Im Zentrum des Begriffs „Datensicherung“ prangt unübersehbar das Adjektiv „sicher“. Und genau das sollen Daten natürlich sein – auch und gerade, wenn man sie einlagert. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Wie lange speichern die verschiedenen Medien eigentlich sicher?

Wie ein echtes Storage-Desaster aussehen kann, enthüllte am 12. Juni dieses Jahres die New York Times. Laut ihren Recherchen fegte am 1. Juni 2008 ein Feuer durch das Archiv des Mediendinosauriers Universal Music und vernichtete über eine halbe Million unersetzlicher Master-Tapes, also mehrspurige Originalaufnahmen legendärer Werke.

Die Liste der Opfer liest sich wie das Who?s who der Musikgeschichte. Aretha Franklin, Elton John, Nirvana, Aerosmith, The Police und R.E.M. sind ebenso geschädigt wie unzählige weitere Künstler. Die Firma hielt die Katastrophe elf Jahre lang unter Verschluss und strich still und heimlich 150 Millionen US-Dollar Entschädigung von der Versicherung ein.

Lediglich ein verschwindend geringer Teil dieser Magnetbänder war zuvor digitalisiert worden. Bei einer maximalen Funktionsdauer von 30 Jahren unter optimalen Bedingungen gilt alleine dieser schleppend angegangene Prozess als schwerer Blackout in der Führungsetage von Universal. Dumm gelaufen.

Dabei hatte sich die Firma gerade erst 2019 vom US-amerikanischen Business-Magazin Fast Forward als eines der „50 innovativsten Unternehmen der Welt“ feiern lassen – inklusive der Randnotiz, Universal sei in puncto digitaler Transformation ganz weit vorne.

Entsprechend stellt sich in Zeiten hybrider Clouds und unterschiedlich gelagerter Mehrfach-Backups die Frage: Welche Datenträger sind überhaupt „sicher“ – und wie lange halten sie?

Laut einem Exposé der 1986 gegründeten Incom Storage GmbH, des Bonner Vertriebsspezialisten für Massenspeicherkomplettsysteme, kann man sich auf Mikrofilme aus Zelluloid noch am ehesten verlassen. Ihre Lebensdauer ist mit über 100 Jahren längst belegt.

Für mit Gold beschichtete CD-Rs gilt dies mangels Nachweises schon nicht mehr. Sie sollen es in der Sparte der optischen Datenträger auf eine Lebensdauer von 200 Jahren bringen können. Ähnliches wird für Blu-rays (BD-Rs) vermutet. Vorausgesetzt, beide Discs werden in Klimakammern archiviert.

Festplatten wie in RAID- oder NAS-Systemen halten laut Incom Storage hingegen bestenfalls fünf Jahre, bevor sie ausgetauscht werden müssen, ebenso wie SSDs. Bei nicht allzu hochwertig gefertigten Flash-Speichern geht man sogar eher von nur drei Jahren aus.

Zukunftsmusik ist derzeit der holografische Speicher, wie Incom betont. Dort gebe es noch nichts von Marktreife. „Produkte mit 500 GB und 1 TB Speicherkapazität wurden zwar von diversen Firmen wie Inphase, NTT, Tesa Scribos oder General Electric angekündigt, können jedoch noch immer nicht als Serienprodukt erworben werden. Somit kann schwerlich eine auch nur geschätzte Lebensdauer angegeben werden.“

Bleibt also vorerst nur der aktuelle Weg über redundante Speichersysteme. Den Künstlern von Universal dürften diese Erkenntnisse kaum zum Trost gereichen. Das Re-Mastering von Originaltiteln ist ihnen nicht mehr möglich. Aber vielleicht geht in der Vorstandskantine in Santa Monica demnächst ein bisschen früher das Licht an.

Autor: Matthias Breusch

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