich, sondern dieser Trend hat sich über einige Jahre so entwickelt.“ Allerdings gehen die Kamerahersteller laut Öchsner heute selektiv vor. Nur wenige vertreiben noch über die Distribution.

Film, Drohnen und Sofortbild

Zeitgleich nimmt laut PIV die Relevanz von Video weiter zu. Generell wachsen Menge und Bedarf an Filminhalten nicht zuletzt dank des Internets rasant. Zindel berichtet insbesondere von einer Zunahme der ­Bedeutung von Videos in der Kunden- und Unternehmenskommunikation. Auch hier wird eine hochwertige Ausstattung gebraucht. Außerdem sorgen Drohnen weiterhin für einen Aufschwung im ­Imaging-Geschäft.

Einen weiteren Trend stellt das Interesse der Konsumenten an Sofortbildkameras dar. Hier ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Gerade die jüngere Generation scheint in Teilen wieder das haptische Bild zu schätzen. „Sofortbildkameras erleben seit ein paar Jahren ein erfreuliches Revival“, berichtet Öchsner. Dabei macht die Kamera selbst nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus, vielmehr ­generiert das Verbrauchsmaterial wie Polaroidfilme oder externe Drucker Margen. Der Managerin zufolge sind zudem Drohnen nebst Zubehör ein großes Thema und werden stark nachgefragt.

Fotodrucker bilden ein eigenes Segment im Digital Imaging und je nach Ansprüchen bietet der Markt viele unterschiedliche Produkte für Ama­teure und Profis an. Obwohl das Druckergeschäft nach Studien von IDC ebenfalls einen Rückgang an Stückzahlen verzeichnet, scheint dies für die Anbieter keine Schreckensmeldung zu sein. Schließlich sind die Erlöse teilweise um fünf Prozent gestiegen sind, da mehr höherpreisige Geräte an Businesskunden verkauft werden.

Scanner bleiben bestehen

Wie Drucker weiterhin in Unternehmen ­gefragt sein werden, so sind auch Scanner noch lange kein Auslaufmodell. Dabei ist die Weiterentwicklung bei Flachbett-, Film- und Diascannern für die Bildverarbeitung schon vor mehreren Jahren praktisch zum Stillstand gekommen. Einige Hersteller ­haben sich aus diesen Produktkategorien ­sogar zurückgezogen. Der Siegeszug der Digitalfotografie hat diese ­Geräte für die meisten Endkunden schlicht überflüssig gemacht. Einfachere Flachbettscanner wurden durch die immer günstigeren ­MFPs vom Markt verdrängt. Für die Archivierung von Papierabzügen, Negativen und Dias sind Scanner aber immer noch unverzichtbar. Daher werden sie weiterhin produziert und verkauft. Mit passender Zusatzsoftware lassen sich auch ältere Scanner unter Windows 10 weiterverwenden, auch wenn es vom Hersteller keine passenden Treiber mehr gibt.

Die Bandbreite der Geräte reicht dabei von günstigen Diascannern für unter 100 Euro, die allerdings primär über Retail-Kanäle oder Online-Händler an Endkunden verkauft werden, bis hin zu Profigeräten mit hohen vier- oder gar fünfstelligen Verkaufspreisen. Diese Geräte werden über spezialisierte Fachhändler angeboten und häufig von Scan-Dienstleistern, Agenturen oder institutionellen Kunden wie etwa Museen eingesetzt. Die günstigeren Geräte dieser Kategorie sind durchaus für Endkunden interessant, die umfangreiche Foto- oder Diasammlungen digitalisieren wollen.

Zu den Gerätekategorien zählen semiprofessionelle oder professionelle Flachbettscanner mit Durchlichteinheit sowie reine Dia- oder Filmscanner. Zu den Vorteilen der Flachbettscanner zählt die Möglichkeit, auch Abzüge zu scannen, wenn keine ­Negative mehr vorhanden sind. Bei Dia- oder Filmscannern gibt es im Prinzip zwei Gerätekategorien. Eine ist auf die ­Erfassung einzelner Dias und das Scannen von Filmstreifen spezialisiert. Teuer wird es, wenn die Geräte nicht nur Kleinbild- sondern auch Mittelformatvorlagen verarbeiten sollen. Magazinscanner bieten den Vorteil, dass sich große Diasammlungen schnell digitalisieren lassen. Einige professionelle Filmscanner können für die Stapelverarbeitung von Dias mit ­zusätzlichen Federn nachgerüstet werden.

Bildbearbeitung ist heute eine Muss

Neben den Geräten darf die Software nicht fehlen. Und der Markt für Bildbearbeitung floriert. Laut Statista lag der ­Umsatz mit Bildbearbeitungssoftware vor fünf Jahren bei 1,76 Milliarden Dollar, für 2020 werden 2,17 Milliarden Dollar erwartet. Zur Zielgruppe gehören Grafikdesigner ebenso wie Heimanwender. Dabei stellen die Hersteller unterschiedliche Angebotsmodelle bereit. Ebenso sieht es mit der ­Bedeutung des Channels aus. Das britische Softwareunternehmen Serif vertreibt zum Beispiel überwiegend direkt, wohingegen der kanadische Konzern Corel eigenen Aussagen zufolge „größten Wert auf eine langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Channel legt und bewusst auf Zwangs-Abonnements verzichtet.“

Die Fotografie hat ihren Ursprung als ein analoges Verfahren, bei dem mittels ­optischer Systeme ein Lichtbild auf ein lichtempfindliches Medium projiziert und dort langfristig gespeichert wird. Mit der Entwicklung elektronischer Systeme wurde sie digital und entwickelt sich noch immer weiter. Doch ebendiese Fortschritte der Technologien als auch die Anpassung des Markts an die Bedürfnisse, sorgen ­dafür, dass der Imaging-Markt auch weiterhin besteht. Es bleibt also spannend.

Autor: Ann-Marie Struck

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